Wirkungsprinzip, Herstellung und Anwendung
Ein Beitrag von Gabriele Nedoma
„Eine Phytotherapie ohne meristematisches Gewebe verliert die aktivste Wirkstoffressource der pflanzlichen Welt und nutzt lediglich sekundäre Ressourcen als Therapeutikum.“ Dr. Pol Henry
In den letzten Jahren steigt das Interesse an den Kräften der Knospen und an der Gemmotherapie (lat. gemma = Knospe). Diese Therapie ist um 1950 durch die Forschungen des belgischen Arztes Pol Henry entstanden. Die Gemmotherapie verwendet die konzentrierte Bioenergie des Embryonalgewebes als Therapeutikum. Knospen, Triebspitzen oder Blütenstände werden im Wachstum geerntet und frisch durch eine Lösung aus Glyzerin und Ethanol extrahiert. Die so gewonnenen Phyto-Arzneien tragen den Namen Gemmomazerate und können prophylaktisch und therapeutisch als sanfte Naturpräparate angewendet werden.
Knospen wird eine hohe Vitalität zugeschrieben, doch lässt sich diese Bioenergie wissenschaftlich erklären? Der Schlüssel zur Knospenwirkung führt zum Embryonalgewebe. Mit einem zehnmal höheren Wachstumsfaktor als adultes Gewebe ist es die vitalste, teilungs- und wachstumsaktivste Gewebsart. Hinter diesem dynamischen Wachstum stecken Meristeme (altgr. merisein = teilen, stemma = Gebinde), Phyto-Stammzellen, unsterbliche Zellen ohne Alterungs- und Degenerationsprozesse. Meristeme enthalten die ursprüngliche und vollständige Zellinformation, die bei adulten Zellen zum großen Teil inaktiviert ist. Bereits ein paar Apikalmeristeme (lat. apex = Spitze) reichen aus, um die gesamte Geninformation der Pflanze in einer identen Kopie zu reproduzieren. Meristeme können sich unendlich oft teilen und verschiedene Zelltypen generieren.
Verfasserin
Gabriela Nedoma,
Naturpädagogin und Buchautorin
Initiative für Naturbildung und Hautökologie
Feldgasse 8
A-2120 Wolkersdorf
g.nedoma@aon.atn
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Naturheilpraxis 10/2016