Fachforum

Holotrope Atemarbeit: Neue Wege in der psychologischen Schmerztherapie

von Walter Andritzky

Die Palette der Naturheilverfahren hat sich seit Kneipps Zeiten erheblich erweitert: Neben Licht, Luft, Sonne, Lehm- und Moor, Wasseranwendungen und Massagen, Fastenkuren und Phytotherapie sind Methoden wie Akupunktur, Chiropraktik und Yoga getreten. Eines der ältesten Naturheilverfahren der Menschheit, die intensivierte Atmung unter Musikeinwirkung wurde erst in den 80-er Jahren von dem amerikanischen Psychiater Stanislav Grof wiederentdeckt.

Während bekannte Methoden der Atemschulung (z.B. der erfahrbare Atem nach Prof. Middendorf, Yoga-Pranayama etc.) u.a. damit arbeiten, den Atem in einzelne Körperregionen zu lenken, das Körperbewusstsein zu fördern oder die ,Energieströme' zu harmonisieren, knüpft die sog. "holotrope Atemarbeit" an schamanische Techniken der Heilung an: Durch Einleitung eines tiefen Trancezustandes wird dem Patienten ein Weg eröffnet, verdrängte Affekte abzureagieren, verschüttete Sinnzusammenhänge seines Lebens zu erkennen und Zugang zur transpersonalen Erlebensphäre zu erhalten. Durch den erweiterten Bewusstseinszustand, der es erleichtert, oft über Jahrzehnte ,tiefgefrorene' emotionale Blockaden aufzulösen, werden Selbstregulationsprozesse angeregt, die sich vor allem bei chronischen Schmerzzuständen, aber auch bei funktionellen und psychosomatischen Störungen häufig bereits nach wenigen Sitzungen als hilfreich erweisen.

Die psychospirituelle Dimension von Schmerz

,Schreck lass' nach'

Urschmerz der Geburt

,Reinigung' und Neugeburt

.

Schmerzerleben und ,Wandlungskrisen'

Eine Sitzung mit holotroper Atemarbeit

Literatur zum Thema:
Anderson, R., 1994, Unintended psychotherapy in the practice of traditional Chinese medicine in the United States. In: Andritzky, W. (Hg.) Alternative Medizin und Psychotherapie (S. 303-310). Berlin: VWB-Verlag.

Andritzky, W., 1992, Ein Modell holistischer Ethnotherapieforschung am Beispiel der mittel- und südamerikanischen Volkskrankheit des `susto'. In: ders. (Hg.) Jahrbuch für Transkulturelle Medizin und Psychotherapie 1991 (S. 55-112). Berlin: VWB-Verlag.

Andritzky, W., 1997, Von der Workshop-Kultur zur klinischen Praxis: holotrope Atemarbeit in der stationären Psychotherapie. In: R.v.Quekelberghe (Hg.) Ethnopsychologische Schriften (S. 83-103). Landau: Universität Landau.

Andritzky, W., 1997, Alternative Gesundheitskultur. Berlin: VWB-Verlag.

Andritzky, W., 1998, Spiritualität, Psychotherapie, Gesundheitsverhalten. Mit Ergebnissen der Düsseldorf-Studie. In: Grenzgebiete der Wissenchaft 47:1-36.

Fulder, S., 1988, The handbook of complementary medicine. Sevenoaks: Coronet Books.

Grof, S., 1980, LSD Psychotherapy. Exploring the frontiers of the hidden mind. Alameda: Hunter House.

Grof, S., 1991, Geburt, Tod und Transzendenz. Reinbek: Rowohlt.

Grof, S., 1994, Books of the Dead. Manuals for Living and Dying. N.Y.: Thames & Hudson.

Grof, S. & Ch. Grof, 1991, Die stürmische Suche nach dem Selbst. München: Kösel.

Large, R.G. & F.R. James, 1992, Chronic pain and the use of health services. In: New Zealand Medical Journal 105 (934): 196-198.

Zum Autor:
Dr. phil. Walter Andritzky, Dipl.-Psychologe,
Jg. 1950, studierte Psychologie, Soziologie und Ethnologie an der FU Berlin, danach Ausbildungen in analytischer Gruppendynamik, in katathym-imaginativer Therapie bei Prof. Leuner und zuletzt in holotroper Atemarbeit bei S.Grof. 1991-1996 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medizinische Psychologie der Univ. Düsseldorf und sechs Jahre als Therapeut an einer psychiatrischen Klinik, jetzt mit Schwerpunkt psychologischer Schmerztherapie in eigener Praxis tätig. Laufend Workshops zu holotroper Atemarbeit nach S. Grof.

Anschrift des Verfassers:
Dr. W. Andritzky
Kopernikusstr. 55
40225 Düsseldorf
Tel. 0211/345627

Diesen Beitrag in vollem Umfang finden Sie n Naturheilpraxis 4/99.

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