Obstipation

Alles über Obstipation

von Dagmar Lahn und Arne Krüger

Zum Anfang ein Gedicht:

Verstopfung

Man kann mit ethischen Entschlüssen
Zum Dürfen wandeln sonst das Müssen.
Nur die Verstopfung schafft Verdruß:
Man darf: - Was hilfts, wenn man nicht muß?
Eugen Roth
Der Wunderdoktor

Allgemeines zur Bedeutung der Darmentleerung:

Der menschliche Dickdarm besitzt beim Erwachsenen eine Länge von ca. 90 - 130 cm. Appendix (Wurmfortsatz) und Rectum haben hierbei eine geschlossene Längsmuskelschicht, während die Längsmuskulatur im Colon zu drei Bündeln (Taenien) zusammengefaßt ist. Zwischen den Taenien finden sich Aussackungen in der Colonwand, die Haustren. Die Dickdarmschleimhaut besitzt im Unterschied zum Dünndarm keine Zotten, dafür aber eine große Zahl von kleinen Einziehungen, den Krypten. Als wesentlichste Funktion des Dickdarms findet sich die Regulation des Volumens und der Elektrolytzusammensetzung des Stuhls. Über eine verminderte oder vermehrte Wasserausscheidung kann auch der Wasser- und Elektrolythaushalt des Körpers reguliert werden. Im Dickdarm werden Natrium- und Chlorid-Ionen sowie Wasser resorbiert und Kalium- und Bicarbonat-Ionen sezerniert. Neben den Sekretionsvorgängen im Bereich des Elektrolythaushaltes werden auch Giftstoffe im Dickdarm ausgeschieden, welche sich in den Ballaststoffen der Nahrungsreste einlagern und so den Körper verlassen können. Aus diesem Grunde ist auch eine ausreichende Aufnahme von ballaststoffreicher Nahrung für die Entgiftung des Körpers wichtig. Auch die Dickdarmflora ist von großer Bedeutung für den Organismus. Etwa ein Drittel der Trockenmasse des Kotes wird durch ausgeschiedene Bakterien ausgemacht. Die Dickdarmflora besteht aus überwiegend anaeroben Keimen, die u.a. Vitamin K synthetisieren. Wie im Dünndarm finden sich auch im Dickdarm große Mengen B- und T-Lymphozyten, die für die immunologische Dickdarmfunktion verantwortlich sind.

Das lymphatische Gewebe des Darms wird auch als Bursa-Äquivalent bezeichnet, da hier wahrscheinlich die immunologische Prägung der B-Lymphozyten stattfindet, was bedeutet, das diese immunologisch kompetent gemacht werden.

Für die Darmentleerung sind muskuläre, humorale, endokrine und nervöse Faktoren verantwortlich. Für den Ablauf des Analreflexes und die Darmentleerung sind die aktive Beteiligung der Beckenbodenmuskulatur sowie im unteren Sakralmark liegende intakte spinale Zentren gleichermaßen wichtig. Über eine Dehnungsreizung der Rectum- und Sigmoidwand kommt es zur Erregung von wandlokalisierten Rezeptoren, welche dann den Defäkationsreflex auslösen. Nach der Rectumkontraktion und Verkürzung kommt es zuerst zur Erschlaffung des vegetativ innervierten Musculus sphincter ani internus. Erst zum Schluß erschlafft der durch das Zentralnervensystem innervierte Musculus sphincter ani externus. Der äußere Schließmuskel kann willkürlich kontrolliert werden, wobei wir diese Kontrolle erst erlernen müssen, daher macht man sich als Säugling auch in die Hose. Außerdem haben seelische Haltungen, Gestimmtheiten und Gewohnheitsbildungen an der Darmfunktion Anteil, denn auch diese läuft nicht rein reflektorisch, sondern als ein Zusammenspiel von willkürlichen und unwillkürlichen Faktoren ab.

Psycholanalytisch wird die Analzone in Verbindung mit der unterdrückten Auflehnung gegenüber Autoritäten in Verbindung gebracht. Ebenfalls sind Enddarm und Analregion erogene Zonen. Für das Kleinkind ist, bevor die Ekelschranke errichtet wird, das Spielen mit dem Kot lustvoll. Später kann der Verzicht auf den Besitz der Fäces durch erzwungene Abgabe derselben mit Verlust- und Angsterlebnissen verbunden sein. Das Zurückhalten des Kotes, die Angst, sich selbst oder etwas herzugeben, aufzugeben, kann schon bei Kindern sehr ausgeprägt sein. Dem gegenüber verbinden sich andererseits mit der leichten, zu schnellen und häufigen Kotabgabe die Unfähigkeit, etwas zu behalten, die übertriebene, selbstlose Hingabe bis hin zur Überwältigung im Erlebnis der Ohnmacht, des Ausgeliefertseins.

Wie beim Essen findet auch bei der Kotabgabe keine isolierte und automatisch ablaufende Organfunktion statt, sondern sie ist in eine zwischenmenschliche Situation eingebettet: Das Kind lernt durch die Eltern, seinen Stuhlgang zu beherrschen und die von ihm gewünschte zeitliche Abgabe der Faeces. Neben der Einstellung des Gestillt- und Gefüttertwerdens durch die Mutter ist die Sauberkeitsgewöhnung die früheste soziale Lernerfahrung und verbindet sich u.U. mit traumatischen Ersterfahrungen. Die Kotabgabe hat den Charakter eines Geschenkes in der Beziehung zu einer geliebten Person. Erzwungen stellt sie die Unterwerfung gegenüber einer ängstlich gefürchteten Autoritätsperson dar. Viele Kinder bezwecken mit der Zurückhaltung der Faeces, ihren Gefühlen des Widerstandes und der Ablehnung einer als zu feindselig und lieblos empfundene Umwelt Ausdruck zu verleihen. Das beharrliche Zurückhalten der Faeces durch das Kind ist ein symbolischer Akt der Herausforderung und häufig Ursache der Verstopfungsprobleme der Erwachsenen.

Der Bauchraum als Angriffsort der "harten Gefühle":

Bauchkrankheiten können im allgemeinen ein Hinweis darauf sein, daß der von ihnen betroffene Mensch eine gewaltige Gefühlsaufladung im Bauch zurückhält. Diese Gefühlsaufladung entlädt sich dabei innerhalb der Magen-Darm-Wände und fügt seinen inneren Organen Schaden zu. Menschen, die es sich verbieten, "harte" Emotionen auszuleben, verbergen sich oftmals hinter einer Persönlichkeitsmaske übertriebener Ruhe. Sie wirken meist nach außen hin ruhig und gelassen und neigen selten zu Gewalttätigkeit. Dafür haben sie ihre Gefühle im Bauch eingemauert, sie sind hartleibig, wie von einem Panzer umgeben. Ein direkter Hinweis auf den somatischen Schauplatz bestimmter Empfindungen sind daher Aussprüche wie: "Habe ich eine Wut im Bauch" oder "Das habe ich bis heute noch nicht verdaut."

Der Bioenergetiker Alexander Lowen bemerkte in diesem Zusammenhang: "In jedem gehemmten und verklemmten Menschen entsteht eine tiefe Kümmernis, und viele Leute ziehen es vor, gehemmt zu bleiben, um dieses Gefühl, das meist an Verzweiflung grenzt, nicht an sich herankommen zu lassen. Man kann sich der Verzweiflung aber stellen und den Kummer durcharbeiten, wenn ein verständnisvoller Therapeut dabei hilft; ich möchte dabei allerdings betonen, daß es keineswegs leicht ist. Kummer und Weinen werden im Bauch zurückgehalten, und hier sammelt sich auch die Ladung. Der Weg zur Freude führt unweigerlich durch Verzweiflung." Laut Rüdiger Dahlke symbolisiert der Dickdarm das Unbewußte, im buchstäblichen Sinne die Unterwelt. In der Mythologie bedeutet das Unbewußte das Totenreich.

So gesehen ist der Dickdarm ebenfalls das Totenreich, denn in ihm befinden sich Stoffe, die nicht in Leben umgewandelt werden konnten, er ist der Ort, wo Gärung auftreten kann. Gärung wiederum bedeutet einen Fäulnis- und Sterbeprozeß. Das Unbewußte bedeutet die Nachtseite. Symbolisiert der Dickdarm die Nachtseite, so entspricht der Kot den unbewußten Inhalten. Mit anderen Worten: Obstipation ist gleichzusetzen mit der Angst, unbewußte Inhalte ans Tageslicht kommen zu lassen. Der Verstopfte versucht, unbewußte, verdrängte Inhalte bei sich zu behalten. Seelische Eindrücke werden gestaut, man kann keinen Abstand zu ihnen gewinnen, indem man sie nicht hinter sich lassen kann.

Obstipation und Bauschmerzen beim Kind:

Obstipation und Bauschmerzen beim Kind können nach Ausschluß organischer Krankheiten als psychosomatische Erkrankungen beobachtet werden. Funktionelle Bauchschmerzen bei dreijährigen Kindern zeigen sich oft in Familien mit engen Gefühlsbindungen, ja oft in überbehüteten Familien. Die Psychosomatik sieht diese Bauchschmerzen unter dem Aspekt, einen Versuch zur Schaffung eines autonomen Bereiches innerhalb der Familie für das Kind. Das Bauchweh kann als Indikator für Angst und Unwohlsein fungieren. Bei der funktionellen Obstipation handelt es sich um wechselnde Schmerzen, Obstipation und auch Diarrhoe. Die entsprechenden Familien sind fast zwanghaft mit der Obstipation beschäftigt. Durch eine oftmals minuziöse Defäkationskontrolle wird den Kindern jegliche Intimität genommen. Der "Stinker", "Neger" oder "AA" wird zum bestimmenden Thema in der Familie. Die Kinder schwanken zwischen Opposition und Anpassung, zwischen Abhängigkeit und Unabhängigkeit. Die funktionellen Bauchschmerzen werden als Vorläufer späterer Beziehungskrisen in der Adoleszenz angesehen. Auch in der Präpubertät können sich funktionelle Bauchschmerzen zeigen, hier kommen Kinder mit labilem Selbstwertgefühl bevorzugt vor. Sie sind passiv und schutzsuchend, vermeiden Rivalitäten und sträuben sich gegen die beginnenden pubertären Umwandlungen des Organismus.

Obstipation als Krankheitsbegriff:

Obstipation bedeutet erschwerte oder seltene Stuhlausscheidung als chronische funktionelle Störung, die nicht auf Stenosen, Entzündungen oder Medikamente zurückzuführen ist. Die Darmträgheit kann je nach Ursachen zu unterschiedlichen Symptomen führen. Allen Formen gemeinsam ist die zu geringe, seltene oder ganz ausbleibende Entleerung des Stuhls. Hinzu kommen verschiedene, zum Teil subjektiv sehr unangenehme Begleitsymptome. 80 - 90 % der Obstipation sind funktioneller Natur. Die psychologische, emotional bedingte Form findet sich als Nebensymptom bei mehreren psychosomatischen Krankheiten, wie z.B. Magersucht, aber auch isoliert als chronische, habituelle Obstipation. Bei der Obstipation wird der Stuhl zu langsam durch den Dickdarm transportiert, dabei wird ihm zuviel Wasser entzogen, so daß er verhärtet und die Schleimproduktion der Schleimhaut nicht mehr ausreicht. Es kommt zu einer typischen Stausituation. Die Betroffenen fühlen sich schwer und voll und manchmal auch innerlich verschmutzt. Häufig finden sich auch subjektive Störungen wie Kopfschmerzen, Mattigkeit und hypochondrische Ängstlichkeit. Diese Ängstlichkeit resultiert gewöhnlich aus der Phantasie einer drohenden Vergiftung durch die Ausscheidungsorgane. Als Persönlichkeiten dieser Störung finden sich häufig pessimistische Menschen. Sie haben keinerlei Vertrauen in die Umwelt, fühlen sich von allen zurückgestoßen und ungeliebt. Häufig sind sie entschlossen, durchzuhalten, wenn ein Problem auftritt, das sie nicht lösen können, so z.B.: "Es ist ein freudloser Beruf, aber es ist das beste, was ich tun kann," oder "Diese Ehe wird niemals besser, aber ich kann sie nicht aufgeben." Diese Personen sind von dem Gefühl durchdrungen: "Ich kann einfach nicht aus mir heraus, ich bin `verstopft', ich muß alles zurückhalten, auch meine Gefühle. Ich habe Angst mich hinzugeben." Demzufolge sind "Verstopfte" häufig auch in der Sexualität zurückhaltend. Sie haben Angst, etwas zu verschenken und wollen alles für sich behalten.

Chronische Obstipation verweist auf eine Einstellung grundsätzlicher Zurückhaltung. Oft verbindet sich damit die Unfähigkeit, Gefühle zu investieren.

Die verschiedenen Formen der Obstipation:

Akute Stuhlverstopfung:

Die akute Verstopfung wird zunächst nur subjektiv als unangenehm empfunden. Die Zurückhaltung des Stuhles bei sonst vorher regelmäßiger Darmtätigkeit tritt plötzlich für einen oder mehrere Tage auf und führt zum allgemeinen Unbehagen und Völlegefühl im Leib. Der Darm kann übermäßig arbeiten und dadurch den Stuhl so stark eindicken, daß er hart und bröckelig wird. Die Entleerung erfolgt schließlich nur noch unter erheblicher Mühe. Die Ursachen hierfür sind harmlos, wie z.B. seelisch-nervöse Verkrampfungen des Darmes bei Aufregungen, Ernährungsänderungen, bei Reisen oder bei Krankheiten, die eine ballaststoffarme Diät erfordern. Der Stuhlgang stellt sich bald von selbst wieder ein, in den seltensten Fällen benötigt man Abführmittel, wenn die Verstopfung zu lange dauert. Meist genügen vermehrte Ballaststoffzufuhr, Milchzucker und Entspannungsübungen.

Wenn die akute Verstopfung aus unklaren Ursachen auftritt und länger als einige Tage dauert, sollte ein Therapeut aufgesucht werden, um eine evtl. sich dahinter verbergende Krankheit oder einen Darmverschluß abzuklären. Dies gilt im besonderen im höheren Alter und bei zusätzlich auftretenden unklaren Beschwerden.

Chronische Obstipation:

Häufig entwickelt sich die chronische Obstipation aus einer falsch behandelten akuten Verstopfung. Wenn man gegen diese gleich Abführmittel einnimmt, kann diese Einnahme leicht zur Gewohnheit werden, und der Darm entleert sich irgendwann überhaupt nicht mehr ohne solche Hilfen.

Bei der chronischen Obstipation kommt es zwar zur Entleerung des Darmes, diese erfolgt aber in großen Abständen und in zu geringen Mengen und oftmals nur unter starkem Pressen. Der Stuhl ist oft hart, bröckelig und dunkel. Hierbei drohen dann sehr schmerzhafte Einrisse (Fissuren) der Afterschleimhaut sowie eine Verschlimmerung schon bestehender Hämorrhoiden, die beim Pressen u.U. sogar aus dem After hervortreten. Die Stuhlentleerung wird dann so schmerzhaft, daß sie solange wie möglich zurückgehalten wird, was die Verstopfung natürlich weiter verschlimmert.

Nimmt man Abführmittel ein, wird der Stuhl zwar weicher, die Schleimhaut und der After werden aber ebenfalls gereizt und führen dadurch wiederum zu Schmerzen.

Die chronische Obstipation stellt eine dauernde Gefahr für die Gesundheit dar, selbst wenn die Beschwerden im Vergleich zu anderen Krankheitsbildern gering sind. Die nicht rechtzeitig ausgeschiedenen Schlacken und Giftstoffe gelangen in den Körper, da sie zum Teil wieder aus dem zurückgehaltenen Stuhl aufgenommen werden. Kopfschmerzen und Hautunreinheiten können die Folge sein. Mit einer andauernden Obstipation sollte man sich nie abfinden oder sie nur mit Abführmitteln behandeln. Im Laufe der Zeit werden vor allem die Darmflora und die Darmschleimhaut geschädigt, ebenfalls kann sich die Haustrenstruktur verringern. Im schlimmsten Falle kommt es zum Ileus oder zu Darmkrebs.

Erkrankungen, die ebenfalls zur chronischen Obstipation führen können, sind Systemerkrankungen, lokale neurologische Störungen und neurologische Erkrankungen.

An Systemerkrankungen kommen Encephalitiden, Meningitiden, Hypothyreose, Hypercalciämie, Morbus Conn, Diabetes insipidus, Morbus Addison, ein Vitamin B1-Mangel, Urämie oder Porphyrie in Betracht. An neurologischen Erkrankungen ist an Morbus Parkinson, zerebrale Thrombosen, Tumoren, Verletzungen des Rückenmarkes oder Schlaganfälle zu denken.

Auch Medikamente wie Opiate, Ganglienblocker, Anticholinergika, Antacida, Antipyretika, Sympathomimetika, Antidepressiva, etc. können zur Obstipation führen.

Reizcolon oder Colon irritabile:

Beim Reizcolon wechseln sich Obstipation und funktionelle Durchfälle ab. Charakteristisch für den Reizcolon sind vor allem krampfartige oder drückende Schmerzen im gesamten Abdomen. Frauen zwischen 25 und 50 Jahren erkranken 2 - 3 mal häufiger als Männer.

Klagen über Blähungen, Völlegefühl, Übelkeit, Aufstoßen, manchmal sogar Erbrechen sowie Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln werden laut. Aber trotz der massiven, keineswegs eingebildeten Symptome ergibt sich in der Regel bei der gründlichen Darmuntersuchung kein krankhafter Befund.

Vereinzelt werden zwar Erkrankungen in der Umgebung des Darmes festgestellt, z.B. eine Gallenblasenentzündung, aber in vielen Fällen erklären sich die heftigen Beschwerden aus Fehlfunktionen des vegetativen Nervensystems, die wiederum häufig seelischer Ursache sind.

Angst und Spannung sowie der ständige Konflikt zwischen Festhalten-Wollen und Hergeben-Müssen zeichnet die in der Regel Ich-schwachen Menschen aus. Sie sind in ihrer motorischen und affektiven Entfaltung gegenüber Eltern und anderen Menschen abhängig geblieben. Sie bleiben innerlich auf Nähe, Anerkennung und harmonische Verbindung mit Autoritäten angewiesen. Mit bequemen Arzneimitteln ist hier auf Dauer nicht geholfen, diese reizen den Darm ohnehin nur noch weiter. Aufputschende Genußmittel wie Kaffee und Cola und individuell unverträgliche Nahrungsmittel sollten gemieden werden, um den Darm nicht noch mehr zu reizen. Ferner wären ein Entspannungstraining und häufig auch eine Psychotherapie sinnvoll.

Schafskotstuhl- oder Bleistiftstuhl:

Diese bei chronischer Obstipation typische Stuhlveränderung tritt durch krampfhaft gesteigerte Darmbewegungen des Dickdarmes ein. Dazu kommt es häufig infolge seelisch-nervöser Beeinflussungen. Seinen Namen hat er daher, daß die zu seltenen kleinen Portionen an die kleinen Kotkugeln der Schafe erinnern oder an Bleistifte.

Eine gründliche Untersuchung zur Abklärung körperlicher Ursachen, z.B. Verwachsungen oder Tumore, sollte baldmöglichst erfolgen, bevor als Ursache seelisch-nervöse Faktoren gesichert sind.
Häufig fällt dieses Krankheitsbild unter den Oberbegriff des Colon irritable.

Obstipation infolge chron. Abführmittelmißbrauches (Laxantien-Colon):

Hierbei handelt es sich um einen Zustand nach jahre- bis jahrzehntelangem Abführmittelabusus. Die Einnahme erfolgte ursprünglich aus Gründen der Obstipation, kann sich aber durch psychische Störungen verselbständigen (Anorexia nervosa, Bulimia nervosa). Es stellt sich dann ein typischer Zwang zur Steigerung der Arzneimitteldosis ein, da ständig eingenommene Abführmittel irgendwann ihre Wirksamkeit verlieren, was wiederum eine Dosiserhöhung erforderlich macht und somit alle Merkmale einer Suchtkrankheit entstehen. Die Einnahme bis zu 50 Abführtabletten am Tag sind dann durchaus keine Seltenheit. Dies muß bei der Therapie berücksichtigt werden, indem man die Abführmittel ausschleicht und nicht gleich alle auf einmal absetzt.

Die Begleitsymptome der Obstipation:

Ein häufiges Symptom der Obstipation ist Appetitlosigkeit. Im Grunde ist dies eine natürliche, ja sogar erwünschte Reaktion. Wenn sich der Stuhl im Darm staut, ist natürlich nicht mehr genug Platz für weitere Nahrung. Durch die verminderte Nahrungsaufnahme bei länger dauernder Obstipation kann aber Unterernährung mit daraus folgenden Mangelzuständen auftreten. Und natürlich kommen zu wenig Ballaststoffe in den Darm, um die natürliche Stuhlentleerung wieder in Gang zu bringen. Wenn sich der Stuhlgang normalisiert hat, verschwindet auch die Appetitlosigkeit. Zum Essen zwingen sollte man sich nicht, das führt nur zum Ekel vor der Nahrung und schließlich zum Erbrechen.

Sehr quälend sind die bei der Darmträgheit entstehenden Blähungen, die hauptsächlich durch Gärungs- und Fäulnisprozesse im zurückgehaltenen Darminhalt entstehen. Zuerst treten oft nur Völlegefühl mit leichten kolikartigen Beschwerden auf, die noch durch abgehende Winde zu beeinflussen sind. Dauert die Obstipation länger an, verschlimmern sich die Zustände bis hin zu regelrechten Blähsuchtanfällen. In diesen kommt es zu heftigen Koliken und das Zwerchfell wird von den gasgefüllten Därmen nach oben gedrängt und beengt Herz und Lungen. Es kommt in dramatischen Fällen bis hin zu akuten Herzanfällen und schwerer Atemnot, die ärztliche Behandlung nötig machen. Die Koliken entstehen durch einen Stau im Darm. Dieser Stau übt einen mechanischen Reiz auf die Darmwand aus. Bei chronischer Obstipation gelingen aber die Bewegungen der Darmmuskulatur in Richtung Darmausgang nicht mehr oder zumindest nicht ausreichend. So bleibt der Reiz andauernd bestehen, der Darm kommt überhaupt nicht mehr zur Ruhe und reagiert mit Koliken. Wenn sich dabei oft auch noch seelisch-nervöse Einflüsse einstellen, die eine zusätzliche Darmbewegung entstehen lassen, verschlimmert sich das Symptom noch mehr.

Bei fortbestehender Obstipation stauen sich mit dem Kot auch seine Schlacken und Giftstoffe. Wenn Leber und Nieren mit der Entgiftung nicht mehr nachkommen, erfolgt eine leichte Selbstvergiftung, die vor allem zu chronischen Kopfschmerzen führt. Beim Darmverschluß gelangen diese Gifte in solchen Mengen in den Körper, daß Leber und Nieren zusammenbrechen. Es kommt zu Stuhlvergiftungen mit Bewußtseinsstörungen, kotartigem Geruch der Haut sowie zu Koterbrechen. Nur eine sofortige Operation kann hier noch helfen. Ein anderes Problem der dauerhaften Obstipation sind Divertikel als Erschlaffungen der Dickdarmwand bedingt durch schwaches Bindegewebe.

Therapieansätze und Ernährungshinweise:

Physiologische Therapien:

Die Therapie einer wie auch immer gearteten Obstipation erfordert vom Behandler und dem Patienten ein erhebliches Maß an Geduld. Der Einsatz von Medikamenten der Schulmedizin kommt, wenn überhaupt, nur ganz differenziert unter Berücksichtigung der vorhandenen Obstipationsform in Frage. Der erste Schritt besteht immer in der Aufklärung, Änderung der Lebensweise und ausreichender Zufuhr von Ballaststoffen, um wieder eine geregelte Darmtätigkeit herzustellen.

Bei Ernährungsumstellung ist aber gezielt vorsichtig vorzugehen. So kann die Ernährung z.B. bei chronischem Abführmittelmißbrauch noch nicht viel zur Stuhlentleerung beitragen. Der chronisch gereizte Darm braucht Schonung und versagt bei radikaler Ernährungsumstellung z.B. nach M.O. Bruker zunächst einmal völlig. Die Ernährung nach M.O. Bruker besteht in der Hauptsache aus pflanzlichen Produkten, von denen mindestens 1/3 in roher Form aus Obst, Salat, Rohkostplatten und Frischkornbrei aus vollem Korn, wobei auf jeglichen Fabrikzucker und Weißmehle verzichtet wird. Dadurch ist eine ausreichende Zufuhr von Ballast- und anderen Vitalstoffen gewährleistet, denn Vitalstoffe bleiben in pflanzlicher Rohkost am besten erhalten. Aber Vorsicht: In den allerwenigsten Fällen vertragen die Patienten eine solche Radikalkur. Im Gegenteil können sich Gastritis und verstärkte Obstipation einstellen. Auch mit Leinsamen und Weizenkleie ist vorsichtig umzugehen, da diese bei nicht genügender Flüssigkeitszufuhr die Verstopfung noch verschlimmern. Dem Patienten muß klar gemacht werden, daß die Beseitigung der Schäden durch jahrzehntelangen Abführmittelmißbrauch auch jahrelang dauern kann. Je mehr und je länger Abführmittel eingenommen werden, desto mehr Schäden können entstehen und desto schwerer fällt die Entwöhnung. Bei Reizdarm-Patienten, die allgemein eine normale oder nur gering verlängerte Darmtransitzeit aufweisen oder bei der habituellen Obstipation ist die Vollwerternährung prinzipiell angezeigt. Der Patient muß im Laufe der Zeit selbst herausfinden, welche Nahrung für ihn die richtige ist. Bei Patienten mit verzögerter Darmpassage und schwerer Obstipation müssen zusätzlich noch Anthrachinone und Bisacodyl sowie Cisapril zum Einsatz kommen. Laxanzien sollten intermittierend, d.h. mit mehrtägigen einnahmefreien Intervallen gegeben werden. Einen ganz wichtigen Stellenwert nimmt die Bewegung ein. Regelmäßige körperliche Aktivität gewährleistet zwar noch keine regelmäßige Stuhlentleerung, ist aber für eine bessere Durchblutung und Stärkung der Bauchorgane äußerst wichtig. Gymnastik und speziell Bauchübungen sollten daher mindestens zweimal die Woche durchgeführt werden, sofern der Allgemeinzustand es zuläßt. Ansonsten sollte öfter mal die Treppe anstelle des Fahrstuhles genommen werden, das Rad sollte das Auto ab und zu ablösen und kürzere Wege zu Fuß erledigt werden. Ein guter Erfolg kann auch mit der Eigenurintherapie erzielt werden: Hierbei wird der Mittelstrahlurin am Morgen getrunken, was eine vermehrte Ankurbelung des Stoffwechsels zur Folge hat.

Die richtigen Entspannungstechniken oder andere Therapieformen, wie z.B. die Atemtherapie nach Middendorf oder Gindler/Goralewski sowie Yoga, müssen vom Patienten selber herausgefunden werden. Auch Einläufe als Ableitungsmethode können teilweise von Nutzen sein, doch sollte dies auch nur im Rahmen einer allgemeinen Darmsanierung erfolgen und kein Dauerzustand werden.

Diätetik:

Nahrungsmittel, die zur Unterstützung der Darmfunktion und Darmentleerung in Frage kommen, sind: Frisches Obst, eingeweichte Feigen, Pflaumen, Datteln und rohe Salate. Gemüse mit einem hohen Rohkostanteil. Vollkornbrot, Sauermilch und Sauermilchprodukte. Rohes Sauerkraut als Vorspeise oder Sauerkrautsaft. Wasser, dünner Tee oder Mineralwasser, wobei mindestens 2 Liter am Tag zu trinken sind. Es sollte generell eine ballaststoffreiche, schlackenhaltige, eiweißreiche Kost sein, wobei eine Eiweißüberladung aber zu vermeiden ist.

Die diätetischen Maßnahmen können akut noch durch Milchzucker als Nahrungsergänzung unterstützt werden. Nach dem Ende der Säuglingsperiode reduzieren sich im Dünndarm die Lactasen. Diese Enzyme sind physiologischerweise für die Spaltung des Milchzuckers (Lactose) zuständig. Bei einer Verminderung der Lactasen bleibt der Milchzucker im Darm, bindet reichlich Wasser und führt so zur Aufweichung des Kotes. Zusätzlich zu dieser abführenden Wirkung können die Darmbakterien den Milchzucker zu Milchsäure abbauen und damit das saure Darmmillieu wiederherstellen, welches bei Fehlgärungen im Darm oft gestört ist. Eine beschleunigte Darmpassage und eine Förderung der Stuhlentleerung kann auch durch den Verzehr von 15 - 20 g Weizenkleie am Tag unterstützt werden. Bei der Weizenkleie sollte man aber stets darauf achten, daß diese auch frisch ist, denn Weizenkleie wird schnell ranzig oder schimmelig.

Zu meiden sind Kakao, Schokolade, Haferschleim und Heidelbeeren, da diese Nahrungsmittel stopfend wirken. Dafür können aber Gewürzkräuter wie Schnittlauch, Meerrettich, Fenchel, Kümmel und Basilikum sehr förderlich wirken.
Zur Regulation des irritierten Darmes hat sich auch die Kur nach F.X. Mayr bewährt. Hierbei werden als Frühstück und Mittagessen trockene und altbackene Brötchen in kleinen Bissen so lange gekaut, bis sie sich im Speichel aufgelöst haben. Dann wird der Brötchenbrei mit einem Teelöffel Milch zusammen heruntergeschluckt. Man kann bei der korrekten Anwendung der Mayr-Kur soviel Brötchen zu sich nehmen wie man möchte. Am Abend wird Lindenblütentee mit Honig und Zitrone zu sich genommen. Außerdem kann reichlich Mineralwasser getrunken werden. Besonders wichtig sind bei der Mayr-Kur die entsprechende Bauchmassage und die regelmäßige Darmentleerung.

Gewürze:

Eine große Zahl von Gewürzen können bei Menschen, die zur Verstopfung neigen, hilfreich sein.
Anis (Pimpinella anisum) enthält als Hauptwirkungsbestandteil das Anisöl. Anis findet Verwendung bei Süßspeisen, Backwaren, Bonbons und als Anislikör. Die verdauungsfördende Wirkung von Anisschnäpsen wie Ouzo (Griechenland), Raki (Türkei) und Pernod (Frankreich) ist bekannt. Anis wirkt verdauungsanregend, krampflösend und entzündungshemmend. Besonders bei Blähungen und Bauchkrämpfen ist Anis bewährt. Im geistig-seelischen Bereich regt Anis das Gefühlsleben an und reduziert negative Gefühle. Anis kann bei Säuglingen und Kleinkindern als Anistee bei Blähungen verwendet werden, wozu 1 - 2 Teelöffel Anissamen mit einer Tasse kochenden Wassers überbrüht und nach 15 Minuten abgeseiht werden. Davon kann 2 - 3 mal täglich getrunken werden.

Fenchel (Foeniculum vulgare) enthält ätherische Öle, die bei Blähungen und Verdauungsproblemen helfen können. Hierzu können die Fenchelfrüchte (1/2 Teelöffel) mindestens eine Minute gekaut werden.
Zudem kann man auch Fencheltee trinken.

Galgant (Alpinia officinarum) ist ein Gewürz der südostasiatischen Küche. Die malayische und arabische Medizin kannten schon Galgant und auch in der Hildegardmedizin hat es eine große Bedeutung.
Nach den Arzneibüchern der chinesischen Medizin bewirkt Galgant (liang-kiang , feiner milder Ingwer) die Anregung aller Verdauungsvorgänge, besonders bei Verstopfung und Blähungen ist Galgant hilfreich. Neben der Verwendung als Gewürz kann Galgant als Tonikum verwendet werden. Dazu werden aus einer frischen Wurzel 20 Gramm Pulver ausgemahlen und mit 1/2 Liter kochenden Wassers aufgegossen. Den Aufguß läßt man 25 min ziehen und nimmt dann alle drei Stunden 1 Eßlöffel des Tonikums.

Koriander (Coriandrum sativum) ist ein Gewürz aus dem vorderen Orient. Koriander hilft bei Darmträgheit und Verstopfung, wobei zusätzlich auch der Appetit angeregt wird.
Neben der Verwendung als Gewürz kann man bei Darmträgheit zweimal täglich jeweils 1/2 Teelöffel Korianderfrüchte mindestens eine Minute lang kauen. Nach dem Kauen sollten die Früchte dann allerdings ausgespuckt werden.

Die Tamarinde (Tamarindus indica) stammt vom Tamarindenbaum, wobei die Hülsen des Baumes als Gewürz verwendet werden. Bei chronischen Verstopfungen wird 1 Eßlöffel Tamarinde mit 1/2 Liter Wasser überbrüht und muß dann eine Stunde ziehen. Danach wird von dem abgeseihten Wasser zweimal täglich ein kleines Glas vor den Hauptmahlzeiten getrunken. Neben der abführenden Wirkung ist die Tamarinde auch zur Unterstützung der Leber hilfreich.

Hildegardmedizin:

Die Hl. Hildegard von Bingen empfiehlt bei Magen-Darm-Leiden wie Verstopfung und Darmträgheit als Nahrungsmittel Dinkel, Obst und Gemüse, naturbelassenes und kaltgepreßtes Sonnenblumenöl, frische Sahne und Butter, eine salzarme Küche mit frischen Kräutern und Gewürzen, Buttermilch, Sauermilch, Frischkäse, Kräutertees, Dinkelkaffee und Dinkelbier, Rotwein und Apfelmost.

Als Gewürze sollten Ackerminze, Bachminze, Bertram, Brennessel, Brunnenkresse, Fenchel, Kornelkirsche, Melde, Petersilie, Rettich, Schlehenfrüchte, Christrosenwein und Enzianwein. Meiden sollte der Kranke fettes Fleisch, Wurst, Speck, Schweinefleisch, geräuchertes und gepökeltes Fleisch, Eier, Käse, geräucherten Fisch, Aal, Bückling, Zucker, Süßspeisen, Backfette, fette Backwaren, Bohnenkaffee, Alkohol, Nikotin, gesüßte Säfte und Rohkost.

Arzneitherapie:

Bei Abführmitteln (Laxantien) kann man folgende grundlegenden Gruppen unterscheiden:

1. Gleitmittel
2. Füllmittel und Quellmittel
3. salinische und osmotisch wirksame Abführmittel
4. antiabsorptiv und sekretagog wirkende Stoffe
5. Arzneimittel, die die Peristaltik des Darmes direkt anregen

Gleitmittel:

Bei den Gleitmitteln wird der Kot durch sie eingehüllt und wie mit einem Schmiermittel leichter absetzbar gemacht. Hierzu können nicht- oder schwer resorbierbare Öle wie Paraffinöl oder Glycerin und anionische Detergentien (z.B. Natriumdioctylsulfosuccinat) verwendet werden. Diese Öle können sowohl oral verabreicht werden oder per Suppositorien (Zäpfchen).

Füll- und Quellmittel:

Bei den Füll- und Quellmitteln werden Stoffe verwendet, die nicht verdaut und nicht resorbiert werden können. Diese Stoffe quellen unter Aufnahme von Wasser im Darm auf und vergrößern dadurch das Volumen des Darminhaltes. Durch die folgende Dehnung der Darmwand wird reflektorisch die Defäkation in Gang gesetzt. Als Quellmittel können Schleimstoffe (Mucilaginosa) wie Agar agar, Flohsamen, Methylzellulose, Leinsamen, Weizenkleie, Traganth etc. verwendet werden. Beim Einsatz von Quellmitteln muß stets auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden, weil durch die Flüssigkeitsaufnahme des Quellmittels eine vorhandene Obstipation sonst noch verstärkt werden kann.

Salinische und osmotische Laxantien:

Bei den salinischen und osmotisch wirksamen Abführmitteln werden Arzneien verwandt, die ebenfalls nicht oder nur schlecht resorbiert werden können. Durch die osmotische Anziehungskraft wird viel Wasser im Darm gebunden und dadurch die Eindickung der Faeces verhindert. Hierzu können Kohlenhydrate wie Lactose (Milchzucker), Sorbit oder Mannitol aber auch Mineralsalze wie Glaubersalz (Natriumsulfat), Bittersalz (Magnesiumsulfat) u.v.a. verwendet werden. Die Kohlenhydrate binden das Wasser an ihren Hydroxylgruppen (-OH).

Antiabsorptive Laxantien:

Bei den antiabsortiv und darmreizend wirkenden Arzneien kommt es zur Anlagerung der Laxantien an die Darmschleimhaut im Dünndarm und im Colon. Als Folge der Reizwirkung kommt es zu einer Erhöhung der Darmprostglandinausschüttung, was zu einer gesteigerten Flüssigkeits- und Elektrolytsekretion in den Darm führt. Auch wird die Natriumresorption und in Folge auch die Wasseresorption gehemmt. Diesen Effekt haben z.B. Antrachinone (Folia Sennae, Rhizoma Rhei, Cortex Frangulae, Cascara Sagrada, Aloe), Ricinolsäure (Ricinusöl), Diphenole (Phenolphthalein, Bisacodyl, Natriumpicosulfat) u.v.a.. Durch die Aufweichung der Fäces wird auch in diesem Fall die Stuhlabgabe erleichtert. Als Nachteil kann es bei dieser Gruppe der Laxantien aber zu sehr unangenehmen Darmreizungen kommen.

Antrachinone haben ein trizyklisches, aromatisches Grundgerüst. Sie wirken auf den Darm über eine Freisetzung von Histamin und von Prostaglandinen. Dadurch kommt es im Darm zu einer Steigerung der Peristaltik. Ebenfalls wird die membranständige Natrium-Kalium-Pumpe im Dickdarm blockiert, was die Elektrolyt- und Wasserrückresorption aus dem Dickdarm stark einschränkt. Zusätzlich findet man im Dickdarm auch eine vermehrte Schleimproduktion.

Das Rizinusöl ist ein Triglycerid der Rizinolsäure und wird durch die pankreatischen Lipasen im Dünndarm freigesetzt. Neben der Irritation der Darmschleimhaut kommt es durch das Rizinusöl auch zu einer Histaminfreisetzung.

Darmstimulantien:

Zu den Arzneimitteln, die die Darmperistaltik direkt stimulieren, gehören in erster Linie Parasympathomimetika, die durch den direkten neuromuskulären Angriff am Darm über muskarinartige Acetylcholinrezeptoren die Darmmotilität erhöhen und die Darmsekretion steigern. Wegen der zum Teil heftigen Überreaktionen des Darmes auf diese Arzneimittel sollten diese nicht mehr verwendet werden. Indirekte Parasympathomimetika (z.B. Neostigmin) haben eine schwächere Wirkung, doch besteht auch hier bei einer Überdosierung die Gefahr von Koliken, Darminvaginationen oder Darmrupturen.

Grundsätzlich besteht bei allen Laxantien die Gefahr, daß Nebenwirkungen wie Malabsorptionssyndrome, eine spastische Colitis, wäßrige Durchfälle, Wasser- und Elektrolytverluste, Muskelschwäche oder Krämpfe auftreten. Bei einer längeren Anwendung kommt es durch die Gewöhnung des Darmes an die Laxantien zu einer Darmatonie und zur Verstopfung.

Pflanzenheilkunde:

In der Pflanzenheilkunde wird zwischen den Pflanzen mit quellender Wirkung und den Pflanzen, die antiabsorptiv wirken, unterschieden. Hierbei kommen in Betracht:

Aloe (Aloe barbadensis oder Aloe capensis)
Aloe besteht aus dem eingedickten Saft der Aloeblätter und enthält Anthrachinone, hauptsächlich Barbaloin, Aloin A, Aloin B, Aloinosid A und Aloinosid B. Es gibt Pulver, Trockenextrakte und flüssige Zubereitungen, wobei es zu einer Verflüssigung des Stuhles kommt (siehe Arzneitherapie). Bei chronischer Anwendung können sich Elektrolytverluste, besonders ein Kaliummangel entwickeln, weshalb von einer Dauereinnahme abzuraten ist, was natürlich für fast alle Laxantien gilt. Die reizende Wirkung auf den Dünndarm kann aber auch zur übermäßigen Irritation führen. Auch sollte die Droge bei einer Schwangerschaft nur mit Vorsicht angewandt werden, da es zu Uteruskontraktionen kommen kann.
Die Tagesdosis liegt bei 0,05 - 0,2 g Aloepulver, welches maximal 1 - 2 Wochen genommen werden sollte.

Flohsamen (Psyllii semen)
Flohsamen werden aus getrockneten reifen Samen von Plantago psyllium Linne und Plantago indica Linne syn. Plantago ovata gewonnen. Die Flohsamen enthalten in erster Linie Schleimstoffe und wirken so als Gleit- und Füllmittel, wobei die Transitzeit des Darminhalts durch eine Volumenzunahme beschleunigt wird. Neben der Gefahr der Gewöhnung sollte auch auf manchmal auftretende allergische Reaktionen bei der Verwendung der Flohsamen geachtet werden.

Die Tagesdosis liegt bei 10 - 30 g Droge, die als Tee eingenommen werden sollte. Hierzu wird 1 Teelöffel der Droge mit 1 Tasse Wasser vorgequellt und nach 30 Minuten eingenommen, wobei mindestens 2 Tassen Wasser nachgetrunken werden müssen.

Frangulae cortex (Faulbaumrinde)
Faulbaumrinde besteht aus der getrockneten Rinde der Stämme und Zweige von Rhamnus frangula Linne. Auch die Faulbaumrinde wirkt über die Anthrachinone, wobei es sich hier in erster Linie um Glucofrangulin und Frangulin handelt. Wirkung und Gefahren entsprechen denen der Aloe, wobei die Faulbaumrinde deutlich schwächer wirkt als Aloe oder Senna.

Die Tagesdosis liegt bei 20 - 160 mg Inhaltsstoff, was als Teezubereitung 1 - 2 Tassen Tee entspricht, der vor dem Schlafengehen getrunken wird. Für die Teezubereitung nimmt man einen gut gefüllten Teelöffel, welcher mit einer Tasse kochenden Wassers übergossen wird. Nach 10 Minuten ziehen, wird der Tee durch ein Teesieb abgegossen und getrunken.

Leinsamen (Lini semen)
Leinsamen bestehen aus den getrockneten, reifen Samen von Linum usitatissimum Linne. Die Samen enthalten Hemizellulose, Zellulose und Lignin. Durch diese Stoffe kommt es zur Wirkung als Quellmittel. Bei den Leinsamen kann die ganze Droge (2 - 3 x tgl. 1 Eßlöffel) oder der Leinsamenschleim eingenommen werden. Neben der Quellwirkung des Leinsamens wirkt auch die Blausäure abführend. Bei nicht-erhitzten Leinsamen kann das in den Samen enthaltene Enzym Linase aus den Samen Blausäure freisetzen. Die Blausäure wirkt darmreizend. Eine Intoxikation in Form einer systemischen Blausäurevergiftung ist wegen der geringen Mengen in den Leinsamen nicht zu erwarten.

Die Tagesdosis liegt bei ca. 45 g Leinsamen. Bei Verwendung der ganzen Droge werden 2 - 3 mal täglich jeweils 1 Eßlöffel Leinsamen zusammen mit reichlich Flüssigkeit eingenommen.
Leinsamenschleim wird aus 2 - 3 Eßlöffeln geschroteten oder zerkleinerten Leinsamen hergestellt, welche mit 0,5 - 0,75 Liter Wasser über Nacht eingeweicht werden.
Bei der Verwendung von Leinsamenschrot (Lini contusi semen) muß auf zwei Dinge geachtet werden. Zum einen muß man darauf achten, daß zum Leinsamen genug Flüssigkeit aufgenommen wird, da es sonst durch die starke Quellwirkung des Leinsamenschrotes zur Verstärkung der Verstopfung kommen kann.
Zum anderen müssen die gestoßenen Leinsamen innerhalb einer Woche verbraucht werden, da sie sonst ranzig werden können.

Rhabarber (Rhei radix)
Rhabarber besteht aus den getrockneten unterirdischen Teilen von Rheum palmatum Linne, Rheum officinale Baillon. Rhabarber enthält Anthrachinone, im besonderen Rhein, aber auch Gerbstoffe, Flavone und Stärke. Die Wirkungsweise des Rhabarbers entspricht ebenfalls der Aloe. Die Tagesdosis liegt bei 1,2 - 4,8 g Droge. Als Teezubereitung wird 1 Teelöffel Droge mit 1 Tasse Wasser aufgegossen, 10 Minuten ziehen gelassen und dann durch ein Teesieb abgegossen. Bei Rhabarbertinktur sollte man abends einen Eßlöffel zu sich nehmen. Der arzneilich verwendete Rhabarber ist übrigens mit dem Speiserhabarber (Rheum rhabarbarum, Rheum rhaponicum) nicht identisch, da dieser die abführenden Wirkstoffe nur in kleiner Dosis enthält.

Senna (Folia Senna, Sennesblätter)
Von Cassia acutifolia und Cassia angustifolia können die Sennesblätter (Sennae folium) oder die milder wirkenden Sennesfrüchte (Sennae fructus) verwendet werden. Die Senna enthält Anthranoide, Schleim und weinsaure Salze. Die Inhaltsstoffe von Senna hemmen die Wasser- und Elektrolytresorption aus dem Dickdarm und führen somit zu einer Volumenzunahme des Darminhaltes. Die Senna ist ein zuverlässiges und kräftiges Abführmittel, doch sollte die richtige Dosis (1 - 2 g) beachtet werden, da es sonst zu flüssigem Stuhlgang und Leibschmerzen (2 - 4 g) oder sogar zu Koliken, Übelkeit und Erbrechen (8 - 12 g) kommen kann. Da die Nebenwirkungen in erster Linie auf dem Harzanteil der Senna bestehen, sollte ein Sennesblättertee mit kaltem Wasser (Mazerat) aufgesetzt werden und längere Zeit stehen. Weitere in Frage kommende Phytotherapeutika sind Plantago lanceolata (Spitzwegerich), Taraxacum officinale (Löwenzahn), Ricinus communis (Wunderbaum), Astragalus gummifer (Tragant), Carica papaya (Melonenbaum), Crocus sativus (Safran), Prunus spinosa (Schlehe), Rhamnus catharcticus (Kreuzdorn), Tamarindorum pulpa (Tamarindenmus), Ficus carica (Feige), Triticum aestivum (Weizenkleie).

Bei Teezubereitungen ist der Zusatz von Kamille und Fenchel hilfreich, da diese die abführende Wirkung der anderen Pflanzen unterstützen und zusätzlich auch noch den Geschmack verbessern.

Homöopathie:

In der homöopathischen Betrachtung sind in der konstitutionellen Behandlung natürlich alle homöopathischen Arzneien zu beachten. Bei einer symptombezogenen Behandlung im Rahmen von bewährten Indikationen kommen folgende Mittel in Betracht, die entweder in der D 6 zweimal täglich über 14 Tage einzunehmen sind oder in der C 30 dreimal täglich über drei Tage aufgelöst in einem Glas Wasser eingenommen werden können. Bei konstitutionellen Behandlungen sollte die Dosierung natürlich vom Therapeuten ausgewählt werden.

Alumina
Ist besonders angezeigt bei Säuglingen nach unpassender Ernährung. Man findet eine Obstipation mit vergeblichem Drängen und starkem Drücken und Pressen. Der Stuhlgang ist hart, bröckelig und immer sehr wenig. Selbst weicher Stuhl wird nur unter Schwierigkeiten entleert. Die Patienten sind häufig alte Menschen mit einem Mangel an Vitalität. Die Patienten haben einen gierigen Hunger. Es kann auch zum Stuhlabgang beim Wasserlassen kommen. Es kommt zur Verschlimmerung durch Kälte und im Winter sowie Unverträglichkeit von Kartoffeln.

Calcium carbonicum
Calcium carbonicum als großes Hahnemannisches Antipsoricum ist ein wichtiges Mittel bei Obstipation. Es paßt für phlegmatische und träge Patienten mit verspäteter geistiger Entwicklung. Die Patienten sind ängstlich, pessimistisch und passiv. Man findet eine chronische Obstipation, besonders bei Kindern und Jugendlichen. Das Gewebe erscheint schlaff. Die Patienten sind leicht ermüdbar und haben eine Abneigung gegen Sport und Bewegung sowie gegen Fleisch und gekochte Speisen. Der Stuhl ist anfangs hart, später pastenartig und dann mitunter flüssig. Es zeigt sich eine Verschlechterung durch Kälte, Nässe, körperliche und geistige Anstrengung. Eine Besserung erfolgt durch Wärme, Liegen und leichte Bewegung. Häufig findet sich eine Rechtsseitigkeit der Symptome.

Graphites
Graphites paßt für depressive Patienten mit hyperthyreotem Habitus. Es findet sich eine atonische Obstipation. Der Kot besteht meist aus großen, knotigen Stühlen mit fädigem Schleim. Die Patienten sind adipös und haben eine kalte und pastöse Haut mit Frostigkeit. Die Haut ist trocken und es kommt zu Rhagaden (Schrunden) an den Schleimhäuten. Die Patienten haben eine Neigung zu vermehrter Schleimsekretion, was auch an Schleimfetzen im Kot zu erkennen ist. Kälte verschlechtert und Wärme bessert bei diesen Patienten.

Lycopodium
Hier finden sich cholerische und hypochondrische Patienten, die sich gerne über ihre Stuhlmodalitäten unterhalten. Die Patienten sind intelligent und geistig beweglich. Sie machen einen vorzeitig gealterten Eindruck. Der Oberkörper ist meist abgemagert und der Bauch häufig aufgegast.

Die Patienten haben Heißhunger, sind aber nach wenigen Bissen gesättigt. Sie leiden unter spastischen Obstipationen mit starken Blähungen. Beim Stuhlgang haben sie immer das Gefühl einer unvollständigen Darmentleerung. Die Patienten haben meist kalte Hände und Füße.

Es findet sich eine Verschlechterung durch Wärme und Ruhe und eine Besserung durch frische Luft und Bewegung. Eine zeitliche Verschlimmerung findet sich gegen 16.00 - 20.00 Uhr.

Natrium muriaticum
Hier findet sich in der Ätiologie eine Kummersituation bei reizbaren und gedrückten Menschen. Die Patienten sind hager, anämisch und blaß. Sie zeigen eine Isolationstendenz, eine Schwäche um 11.00 Uhr und eine große Trockenheit von Haut und Schleimhäuten. Der Stuhlgang ist sehr trocken und bröckelig. Anstrengungen wirken sehr schwächend und eine Besserung erfolgt durch Ruhe und Liegen.

Nux vomica
Es sind erregbare und reizbare Patienten mit überwiegend sitzender Lebensweise.
Die Patienten zeigen beim Aufwachen häufig noch Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen und einen Widerwillen gegen Speisen und Getränke. Menschen die viel Stimulanzien brauchen wie Alkohol, Nikotin, Koffein, gutes Essen. Bei Patienten, die regelmäßig große Mengen an Abführmitteln nehmen. Es besteht zwar Stuhldrang, es geht aber kein Stuhl ab, und die Patienten haben ein stetes Völlegefühl.

Nux vomica ist auch erstes Mittel der Wahl bei der Obstipation, die durch den Mißbrauch von Abführmitteln entstanden ist. Frühmorgens schon zeigen sich Übelkeit und Erbrechen, begleitet vom bitteren, sauren oder fauligen Geschmack. Es kann zum Erbrechen kommen mit dem Herauswürgen von wäßriger Flüssigkeit oder von Speisen, Schleim, Galle und Blut. Verdauungsbeschwerden von Kopf- und Geistesarbeitern passen zu Nux vomica, besonders akute und chronische Gastritiden. Man findet eine Krampfneigung des Magens und des Darms, häufig verbunden mit einer spastischen Obstipation und dem Abgang nur geringer Kotmengen. Die Patienten zeigen Hunger trotz vorhergegangener Übelkeit und Hunger mit Abneigung gegen das Essen. Die Magengegend ist empfindlich gegen Druck von außen, z.B. gegen den Druck von Kleidung. Der Patient öffnet nach dem Essen gleich den Hosengürtel, um den unangenehmen Druck zu mindern. Nach dem Essen kommt es zu einem Völlegefühl und zur Auftreibung des Leibes. Es kommt zum Bedürfnis aufzustoßen, doch dabei fühlt der Nux vomica Mensch häufig eine krampfartige Zusammenschnürung der Speiseröhre. Die Magenbeschwerden sind 1 - 2 Stunden nach der Nahrungsaufnahme besonders stark vorhanden. Auffällig ist, daß es zu Heißhunger kommt, besonders einen Tag vor dem Auftreten von Beschwerden. Die Nux vomica Patienten zeigen ein Verlangen nach fetten Speisen, die allerdings nicht vertragen werden. Es zeigt sich ein Widerwille gegen die gewohnten Speisen, besonders gegen Fleisch. Es kann zu einer Abneigung gegen Alkohol und Tabak kommen. Es findet sich häufig Verstopfung mit heftigem, erfolglosem Drängen. Der Stuhlgang ist unvollständig und nicht erleichternd. Der Nux vomica Mensch hat oft das Gefühl, als ob ein Teil zurückbliebe. Die Peristaltik ist unregelmäßig. Es kommt zu Verstopfung und Durchfall im Wechsel, besonders nach dem Abführmittelmißbrauch. Der Stuhlgang wird als frustral beschrieben. Die Patienten rauchen gerne auf dem Klo und sind häufig Dauersitzer. Es kommt zu Schmerzen beim Stuhlgang, teilweise verbunden mit lautem Schreien. Die Nux vomica Menschen sind leidenschaftlicher Abführmittelnehmer. Sie haben gerne Durchfälle, weil dann der Stuhlgang leicht abgeht. Durch das lange Sitzen auf der Toilette kommt es, verbunden mit dem heftigen Pressen beim Stuhlgang, zu Hämorrhoiden.

Okoubaka
Bei kurzfristiger Verstopfung, welche durch den Mißbrauch von Abführmitteln entstanden ist.

Opium
Bei inaktivem Rektum, sehr seltenem Stuhldrang. Es sind Menschen, die lebhaft und reizbar sind, sowie leicht erschrecken. Im Abdomen herrscht völlige Ruhe und Atonie. Opium ist besonders bei Bettlägrigkeitsobstipationen angezeigt. Man findet kleingeformten Stuhl. Alles wird schlimmer durch Wärme und es kommt zur Besserung durch kalte Speisen und Getränke.

Sepia
Der Sepia-Typ ist häufig hager und dunkel. Es findet sich eine depressive und ängstliche Stimmungslage mit großer Gleichgültigkeit. Bei Frauen findet man häufig eine Regelunregelmäßigkeit und Anomalien im Regelablauf. Es finden sich Hypotonie, Pigmentveränderungen, venöse Insuffizienz, Hämorrhoiden und Senkungsbeschwerden.
Es kommt zur Verschlechterung durch Kälte, Essen und während der Menses.

Miasmatische Bedeutung

Miasmatisch ist die Obstipation ein überwiegend auf die Psora hinweisendes Leiden. Für die Zuordnung zur Psora sprechen die andauernde Hartnäckigkeit der Verstopfung, das Fehlen der Darmtätigkeit, kein Stuhldrang, trockene Stühle, die schwer zu entleeren sind. Lediglich starke Rectumzusammenschnürung ist ein Hinweis auf Syphilis und heftige Hämorrhoiden sind ein Hinweis auf die Sykose.

Edelsteintherapie:

Als Stein, der bei Verstopfung helfen kann, kommt der gelbe Jaspis in Frage, denn er aktiviert den Parasympathicus, regt die Bauchspeicheldrüse und die Hormondrüsen an und stärkt den ganzen Unterleib. Hierzu sollte der gelbe Jaspis über Nacht auf dem Solarplexusbereich fixiert werden.

Psychotherapie:

Ist die Abklärung organbedingter Erkrankung erfolgt und der Patient auch ernährungsmäßig besser eingestellt, empfiehlt sich in vielen Fällen besonders bei Colon irritabile und chron. Abführmittelmißbrauch eine begleitende Psychotherapie. Zu empfehlen ist eine aufdeckende Therapie, die die unterdrückten Phantasien und Affekte zur Sprache bringt und sie in der Vorstellung und gefühlsmäßig aktualisiert. Es geht darum, den Patienten in eine Verfassung zu bringen, in der er durch neue aufsteigende Einfälle, Phantasien, Erinnerungen usw. die Schranke des Vergessenen, des Nicht-Wissen-Wollens, die gesamte Verdrängungsschranke überwindet, die Abwehr fallenläßt und zu neuen Einsichten kommt. Die Therapieformen reichen vom einfachen ärztlichen aufdeckenden Gespräch bis zur psychoanalytischen Langzeittherapie. Entscheidend ist die Einbeziehung der Persönlichkeit, das Verständnis der Konfliktsituation, die Betrachtung der Geschichte. Ohne Verständnis und Verbalisierung der belastenden Situation sind die körperlichen Behandlungen oft nur Stückwerk. Zu beachten für psychotherapeutische Verfahren ist das Alter des Patienten. Mit zunehmenden Jahren verfestigt sich die Struktur des Menschen immer mehr und die Abwehr manifestiert sich, wenn nicht in jüngeren Jahren eine Offenheit für Psychodynamisches erworben wurde. Ein totaler Zusammenbruch der Abwehr garantiert nicht immer den besten Erfolg, ja kann den Patienten sogar nachhaltig schädigen.

Hydrotherapie und Massage:

Vor dem Aufstehen ist oft eine Selbstmassage des Bauches sinnvoll, wobei im Uhrzeigersinn der Bauch im Verlauf des Colons ausgestrichen wird. Auch ansteigende Sitzbäder, die in 15 - 20 Minuten von 37°C auf 40°C ansteigen, können hilfreich sein. Nach dem Sitzbad ist eine Ruhezeit von 30 Minuten wichtig. Weitere Hilfsmittel und Therapieformen finden wir in Massagen, z.B. der Massage nach F.X. Mayr, der Bindegewebsmassage nach Dicke/Teirich-Leube oder der Massage nach Harth. Ebenfalls sind hydrotherapeutische Anwendungen hilfreich, wie Unterkörperwaschungen, abendliches Wassertreten oder der heiße Heusack bei spastischer Obstipation. Bei akuter Obstipation können auch Einläufe zur Aufweichung des Darminhaltes und zur Anregung der Defäkation helfen. Die Einläufe werden am besten mit warmem Leitungswasser, evtl. mit Zusatz von Kamillentee durchgeführt.

Verdauung aus yogischer Sicht:

Yoga ist ein menschlicher Entwicklungsweg, der Körper, Geist und Seele zu vereinigen sucht. Es geht darum, auf diesen drei Ebenen das "niedrige" Selbst, das nur als Reaktion auf Umstände existiert, zu verbinden mit dem "höchsten" Selbst, das aus einem universellen und unabhängigen Bewußtsein heraus lebt. Das Wort Yoga wird von dem Sanskrit-Wort Yuj abgeleitet, was soviel wie verbinden heißt.

Was hat nun so eine spirituelle Disziplin mit dem eher ungeliebten Thema Verdauung zu tun?
Yoga verbindet das Shakti-Zentrum mit dem Shiva-Zentrum. Das Shakti-Zentrum liegt am unteren Ende der Wirbelsäule, im wärmsten, beweglichsten Körperbereich, bei den Ausscheidungs- und Fortpflanzungsorganen, dem Zentrum der sich immer wandelnden Kreativität der Natur. Das Shiva-Zentrum liegt oben auf dem Scheitelpunkt, am kühlsten, steifsten Körperteil, in der Nähe des menschlichen Denkorgans, im Zentrum der universellen Bewußtheit. Diese Verbindung wird erreicht durch Körperübungen, Atemführung, Meditation, eine yogische Lebensweise und Philosophie. Es ist ein ganzheitlicher Weg, zu welchem auch das Thema Verdauung gehört.

Noch etwas zu den yogischen Körperübungen: Da es ca. 84 Basishaltungen im Yoga gibt, von denen sich zahllose andere Haltungen ableiten, ist es hier unmöglich, die Yoga-Übungen zu beschreiben. Ich nenne sie daher nur bei dem Übungsreihen-Namen und beschränke mich auf Besonderheiten, wie z.B. die Elefanten-Kriya. Magen, Dünndarm und Dickdarm bilden zusammen eine Einheit, den Verdauungstrakt. Sie haben aber jeweils einen eigenen Meridian und sind deshalb energetisch und psychosomatisch verschieden.

Magen

Der Magen hat einen Eingang (Cardia) und einen Ausgang (Pförtner). Die Magenschleimhaut hat ca. 35 Mio. Drüsen, die tägl. ungefähr 3 l Magensaft produzieren.
Besonders wichtig für die Eiweißspaltung ist die Salzsäure. Der Magenmeridian verläuft vom Auge ganz über die Vorderseite des Körpers bis zum zweiten Zeh.

Verschiedene Muskeln im Hals- und Brustbereich, die als Testmuskeln mit diesem Meridian verbunden sind, zeigen, daß dieser sehr empfindlich ist für emotionale Belastungen. Diese Muskeln werden sofort schwach, wenn man an irgendein gravierendes emotionales Problem auch nur denkt. Das stimmt genau überein mit den astrologisch-psychosomatischen Entsprechungen für den Magen, denn symbolisch fällt dieses Organ unter den Mond, das universelle Symbol für die Gefühle.

Emotionen:
Negativ: Unfähigkeit, Ideen und Meinungen anderer aufzunehmen; Angst vor neuen Eindrücken; Übererregung, Gier. Dinge "hineinfressen", "sauer-sein."
Positiv: Sich selbst und andere annehmen, Gefühle äußern, geöffnet sein, Geborgenheit und Hingabe. Der Magen, der das Essen empfängt und mit Enzymen und Magensäure zur Verdauung vorbereitet, steht offensichtlich in Analogie zum Akzeptieren emotionaler Impulse, die aus der Umwelt kommen. Bei zu großer emotionaler Belastung, Aggression, Sorgen oder "Zuviel-Schlucken" verspannt sich der Magen, sondert zuviel Säure ab und bildet schließlich Magengeschwüre.

Ein lebendiger Magen, das hat man bei Erste-Hilfe-Fällen beobachtet, ist ständig in Bewegung und verändert seine Form. Bei emotionalen Reizen errötet oder erblaßt er.

Nahrungsmittel:
Als Nahrungsmittel kommen in Frage: Sprossen, Yoghurt, Weizenkeime, Bierhefe, Obstessig, ganze Körner, gutes Kauen. Bei Schmerzen Kartoffelsaft. Kräuter: Kamille, Pfefferminze, Ingwer, Süßholz, Lobelie, Fenchel, Huflattich, Melisse.

Yogaübungen:
Sitze im Schneidersitz, trinke ein Schlückchen Luft durch den Mund beim Einatmen, mache ein paar Kreise mit dem Magen nach links, dann nach rechts, atme langsam durch den Mund aus. Jeden Tag mit nüchternem Magen. Verschiedene Übungsreihen, z.B. Leber-Magen-Darm-Set. Übungen für die Testmuskel: M. pectoralis major clavicularis, M. levator scapulae, M. brachioradialis, Hals- und Nackenmuskeln.

Dünndarm

Beim nächsten Verdauungsorgan, dem Dünndarm, handelt es sich um einen anderen Prozeß.
Vom Magen aus gelangt der Speisebrei in den Zwölffingerdarm (20 cm lang). Dort wirken der Gallensaft und die Enzyme der Bauchspeicheldrüse auf den Speisebrei ein und alkalisieren ihn. Fette werden von Enzymen für die Resorption vorbereitet, die im weiteren Teil des Dünndarms erfolgt.

Kohlenhydrate und Proteine, die bereits im Mund und im Magen durch die Amylase des Speichels und durch die Magensäure vorverdaut wurden, werden im Zwölffingerdarm von den Bauchspeicheldrüsenenzymen Amylase und Trypsin bearbeitet. Im Jejunum (2,50 m) und Ileum (3,60 m) wirken weitere Verdauungsenzyme auf den Darminhalt ein.

Diese werden von den Drüsen der Darmwand sekretisiert. Der Darminhalt wird durch peristaltische Muskelbewegungen massiert. Im Dünndarm gibt es 50 verschiedene Bakterien, besonders Milchsäurebakterien. Diese sind sehr anfällig gegenüber denaturierter Kost und Antibiotika. Bei Verstopfung ist die Muskulatur des Darms verkrampft und es findet eine langsame Peristaltik, gegenüber der schnellen Peristaltik bei Durchfall, statt.

Emotionen:
Der Dünndarm steht für die Assimilation von Gedanken und Ideen. Hier geht es nicht um das Akzeptieren, sondern um das Analysieren, Aussortieren und Verändern.
Vielleicht verläuft deshalb auch der Dünndarm-Meridian vom Ohr bis zum kleinen Finger, im Yoga Merkurfinger genannt, symbolisch für Kommunikation und Verstand. Tatsächlich steht der Dünndarm in der Astrologie unter dem Einfluß des Planeten Merkur und des dazugehörigen Tierkreiszeichens Jungfrau, das auch mit Analysieren und Ordnen zu tun hat.

Hat man das Gefühl, das Leben nicht mehr zu verstehen, kann sich das chronisch im Körper als ein Dünndarm-Problem festsetzen. Eine als chaotisch empfundene Umwelt ergibt dann chaotische Dünndarm-Prozesse: Darmgase, Durchfall, Entzündungen oder Divertikel (Ausstülpungen der Darmwand).

Negativ: Nicht gewürdigt, unter Druck verpflichtet, selbstsüchtig. Positiv: Anerkennung, erwünscht, eifrig, kooperativ, selbstlos.

Nahrungsmittel:
Hilfreich sind Weizenkeime, grünes Blattgemüse, grüne Erbsen, Kohl. Um den Magen und den Verdauungstrakt vollkommen "durchzupusten", ungespritzte Orangenschalen sehr, sehr fein hacken, in etwas Olivenöl anbraten und etwas Wasser und evtl. Gelbwurz hinzufügen. Wegen seiner stark abführenden Wirkung wird es abends gegessen. Einmal in der Woche nur gekochte Weizenkörner essen: Morgens mit Yoghurt, mittags mit Ingwer, Knoblauch und Zwiebeln.

Yogaübungen:
Alle Übungen, welche die Bauchmuskulatur stärken, wie z.B. Radfahren im Liegen, oder in der Rückenlage die Beine 90 Grad herauf- und herunterziehen. Magen-Leber-Darm-Set, Set zur Stärkung von Bauch und Unterleib. Übungen für die Testmuskeln: M. quadriceps femoris, Bauchmuskeln.

Dickdarm

Der Dickdarm gehört wieder in einen anderen Zusammenhang. Er besteht aus aufsteigendem, quer-verlaufendem und absteigendem Dickdarm sowie dem Rektum. Seine Funkton ist die Fermentation der ausgewerteten Nahrung - über die Darmflora, die Darmbakterien. Dann werden der Nahrung die so gewonnenen Nährstoffe mit dem Wasser entzogen, und schließlich wird der übriggebliebene Rest ausgeschieden. Der zum Dickdarm gehörende Meridian beginnt bei einem anderen Sinnesorgan, nämlich bei der Nase. Von dort aus verläuft er zum Zeigefinger. Und so wie unser Riechorgan zu den entwicklungsgeschichtlich ältesten Sinnesorganen zählt, so gehört der Dickdarm astrologisch zum Planeten Pluto, der in der Astrologie unsere tiefsten Triebe, Urängste und Leidenschaften symbolisiert.

Emotionen:
Das Hauptproblem des Pluto-Musters - Nicht-loslassen-Können - manifestiert sich im Dickdarm auf der körperlichen Ebene oft als Verstopfung. Viele Dickdarmkrankheiten hängen psychosomatisch mit platonischen Themen zusammen: Schuldgefühle, Machtkämpfe und obsessive Leidenschaften. Jede Art von Verstopfung steht auch mit dem Dickdarm in Zusammenhang, sei es auf der körperlichen Ebene oder wenn es um Beziehungen, Besitz, Gedanken und Ideen geht.
Negativ: Erschöpft, einsam, übergangen, Neid, Zweifel, heftiges Verlangen, nicht verstanden, mit der Weisheit am Ende, verloren.

Positiv: Mild, nachsichtig, Hoffnung, unterstützt, befriedigt, Gewißheit, klar, verstanden, unterstützend, fähig.

Nahrungsmittel:
Es verlangt nach viel Wasser. Grünes Blattgemüse, Kefir, Yoghurt, Bierhefe, Algen.
Kräuter: Beinwell, Fenchel, Knoblauch.

Yogaübungen:
Im Schneidersitz sitzend die Hände hinter dem Rücken verschränken. Tief einatmen, ausatmen und den Kopf und die Wirbelsäule zum linken Knie beugen, einatmen, aufrichten, ausatmen, Kopf und Wirbelsäule zur Mitte beugen, einatmen aufrichten usw. In der Rückenlage beim Einatmen das rechte Bein 90 Grad hochziehen, beim Ausatmen senken, beim Einatmen das linke Bein 90 Grad hochziehen, beim Ausatmen senken usw. Magen-Leber-Darm-Set, Set für Bauch und Unterleib.
Übungen für die Testmuskeln: M. tensor fasciae latae, M. quadratus lumborum, Unterschenkelbeuger.

Neben dem psychosomatischen Bereich ist in Bezug auf die Verdauungsorgane der wichtigste Bereich natürlich insgesamt die Ernährung. "Du bist, was du ißt." Und zwar buchstäblich. Es gibt bestimmte Körperzellen, wie z. B. die Zellen an der Handinnenseite, die sich alle 24 Stunden erneuern. Die meisten anderen Zellen erneuern sich zwar viel langsamer, aber innerhalb von sieben Jahren ist die ganze Körpersubstanz Zelle für Zelle, Molekül für Molekül, erneuert. Die Qualität dieser neuen Zellen ist natürlich abhängig von der Qualität der Baustoffe, die man seinem Körper über die Ernährung zur Verfügung stellt. Das Gebiet der Ernährung ist geradezu ein Schlachtfeld widerstreitender Ideen. Es ist der Schauplatz eines Dogmenkrieges, auf dem man leicht verspannt, chaotisch und schuldbewußt werden kann. Gerade das ist aber, wie wir gesehen haben, nicht eben das Beste für Magen, Dünndarm und Dickdarm.

Yogische Ernährung heißt im Allgemeinen:
Yogis essen lakto-vegetarisch, biologische Vollwertprodukte ohne chemische Zusätze, sie verzichten auf Alkohol, Koffein und Süßungsmittel. Mindestens einmal pro Jahr machen sie eine Reinigungs- bzw. Monodiät, die genauso wirksam wie das Wasserfasten ist, den Körper aber nicht so aus dem Gleichgewicht bringt wie dieses. In einer Monodiät ißt man eine bestimmte Zeit lang - eine Woche oder sogar einen Monat - nur ein Nahrungsmittel, um den Körper zu reinigen.

Im Frühling bietet sich die Gründiät an. In dieser Zeit ißt man nur grüne Gemüse, alle grünfarbigen Gemüse wie Spinat, Salat, Brokkoli, Sprossen, grüner Spargel, Selleriestangen, Feldsalat Löwenzahn, Mangold usw. Man kann die Gemüse gedämpft oder als Salat essen. Wegen der Verwandtschaft des Chlorophyll, des grünen Farbstoffes der Pflanzen, zu Hämoglobin, dem roten Farbstoff im Blut, wirkt diese Diät besonders anregend für Blutaufbau und Reinigung. Das kann man nach einem langen Winter gebrauchen.

Im Sommer gibt es Melonendiät. Man führe sie wie folgt durch:

3 Tage nur Honigmelonen (abführend, gut für den Magen)
3 Tage nur Wassermelonen (reinigt Leber und Nieren)
3 Tage nur Papayas (für Verdauung und Darmreinigung)
3 Tage nur Honigwasser und Zitrone (für Mineralien, entzieht Schleim)
3 Tage nur Wasser (allgemeine Reinigung).
Dann wieder rückwärts, also mit Honigwasser und Zitrone anfangen.

Dies ist eine intensive Reinigungsdiät, und man muß anschließend behutsam vorgehen. Zuerst sollte man nur Früchte essen, dann Joghurt dazu, dann Gemüse. Erst nach einigen Tagen Nüsse, Hülsenfrüchte und Getreide.
Im Herbst kann man dann eine Zucchinidiät ansetzten:
5 Tage lang nur rohe Zucchinis essen.

Im Yoga sind auch viele Reinigungsmethoden für den Magen-Darm-Trakt entwickelt worden - mit Wasser, mit Luft oder mit Lehm. Eine davon ist die sogenannte Elefanten-Bewegung, bei der man drei bis fünf Gläser Wasser auf nüchternen Magen trinkt, sich dann über die Toilette beugt, die Zungenwurzel reizt und das Wasser wieder ausspuckt.

Fleisch, Fisch und Eier sind leicht faulende Nahrungsmittel. Man kann das gut beobachten und sich vorstellen, was im Körper passiert, wenn man ein Stück Fleisch bei ungefähr 37 Grad ein paar Tage liegen lassen würde. Die Fäulnisprodukte werden vom Körper aufgenommen und sind verantwortlich für die ins Graue tendierende Gesichtsfarbe und den unangenehmen Körpergeruch vieler Nichtvegetarier - ganz abgesehen davon, daß solche Fäulnisstoffe Krankheiten hervorrufen.

Tiere sollten unsere Freunde sein. Der Schlachtprozeß erzeugt in den Tieren eine sehr lange Todesangstperiode. Das Adrenalin, das hierbei freigesetzt wird, bleibt im Fleisch und ist menschenähnlich genug, um vom menschlichen Körper aufgenommen zu werden. So ist man mit jedem Stück Fleisch einen Streß- und Aggressionsfaktor mit. Abgesehen von den Umständen der Massentierhaltung, die heutzutage sehr oft üblich ist.

Bezüglich Salz und Zucker ist zu sagen, daß jedes Nahrungsmittel natürliche Salze enthält. Extra Salz ist daher überflüssig, da es unnötig den Blutdruck belastet. Ebenso ist in den meisten Nahrungsmitteln Zucker enthalten, z. B. in allen Früchten, Getreiden und Gemüsen. Diese komplexen Zuckersorten in ihrem natürlichen Zustand kann der Körper gut verarbeiten. Raffinierter Zucker aber ist fast ein rein chemisches Produkt. Es entzieht dem Körper gewisse Mineralien. Selbst Honig ist noch eine zu konzentrierte Form des Zuckers, obwohl er natürlich aufgrund seiner Naturbelassenheit viel gesünder als raffinierter Zucker ist.

Fette sind in natürlicher Form im Getreide enthalten, diese reichen aus, um die fettlöslichen Vitamine A und E zu transportieren. Daher benötigen wir eigentlich kein zusätzliches Fett.

Sehr große Wichtigkeit kommt den allgemeinen Hinweisen über gesunde Eßgewohnheiten zu. Die bekannteste Regel ist wohl die, die den meisten Leuten am schwersten fällt: Gründlich kauen. Auch sollte das Essen, um die gute Aufnahme von Nahrungsstoffen zu gewährleisten, in einigermaßen entspannter Atmosphäre zu sich genommen werden, ein Anspruch, dem in der heutigen hektischen Zeit oftmals wenig entsprochen werden kann. Ebenso wichtig ist es, vier Stunden vor dem Zubettgehen nicht mehr zu essen. Letzteres ist nötig, um die zwei verschiedenen Zyklen des Körpers zu berücksichtigen, den Tageszyklus und den Nachtzyklus. Um die Verdauung und die Zellernährung zu erleichtern, ist das Blut am Tage leicht sauer, nachts dagegen leicht alkalisch, um die Abfallstoffe aus den Zellen zu transportieren und den Körper zu reinigen. Dieser Reinigungsprozeß wird durch spätes Essen gestört. Manches Übergewicht hängt mit verspäteter Nahrungsaufnahme zusammen, weil der Verdauungsprozeß nicht mehr ungestört gewährleistet ist und deshalb eher abgelagert wird.

Die richtige Ernährung kann man im Yoga ausgesprochen gut mit verschiedenen Übungsreihen kombinieren. Es sind Übungen, die Druck auf die Bauchhöhle ausüben, Übungen mit Reflexwirkungen durch Rektumkontraktion, auch Umkehrhaltungen sind ausgezeichnet dazu geeignet, die Bauchorgane zu entlasten. Da es bei den Verdauungsorganen um drei verschiedene Meridiane geht, gibt es natürlich entsprechend viele Testmuskeln. Dabei ist es interessant, daß die Magen-Testmuskeln genau die Muskeln sind, die an der Essensbewegung beteiligt sind, nämlich Muskeln, die dazu benötigt werden, um das Essen in den Mund zu führen. Die Dickdarm-Testmuskeln sind alle beteiligt an der traditionellen Ausscheidungshaltung, die man z.B. in Indien beobachten kann, der tiefen Hocke auf flachen Füßen.

In der yogischen Tradition, zumindest im Kundalini-Yoga, heißt es: Hat man ein bestimmtes gesundheitliches Problem, ist es sinnvoll, die dazu entsprechende Übungsreihe 40 Tage lang zu üben, jeden Tag. Diese Periode von 40 Tagen wird in den alten Schriften als der Übungszeitraum dargestellt, in dem man ein altes Muster durch ein neues ersetzen kann.

Zum Abschluß noch ein Gedicht:

Windiges

Ach, welcher unverdienten Schmähung
Ist ausgesetzt die arme Blähung!
Da sie, zwar schuldlos, sich nicht
schickt,
Lebt sie in tragischstem Konflikt
Und zweifelnd zwischen Tun und Lassen
Hat sie sich heimlich anzupassen
In einem Kampf, der voller Pein
Dem, der gern kinder-stubenrein
Wie glücklich doch der Grobe prahlt:
"Heraus, was keinen Zins bezahlt!"
Der Feine hat sich abzufinden,
Er muß die Winde über-winden!

Eugen Roth

Der Wunderdoktor

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Naturheilpraxis 02/99