FACHFORUM

Nährstoffbehandlung bei Eßstörungen

von E. Blaurock-Busch

a) Anorexia nervosa

Eßstörungen sind nicht selten die Folge chronischer Fehlernährungen, die zusätzlich durch ungewöhnlich genetische oder organische Nährstoffbedürfnisse verschlimmert werden und im Akutzustand Magersuchtsymptome wie Depressionen, Nervosität, sogar Haarverlust oder Hautproblem auslösen. Klinische Forschungsarbeiten, die dies bestätigen, häufen sich.

Allgemein tritt das Magesuchtproblem bei Mädchen im Alter von 10 bis 15 Jahren auf, also in der Wachstumsphase. Während dieser Zeit erhöht sich die Nährstoffanforderung deutlich, in vielen Fällen auf ein Vielfaches. Die hormonelle Umstellung, sowie zusätzliche Schul- oder familiäre Streßsituationen sind eine weiter Ursache der erhöhten Nährstoffanforderungen.

Allein ein Mangel an Magnesium, Inositol und Vitamin B3 wurde mit Schlafproblemen in Verbindung gebracht. Energielosigkeit, Depressionen, sowie eine beschränkte Urteilsfähigkeit werden verzeichnet. Das Magersuchtverhalten kann somit auf die Kombination der erhöhten Anforderung und der zusätzlich zunehmenden Unterversorgung zurückgeführt werden. Die biochemische Disharmonie der Betroffenen beeinflußt das körperliche wie auch das mentale Befinden und Verhalten, sie akzeptieren immer mehr unrealistische Lebensweisen, sind vielfach unfähig Beschwerden zu äußern. Daß biochemische Störungen sich auf die Psyche auswirken, ist bekannt. In einer experimentellen, klinischen Studie wurden 9 gesunde Männer thiaminarm ernährt. Das Ergebnis war, daß fünf der Thiamin (Vitamin B1) wieder verabreicht wurde, normalisierte sich das Verhalten der jungen Testpersonen.

Riboflavin- (Vitamin B2), sowie Pyridoxinmangel (Vitamin B6) erzielt ähnliche Resultate. Dr. MW Carney und Kollegen untersuchten 172 psychiatrische Patienten, die unter Depressionen und ähnlichen Erkrankungen litten. Die Mediziner berichteten (und veröffentlichen die Ergebnisse bereits 1982), daß ein allgemeiner Mangel an Vitamin B2 und B6 bei dieser Patientengruppe zu verzeichnen ist.

Viele klinische Forschungsergebnisse befassen sich mit Pyridoxin. Dieses Vitamin nimmt wichtige Co-Enzymfunktionen ein, insbesondere in der Produktion der Monoamin-Neurotransmitter. Vitamin B6 ist außerdem notwendig für die Konversion der Aminosäure Tryptophan zu dem für Depressive wichtigen Neurotransmitter Serotonin.

Mangel an Vitamin B6 oder Tryptophan verringert die Fähigkeit realistisch zu denken und zu handeln. Die klinischen Forscher JW Stewart und Kollegen, wie auch M Carney weisen auf die Häufigkeit des Pyridoxinmangels bei depressiven Patienten. Dr. Carney berichtet, daß die Kombination von Vitamin B6 und B2 Mangel die Neigung zu Depressionen und ähnlichen psychiatrischen Erkrankungen wesentlich erhöht. Stewart berichtete schon 1984, daß eine Vit. B6-Unterversorgung nicht nur Depressionen, sondern auch Taubheitsgefühle der Extremitäten und sogar Lähmungserscheinungen verursachen kann.

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