FACHFORUM

Aristolochia

Die bösartige Lüge und die gutartige Wahrheit

Ein Beitrag von Chris Dhaenens

Die Geschichte der Aristolochia und ihrer Toxizität wirft nunmehr einen 20-jährigen Schatten auf die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), die Komplementärmedizin und die Alternativmedizin. Obwohl im letzten Jahrzehnt keine neuen Fälle mehr aufgetreten sind, werden dieselben Nachweise und Inzidenzen Jahr für Jahr in den wissenschaftlichen Fachzeitschriften recycelt. Immer wieder müssen dieselben Fälle dafür herhalten, auf die Gefahren der (phytotherapeutischen) Quacksalberei aufmerksam zu machen und unser Gedächtnis aufzufrischen.


„Eine schwarze Katze, in einem dunklen Raum, ist schwer zu finden.
Besonders wenn sie gar nicht da ist …“ (Kung Fu Tzu)

Dieser Artikel wurde als Reaktion auf einen Artikel in der „Lancet“ geschrieben, der die Geschichte der Aristolochia (Pfeifenblume) aufgrund eines akuten Leberversagens aufgreift, das in keinerlei Zusammenhang mit der Pflanze steht. (1) In diesem Fall erlitt eine Patientin eine Vergiftung mit Arsenoxid, das in einem von ihr eingenommenen Heilmittel enthalten war (die Art des Heilmittels wurde nicht angegeben). Arsen ist laut den Autoren ein
„… bekanntes Gift, das mit dem Tod verschiedener historischer Figuren wie George III. in Verbindung gebracht wurde. Obwohl wir die möglichen medizinischen Eigenschaften vieler natürlicher und alternativer Therapien nicht ausschließen können … dient dieser Fall doch, um die möglichen Gefahren zu betonen, die mit der Verwendung nicht zugelassener oder unzureichend getesteter Produkte beziehungsweise deren Verwendung ohne strikte medizinische Überwachung assoziiert sind. Welches Beispiel ist besser geeignet als das in der Traditionellen Chinesischen Medizin verwendeten Aristolochia?“

An dieser Stelle möchte ich klar betonen, dass niemand mit gesundem Menschenverstand auf die Idee käme, das Verbot von Aristolochia infrage zu stellen. Trotzdem ist der Artikel im „Lancet“ ein weiteres trauriges Beispiel dafür, wie dieser Fall für eine andere Agenda missbraucht wird: die Gefahren nicht zugelassener Arzneimittel, angeblich nicht vorhandener Prüfverfahren und Qualitätskontrollen und der vermeintlich unbestreitbaren Verbindung zur Quacksalberei zu betonen. Der Bezug zwischen einer Arsenvergiftung und – warum zum Teufel? – dem Tode von König George III. zum Fall der Aristolochia ist nicht ganz herzustellen. 
„Wer einen Hammer hat, sieht überall Nägel“, heißt das bekannte Sprichwort. Bemerkenswert ist, dass die heftigen Angriffe auf die traditionelle Kräuterheilkunde systematisch auf das Aristolochia-Problem reduziert werden, ohne dass neue Informationen hinzugefügt oder die Existenz alternativer oder differenzierterer Hypothesen auch nur erwähnt würden.

Der belgische Fall

Kein Quacksalber oder Arzneimitteltherapeut weit und breit

Das TCM-Stigma der Aristolochia geht zurück auf einen großen Fall in Belgien, der sich ausschließlich in einem Kreis aus Ärzten und pharmazeutischen Versorgern abspielte. Nicht ein Quacksalber oder gar Arzneimitteltherapeut in Sicht! In Belgien werden pro Jahr 2000 Todesfälle zugelassenen Medikamenten zugerechnet (Überdosierungen nicht eingeschlossen). Eine Liste mit 1600 als unwirksam geltenden zugelassenen Produkten macht in der EU die Runde. Regelmäßig werden aufgrund der Nebenwirkungen oder gar von Todesfällen Arzneimittel vom Markt genommen, die in Studien der Phasen 1–3 klinisch getestet wurden. Sind die Autoren der „Lancet“ in der Lage, eine ähnlich negative Liste für botanische Nahrungsergänzungsmittel und Arzneimittel aufzustellen? Es liegt nahe, dass das Establishment genau jetzt ­seinen Zeigefinger so rigoros auf die Kräutermedizin richtet, wo die Sicherheits- und Wirksamkeitskontrollen der konventionellen Medizin auf dem Prüfstand stehen.

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Die Unvollkommenheit des EU-Modells

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Intrinsische Toxizität und der breitere Kontext der Anwendung sind zwei Paar Schuhe

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Intrinsische Toxizität und der breitere Kontext der Anwendung sind zwei Paar Schuhe

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Schwerwiegende Denkfehler

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Aristolochiasäure höchstens sekundär beteiligt

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Aristolochiasäure (AA) angeblich krebserregend

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Unzulässige Darstellungen erfordern Einspruch

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Verfasser
Chris Dhaenens

Übersetzung
Dominik Daling

 

 

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Naturheilpraxis 12/2016