Porträt

Helma Sick

Finanzielle Unabhängigkeit bedeutet ­Freiheit für Frauen

Ein Beitrag von Elisa Gebhardt

Junge und ältere Frauen, Frauen mit wenig oder viel Geld, Angestellte und Selbstständige: Helma Sick und ihre Mitarbeiterinnen haben in den letzten 30 Jahren Tausende Frauen zu Vermögensplanung, existenzieller Absicherung und Altersvorsorge beraten. Ihr Credo: Finanzielle Unabhängigkeit ist die Voraussetzung für individuelle Freiheit – und die kann man sich nicht in Teilzeit erarbeiten. Das gilt auch für Heilpraktikerinnen.


Die überwiegende Mehrheit der Heilpraktiker sind – Heilpraktikerinnen! Von den tatsächlich tätigen Heilpraktikern sind 62,6 % Frauen. Ein großer Teil von ihnen arbeitet aber lediglich in Teilzeit, über zehn Prozent trotz Qualifikation gar nicht (siehe Tabelle: Zahlen und Fakten zum Heilpraktikerberuf).
Für viele Frauen ist Heilpraktikerin ein Traumberuf. Doch als selbstständige Freiberuflerin ein stabiles Einkommen zu erwirtschaften ist schwer. Die Konkurrenz wächst. Die Kostenübernahme der privaten Krankenkassen von Heilpraktikerrechnungen schwankt.
Die Gefahr, dass der Traumberuf zum teuren Hobby und die Frau abhängig vom Geld des Partners bzw. Ehemanns wird oder bleibt, ist groß. Selbstständigkeit in Teilzeit, immer verfügbare Familienmutter, finanzielle Unabhängigkeit und Vorsorge für das Alter – das passe nicht zusammen, sagt Helma Sick.

Viele Heilpraktikerinnen arbeiten nur in Teilzeit. Wie geht Selbstständigkeit und Teilzeitarbeit gemeinsam?

Das ist ein Widerspruch, das passt nicht zusammen. Wenn man erfolgreich sein will, muss man sich mit Haut und Haaren hineinwerfen. Das ist in den Aufbaujahren nicht mit acht Stunden täglich getan und mit vier schon gar nicht. Wer Teilzeit arbeiten will, sollte von einer Selbstständigkeit Abstand nehmen.

Frauen mit Kindern in Deutschland tragen im Europavergleich am wenigsten zum Familieneinkommen bei und arbeiten überdurchschnittlich häufig nur in Teilzeit. Das ergab die aktuelle OECD-Studie.

Ja, ein erschreckender Trend. Frauen machen sich freiwillig von ihrem Mann abhängig. Längere Zeit in Teilzeit zu arbeiten, auch wenn die Kinder schon größer sind, gefährdet die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen. Sie denken, ihr Ehemann wird im Alter für sie sorgen. Angesichts der Tatsache, dass in Großstädten jede zweite und auf dem Land jede dritte Ehe geschieden wird, ist das eine fast schon fahrlässige Einstellung.
Außerdem: Nicht alle Männer haben eine Rente, die für zwei Personen reicht. Nach dem neuen Unterhaltsrecht gibt es in der Regel auch keinen Unterhalt mehr nach dem Scheitern der Ehe, nur wenn die Kinder noch unter drei Jahren alt sind. Das wissen viele Frauen nicht. Eine Frau, die in ihrem Leben die meiste Zeit als Selbstständige nicht vorgesorgt hat oder nur Teilzeit gearbeitet hat, wird auch nur eine Teilzeitrente – oder eben nichts – bekommen. Es droht die Altersarmut.

Die Altersarmut wird zukünftig vermehrt die Frauen betreffen?

Es ist zu befürchten. Man muss die Fragen stellen: Warum wissen viele Frauen nicht, dass sie für sich selbst sorgen müssen und für sich selbst verantwortlich sind? Warum denken Frauen heute noch, sie wären nur ein Teil von etwas? Und über diesen anderen Teil, den Ehemann, möchten sie ihr ganzes Leben absichern. Das geht heute nicht mehr. Das muss man Frauen auch so deutlich sagen.

Wie gehe ich als Frau am besten vor, wenn ich mich als Heilpraktikerin selbstständig machen möchte?

Am Anfang stehen eine gründliche Vorbereitung und die Erstellung eines Businessplanes. Viele Frauen, speziell in Heilberufen, erstellen keinen Businessplan. Der ist aber Grundvoraussetzung, um zu klären, ob für eine Idee überhaupt ein Bedarf besteht.

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Naturheilpraxis 06/2017