Hildegard von Bingen lieferte nicht nur unzählige wertvolle Rezepte für die Gesundheit. Die berühmte Nonne verfasste auch die erste detaillierte Beschreibung des weiblichen Orgasmus.

„Als ich zweiundvierzig Jahre und sieben Monate alt war, kam ein feuriges Licht mit Blitzesleuchten vom offenen Himmel hernieder. Nun erschloss sich mir plötzlich der Sinn der Schriften, des Psalters, des Evangeliums und der übrigen katholischen Bücher.“ Mit diesen Worten beschrieb Hildegard von Bingen den Moment ihrer religiösen Erweckung. Zunächst habe sie trotz der Visionen ihr Leben nicht verändern wollen, „bis Gottes Geißel mich auf das Krankenlager warf. Da endlich legte ich, bezwungen durch die vielen Leiden, Hand ans Schreiben.“

In den folgenden Jahren verfasste die berühmte Nonne im Benediktinerkloster Rupertsberg unzählige Texte, in denen sie unter anderem die verkorkste Dreiecksbeziehung zwischen Gott, Teufel und Menschheit analysierte. Zwischen 1150 und 1160 schrieb sie die naturkundlichen Lehrbücher „Causae et Curae“ und „Physica“. Darin befasst sie sich beispielsweise mit der segensreichen Wirkung von Ballaststoffen auf den menschlichen Darm und empfiehlt Patienten mit Nackenschmerzen, sich eine tote Maus zwischen die Schulterblätter zu legen. Viel spektakulärer aber ist, dass die Vorzeigenonne Hildegard von Bingen auf dem Höhepunkt christlicher Triebfeindlichkeit mit großer Lust über die weibliche Lust schreibt. Mädchen, schrieb von Bingen, würden ab dem zwölften Lebensjahr bei „schlüpfrigen Fantasien“ den „Schaum der Wollust“ auswerfen, der sich im Vergleich zum männlichen Ejakulat aber so verhalte wie ein Bissen zum ganzen Brot. Der Sexualtrieb lasse bei Frauen erst ab dem 70. Lebensjahr nach. Zuvor aber können sie, schrieb die Nonne, viel Spaß im Bett haben:

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Verfasserin
Heike Kottmann
E-Mail: kottmann@nansenundpiccard.de

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Naturheilpraxis 07/2017