FACHFORUM

Nachlassende geistige ­Leistungsfähigkeit

Augendiagnose als Ergänzung

Ein Beitrag von Reiner Kaschel

Gesund und fit alt werden – wer will das nicht? Leider bildet dies aber die Ausnahme. Wenn jemand, der noch im Berufsleben steht, bei sich bereits Einbußen der geistigen Leistungsfähigkeit bemerkt, so müssen die Alarmglocken läuten. Ein solcher Fall wurde beim Montagstreffen des Arbeitskreises Augendiagnostik im März in München vorgestellt.


Deutlich wurde dabei, dass die Betrachtung der Augen zusammen mit anderen einfachen Diagnose-Methoden ein schlüssiges Bild liefert, aus dem direkt die Therapie folgt („Das Rezept aus dem Auge“). Dafür war auch dieser Patient besonders dankbar, da bei ihm eine Odyssee mit viel apparativer Diagnostik vorausgegangen war. Dem Vorurteil, dass Augendiagnostik kompliziert sein muss, konnte dieser Fall entgegenwirken: Das Auge liefert ein schlüssiges Muster der Beschwerden und ergänzt andere Informationen aus Biografie, Familienanamnese, medizinischen Befunden (Labor, CT, NMR), aber auch Hinweisen aus Handschrift, Physiognomie oder verschiedenen Reflexzonen (Zunge, Hände, Füße, Nägel etc.).

Nachlassende geistige Leistungsfähigkeit trotz unauffälliger Diagnostik?

Schon lange ist bekannt, dass geistiger Abbau im Gehirn bereits Jahrzehnte vor entsprechenden Beschwerden beginnt. Die Früherkennung ist jedoch nach wie vor unbefriedigend. (1) Diagnostische Methoden der Naturheilkunde können hier viel leisten: Heilpraktiker scheinen gerade dann erfolgreich, wenn sie auch gute Theoretiker sind, weil sie eine Theorie des einzelnen Falles entwickeln. Solch ein sinnstiftendes Bild exemplarisch zu entwickeln war daher Ziel dieses Abends. Dies lässt sich dann dem Patienten erklären, um ihn damit ins Boot zu holen. Dies motiviert ihn, aktiv mitzuarbeiten, um seine geistige Leistungs­fähigkeit ­wieder herzustellen.
Der 55-jährige Patient arbeitet am Schreibtisch und hatte in der üblichen medizinischen Diagnostik keine Erklärung für seine zunehmende Müdigkeit finden können. Insbesondere die neurologische Untersuchung wie auch ein Kernspin des Schädels waren unauffällig. Aktuelle und frühere Bilder seiner Augen und andere einfache Methoden ermöglichten es jedoch, eine Theorie seiner Beschwerden zu entwickeln und für entsprechende Abhilfe zu sorgen.

Zunächst zeigen zwei aktuelle Bilder die Ausgangslage rechts (Bild 1) bzw. links (Bild 2). In beiden Augen zeigt sich eine Abblassung als Phänomen des Limbus und als Indiz für eine kortikale Asthenie. (Willy Hauser, 2) Dieser Befund korrespondiert mit der subjektiv beklagten Minderung der geistigen Leistungsfähigkeit.
Verstärkt werden diese Hinweise durch Astheniefurchen in der rechten Iris bei 3´ und 57´, die möglicherweise der Hirnanhangsdrüse zuzuordnen sind (Bild 1). In beiden Augen findet sich ein hypertropher, unregelmäßig gezahnter Pupillarsaum, welcher über das übliche Maß hinaus kranial verbreitert erscheint. Dieser wird in der Literatur mit Neigung zum Apoplex in Verbindung gebracht, was sich mit der aufrecht stehenden ovalen Pupille beider Augen und den unregelmäßigen Pupillenentrundungen beider Augen deckt (Bild 1, Bild 2). Für eine Belastung des posterioren Anteils des Gehirns sprechen zwei markante Leitgefäße im Augenweiß, die auf diesen Bereich zeigen, die aber nicht den Limbus erreichen, sondern nach temporal abknicken (rechts Bild 1: 50-55´; links Bild 2 etwa 5´-8´). Im posterioren Bereich des Gehirns ist das für Daueraufmerksamkeit zuständige Wachheitssystem beheimatet, was zur beklagten Müdigkeit passen würde.

Was sind nun aber in diesem Fall die möglichen Ursachen für diesen Befund? Schon im Alter von 20 Jahren suchte der Patient wegen Magenbeschwerden einen Heilpraktiker auf. Aus dieser Zeit stammen zwei andere Bilder (rechts: Bild 3, links: Bild 4).

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Verfasser
Priv. Doz. Dr. Reiner Kaschel; Dipl. Psych.
Heilpraktiker, klinischer Neuropsychologe, ­Psychotherapeut
Pfauhauserstraße 41
73240 Wendlingen am Neckar
E-Mail: reiner.kaschel@web.de

 

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Naturheilpraxis 06/2017