Grundannahmen der Naturheilkunde

Gesundheit - ein ganzheitlicher Begriff

von Klaus Binding

Jeder Heilungsansatz geht von einer bewußt oder auch unbewußt definierten Vorstellung von Gesundheit aus. Menschenbild und die Heilmethode bestimmen, was als gesund gilt und welcher Weg dorthin führt. Die Frage, was der Mensch ist und wodurch sein gesunder Zustand charakterisiert wird, ist die Grundfrage, die am Beginn aller Heilbemühungen stehen muß. Wird der Mensch als "wandelnde Chemiefabrik" verstanden, wie es Klaus Heintz und Armin Traute in ihrer AIDS- Aufklärungsbroschüre "Aktiv gegen das Virus" erklären, ist die antiretrovirale Therapie nur folgerichtig und ein negatives Testergebnis wird mit Gesundheit gleichgesetzt. Der Operations- und Transplantationseifer der Universitätsmedizin entspringt einer Auffassung, die den Menschen als vernunftbegabte Maschine sieht, die durch Teileaustausch reparabel ist. Dagegen verweigern andere aus Glaubensgründen eine Bluttransfusion, weil sie den Menschen als göttliches Geschöpf betrachten und im Blut das Medium der Seele erkennen.

Der Gesundheitsbegriff und die therapeutischen Schritte zur Erreichung von Gesundheit spiegeln wissenschaftliche, moralische und religiöse Wertvorstellungen wider, die außerdem zeit- und kulturabhängig sind. In der modernen Gesellschaft definiert die Schulmedizin, genau wie Gesetz und Religion, was normal, angemessen oder wünschenswert ist. Die etablierte Medizin besitzt die Macht, die Beschwerden des einen als legitime Krankheit zu erklären, den zweiten als krank zu bezeichnen, obwohl er keine Symptome beklagt und dem dritten die soziale Anerkennung seines Leidens zu verweigern. In der Regel entscheidet der Arzt darüber, was ein Symptom und wer krank oder gesund ist. Ist die Gesellschaft einmal so organisiert, daß die herrschende Medizin Leute zu Patienten erklären kann, weil sie ungeboren oder Neugeborene sind, weil sie sich in den Wechseljahren oder im "gefährlichen" fortgeschrittenen Alter befinden, dann verlieren die Menschen unweigerlich ihre Autonomie und ein naturbezogenes Krankheits- und Körperkonzept. Dieser Verlust an Eigenständigkeit nimmt im Vorgeburtlichen seinen Anfang und endet in den häufigsten Fällen im Krankenhaus, wo der heutige Mensch seine Würde einbüßt, selbst zu erkennen, wann seine Zeit abgelaufen ist und in eigener Verantwortung zu sterben.

Um zu einem individuellen Verständnis von Gesundheit zu gelangen, das mehr als bloßes biologisches Funktionieren beinhaltet, muß das heute weit verbreitete Gesundheits- und Körperkonzept kategorisch in Frage gestellt werden. Der häufigste Fehler der Mediziner ist es, Gesundheit als Norm festzulegen und Norm, statistisch ermittelt, mit Durchschnittsbefund gleichzusetzen. Tatsächlich ist jede Gesundheit ein unaustauschbares Phänomen und bedeutet mehr als nur die Abwesenheit von Krankheiten und Gebrechen.

Anschrift des Verfassers:
Klaus Binding
Heilpraktiker
Ringelahweg 7
38518 Gifhorn

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Naturheilpraxis 03/99