FACHFORUM

Die klassische Neijing-Akupunktur

Einführung in Grundprinzipien und klinische Theorie

Ein Beitrag von Edward Neal

Die vor über 2000 Jahren entstandenen klassischen Texte der Chinesischen Medizin stellen die Grundlage aller traditionellen chinesischen Medizintheorien und ihrer Praxis dar. Geschrieben vor über 2000 Jahren, haben diese Dokumente die Grundprinzipien der chinesischen Medizin und der klinischen Praxis der Akupunktur festgelegt und definiert. Sie sind eine wesentliche und umfassende Quelle für den modernen Therapeuten. Trotz ihrer Bedeutung sind diese fundamentalen Prinzipien aber kaum bekannt und werden in der heutigen Praxis selten angewendet.


Die Grund­prinzipien der Neijing-Akupunktur

Die Prinzipien der klassischen Akupunktur im Neijing sind einerseits leichter zu verstehen als allgemein angenommen, verlangen aber gleichzeitig in ihrer klinischen Ausübung ein höheres Maß an Fertigkeit. Abgesehen von einigen Ausnahmen entsteht klinische Komplexität eher aus der simultanen Interaktion verschiedenster Grundmuster und nicht aus der innewohnenden Komplexität einer Theorie. Tatsächlich liegt vielleicht die größte Stärke der klassischen Medizin in ihrer Fähigkeit, komplexe medizinische Herausforderungen der alltäglichen Praxis auf relativ einfache und gradlinige Probleme mit erkennbaren Lösungsansätzen zu reduzieren. Die folgenden 6 Prinzipien sind Möglichkeiten, dieser Komplexität in der Klinik Herr zu werden.

Prinzip Nr. 1: Das Universum ist eine Erscheinung des Atmens

„Ist der Raum zwischen Himmel und Erde nicht ähnlich einem Blasebalg? Leer und dennoch unnachgiebig, ist er in Bewegung, und Heilung entsteht.“ Dao De Jing, Kap. 5

Die allen traditionellen chinesischen Medizintheorien zugrunde liegende Grundbeobachtung beschreibt das Universum als ein Phänomen des Atmens in einer kontinuierlichen Bewegung zwischen den verschiedenen Phasen von Geburt, Wachstum, Reife und Tod.

„Die Natur wird, wie ich schon bei anderer Gelegenheit bemerkt hatte, von den Chinesen als lebendiger, atmender Organismus betrachtet, und es sollte uns deshalb nicht verwundern, dass sie über das Ein- und Ausatmen der Natur ernsthaft diskutieren. Tatsächlich erklären sie fast jedes Phänomen in der Natur mit dem Unterschied dieser zwei Atemzustände, dem expandierenden Atem, wie sie es nennen, und dem rückkehrenden Atem. Zwischen Himmel und Erde gibt es nichts, was so wichtig, allmächtig und omnipräsent ist wie dieser Atem der Natur. Er dringt in jedes System, jede Faser ein; durch ihn existieren, leben und bewegen sich Himmel und Erde und jede Kreatur. Der Atem der Natur ist tatsächlich nichts anderes als die spirituelle Energie der männlichen und weiblichen Prinzipien.“

Prinzip Nr. 2: Die Grund­qualitäten des Atems der Natur werden Yin und Yang genannt

„Die neun Sterne hängen hell erstrahlend (am Himmel). Die sieben (Planeten) drehen sich in den himmlischen Sphären. Diese werden Yin und Yang genannt, das Nachgiebige und das Feste. Das Verborgene und Offensichtliche finden ihre Positionen. Kälte und Sommerhitze kontrahieren und expandieren. Wandel und Transformation, all dieses (folgt) den gleichen Mustern.“ Suwen, Kap. 66

Das zweite Prinzip der klassischen Chinesischen Medizin lautet, dass der universelle Atem aus zwei Hauptkräften besteht: Expansion und Kontraktion. In der klassischen Wissenschaft wird die primäre Kraft der Expansion „Yang“ und die primäre Kraft der Kontraktion „Yin“ genannt.

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Klinische Theorie

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Autor
Edward Neil

Übersetzung und Zusammenfassung
Roswitha Laabs

 

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Naturheilpraxis 01/2017