FACHFORUM

Migräne - miasmatisch behandelt

von Heike Schmidtke

Am 28.10.96 kommt eine 32jährige Frau, Sozialpädagogin, zu mir in die Praxis. Sie leidet seit ca.15 - 20 Jahren an Migräne. Die Anfälle treten einmal pro Monat auf und dauern 2 - 3 Tage an. Die Schmerzen sind klopfend, hämmernd; beginnen in der rechten oberen Kopfhälfte und ziehen manchmal über den ganzen Kopf. Gebessert werden die Kopfschmerzen durch Wärme (Kissen auf den Kopf), Dunkelheit und Schlaf. Einen auslösenden Faktor für die Anfälle kann die Patientin nicht benennen. Während der Anfälle werden Hevert-Migräne Tr. und Migräne-Kranit N Tbl. eingenommen.

 

Primäre Miasmatik:

Mutter: Migräne, Rheuma, Brust CA, Altersdiabetes. Vater: Malaria, Prostata CA. Schwester: Spastische Lähmung. Bruder: hatte Tuberkulose. Großvater (m): Alkoholismus. Großvater(v): Magen-Darm CA.

 

Sekundäre Miasmatik:

Kinderkrankheiten: Masern, Mumps. Rückgratverkrümmung. Oft Bronchitis als Kind, jetzt auch noch (zweimal jährlich). Oft Lymphdrüsenschwellungen am Hals. Mit 10 Jahren: Suizidversuch, Appendektomie. Mit 15 Jahren: Diagnose Schilddrüsenunterfunktion. Silber-, Nickel- und Sonnenallergie.

Gebiß: Persistieren der Milchzähne (die Patientin hat nur 10 Dauerzähne bekommen).

Menses: Kurz vor und zu Beginn starke Unterleibs- und Kreuzschmerzen. Die Blutung ist die ersten 3 Tage sehr stark und klumpig.

Fluor: Reichlich, weiß-gelblich.

Extremitäten: Seit ca. 3 Monaten stechende Schmerzen in der rechten Schulter (Deltoideusregion), ziehen auch manchmal den Arm hinunter. abends im Bett.

Schlaf: Die Patientin leidet unter Einschlafschwierigkeiten.

Wetter: - feucht-warmes Wetter (Kopfschmerzen, Schweißausbrüche) Bei feuchter Herbstluft hat sie starken Husten.

Druckempfindlichkeiten: Enge Rollkragenpullover kann sie nicht tragen (Struma)

Allgemein ist sie ein frösteliger Typ, hat oft kalte Hände und kalte Füße. Körpergröße:180 cm, Gewicht:130 kg Medikamente: Euthyrox 100 (Einnahme jedoch unregelmäßig. Wenn die Tabletten längere Zeit nicht genommen werden bekommt die Pat. Herzklopfen und Schluckbeschwerden).

 

Überlegungen zur Mittelwahl:

1 Welches Miasma steht im Vordergrund?

a) Der deutlichste miasmatische Hinweis war für mich das Persistieren der Milchzähne, ein Zeichen der Syphilinie (Die hereditären chronischen Krankheiten / Y. Laborde, G. Risch).

b) Struma ist syphilitisch (Margaret Tyler), kann aber auch tuberkulinisch sein.

c) Chron. Migräne kann L, T, S oder Kanzerinie sein (Die hereditären chron. Krankheiten)

d) Weitere syphilitische Hinweise waren: Spastische Lähmung bei der Schwester, Alkoholismus in der primären Miasmatik, Suizidversuch im Alter von 10 Jahren.

2. Ich entschied mich für Luesinum aus folgenden Gründen:

a) Hereditäres Homöosyphilitikum

b) Rheumatismus des Schultergelenks am Ansatz des Deltoideus

c) Synthesis: Kopf, Schmerz, warm, Anwendungen, warme, amel: kal. ar., mag. p., syph.

d) Reichlicher Ausfluß Verordnung am 30.10.96: Luesinum LM 18, 2 mal wöchtlich

2. Konsultation am 10.2.97: In der ganzen Zeit nur 1 Migräneanfall gehabt, mit einer Dauer von einem Tag. Jetzt hat die Patientin jedoch öfter leichte, pochende, linksseitige Kopfschmerzen (= neu). Der Schulterschmerz ist nicht mehr vorhanden. Die Schmerzen kurz vor und zu Beginn der Menses sind geringer, die Blutung ist nicht mehr so stark. Die Einschlafprobleme haben sich deutlich gebessert. Im Gesicht hat sie einen Hautausschlag bekommen: Runde, rote, trockene, leicht schuppende, nicht juckende Flecken auf der rechten Seite im Mund-Kinn-Bereich. Über der Oberlippe hat sie einen Damenbart bekommen. Seit 3 Monaten werden auf eigene Initiative hin keine Schilddrüsenmedikamente mehr genommen, es sind aber weder Schluckbeschwerden noch Herzklopfen aufgetreten. Im Januar hatte sie eine ziemlich starke Bronchitis.

Verordnung: Thyreoidinum C 200, 3 Globuli.

Überlegung: Thyr. hat das deutl. Symptom: Haarwuchs bei Frauen an der Oberlippe (AML Schroyens). Als Zwischenmittel bei Struma.

3. Konsultation am 8.3.97: Kein Migräneanfall. Die linksseitigen Kopfschmerzen sind nicht mehr aufgetreten. Der rechtsseitige Schulterschmerz ist wieder da, ebenso verstärkt Einschlafprobleme. Der Ausfluß riecht unangenehm stechend. Der Damenbart bildet sich zurück. Menses: Starke, klumpige Blutung die ersten 3 Tage. Verordnung: Luesinum LM 18, einmal wöchentlich.

4. Konsultation am 23.5.97: Kein Migräneanfall. Keine Einschlafprobleme. Struma bildet sich zurück (die vorher enganliegende Halskette hat mehr Spielraum, ist länger geworden). Ausfluß nicht mehr übelriechend. Mensesblutung nicht stark, nicht so klumpig. Eine Bronchitis im April, jetzt Reizhusten. Haut: Stark juckende kleine Pickel (Sonnenallergie).

Bemerkung: Die Patientin war noch weiterhin in Behandlung (wegen chron. Bronchitis, Allergieneigung). Die Migräne ist nicht wieder aufgetreten, letzte Rücksprache am 12.5.98.

 

Anschrift der Verfasserin:
Heike Schmidtke
Heilpraktikerin
Südlicher Dorfweg 1
25797 Wöhrden

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Naturheilpraxis 03/99