Porträt

Ein schrecklicher Sonnentag

Ein Beitrag von Elisa Gebhardt

Die Idylle bei herrlichem Skiwetter wird für Sabine Mai jäh durchbrochen, als die Nachricht vom plötzlichen Tod eines Freundes überbracht wird. Sie bleibt stark in diesem Ausnahmemoment. Aber Wochen später zeigt sich, dass sie selbst auch ein Trauma erlitten hat an diesem Tag. Ihre Heilpraktikerin konnte ihr helfen, dieses zu überwinden.


Jetzt fallen schon die Blätter von den Bäumen, der Herbst ist da. Drinnen im Raum ist es behaglich, wir sitzen am runden Tisch, der Espresso duftet, es gibt Kuchen. Wir treffen uns in der Praxis der Heilpraktikerin, bei der Sabine Mai (*) in Behandlung ist. Die 47-jährige zierliche Frau hat ein warmes, offenes Lächeln, ihre schulterlangen braunen Haare fallen ihr um das freundliche Gesicht. Sie beginnt zu erzählen, in einem gefühlvollen, melodischen Bayerisch, von ihrem Leben, wie es momentan ist. Sie ist dankbar und glücklich. Das war sie schon immer, aber noch mehr ist sie es, seit sie erlebt hat, wie schnell dieses Glück vorbei sein kann: An einem Tag im März 2014 geschah ein Unglück, das ihr Leben veränderte.

Begegnung mit dem Tod

An diesem Tag im März besucht Sabine mit ihrer Familie spontan ihre Freunde, bei dem tollen Wetter wollen sie wandern gehen. Doch der Vater der befreundeten Familie ist noch nicht da. Er ist schon in der Früh aufgebrochen, zu einer Skitour. Alle warten. Sie sitzen gemütlich auf der Bank vor dem Haus. In der Sonne.

Ein Polizeiwagen fährt vor. Zwei Beamten steigen aus. Sie setzen ihre Kappen auf und berichten: Der Freund wird nicht mehr vom Berg herunterkommen. Er ist tot. Ein Herzinfarkt, mit 49 Jahren. An einem Sonnentag im März.

Da-Sein

Die Freundin schreit, bricht zusammen. „Wir haben das ausgehalten, das Wimmern, das Schreien.“ ­Sabine hält ihre Freundin. Aber keiner hält Sabine. Sie ruft den Kriseninterventionsdienst. Dieser sieht vor Ort keinen Anlass, weiter zu unterstützen. ­Sabine fühlt sich allein gelassen. Alles geht so schnell. Sie muss so viele Entscheidungen treffen. Sie ruft den Notarzt, nimmt die persönlichen Sachen des Verstorbenen entgegen, beantwortet Fragen. Ist da. Die Freundin ist zu keiner Entscheidung fähig. Sabine übernimmt. „Wir haben einen Platz eingenommen, von dem wir dachten, der steht uns eigentlich nicht zu. Aber es war kein anderer da zum Entscheiden“, sagt Sabine. „Wir haben beschlossen, gemeinsam in die Leichenhalle zu gehen, zum Verabschieden.“

...

Edelstahl und Rüschen

...

Tränenlos

...

Alles tut weh

...

Begleiten

...

Danach

...

Spürbarer ist das Glück. Das Glück, als Familie leben zu können.

...

 

(*) Name von der Redaktion geändert.

 

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 12/2016