Frauenheilkunde

Östrogendominanz durch ­hormonaktive Umweltgifte

Säule und Quelle der Chinesischen Medizin

Ein Beitrag von Prof. Dr. Ingrid Gerhard

Während noch vor 20 Jahren Umweltchemikalien ausschließlich danach bewertet wurden, ob und wie toxisch sie für den menschlichen Organismus waren, findet allmählich ein Umdenken statt. Zu offensichtlich werden Störungen bei Mensch, Tier und Umwelt festgestellt, die sich dadurch erklären lassen, dass einige Chemikalien eine Hormonwirkung aufweisen, weshalb man auch von endokrinen Disruptoren spricht.


Erstmals wurde 1993 eine Liste mit Substanzen veröffentlicht, die vermutlich eine Hormonwirkung haben. Das Interesse vertiefte sich, nachdem 1996 der Amerikaner Theo Colborn in seinem Buch „Our Stolen Future“ aufzeigte, wie durch Bio-Akkumulation ein einziges Gift-Molekül ganze Tierschwärme verkrüppeln und auslöschen kann. 
Nach Angeben der WHO (2013) sind über 800 Substanzen bekannt, die eine Hormonwirkung haben, aber es ist unklar, ob sie in jedem Fall eine Bedrohung darstellen und unter welchen Bedingungen ihre Herstellung und Nutzung beschränkt werden sollte. Im April 2016 organisierte das BfR (Bundesinstitut für Risikobewertung) in Berlin eine Konferenz mit 23 internationalen Experten und Beobachtern der EU-Kommission, der European Food Safety Authority (EFSA) und der European Chemicals Agency (ECHA). Ziel des Treffens war, sich auf Bewertungen und Testsysteme für den Nachweis der Wirkungen von hormonaktiven Umweltgiften zu einigen.

Endokrine Disruptoren

Endokrine Disruptoren sind Moleküle, die an Hormonrezeptoren binden können. Dadurch blocken sie entweder die Hormonbildung oder wirken wie natürliche Hormone. In diesem Zusammenhang besonders wichtig sind die verschiedenen Östrogenrezeptoren: der Östrogenrezeptor-α, dessen Aktivierung zur Proliferation führt, und der Östrogenrezeptor-β, dessen Aktivierung antiproliferative und antientzündliche Prozesse einleitet. 
Die Verteilungshäufigkeit dieser Rezeptoren unterscheidet sich je nach Gewebetyp. Und die unterschiedlichen Liganden besitzen meist eine besondere Affinität zu einem der Rezeptoren, sodass bspw. die eine östrogenähnliche Substanz zur Endometriumhyperplasie führen kann, die andere aber die Gefäßwände und vor Osteoporose schützen kann. 
Unabhängig von einer Wirkung am Rezeptor können endokrine Disruptoren die Hormonsynthese, die Hormonausschüttung, die Hormonspeicherung, den Hormontransport und die Hormonausscheidung beeinflussen. Auch gibt es direkte und indirekte Wirkungen auf das Immunsystem, das Nervensystem und die Fortpflanzung.
Neben der absoluten Menge eines endokrinen Disruptors und der Gefahrstoffmischung spielt auch die individuelle Disposition eine große Rolle, ob ungünstige Wirkungen auftauchen. Diese ist abhängig von genetischen Polymorphismen der Entgiftungsenzyme und der Hormonrezeptoren, epigenetischen Einflussfaktoren, dem endogenen hormonellen Milieu, dem Geschlecht und dem Alter.

Endokrin aktive Substanzen kommen in Pflanzen als sog. Phytohormone (Phytoöstrogene) vor. Als Xenoöstrogene finden sich endokrin aktive Substanzen in Industrieprodukten der unterschiedlichsten Kategorien.

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Vorkommen von endokrinen Disruptoren

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Epidemiologische Hinweise

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Beispiele einiger Einzelstoffe

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10-Punkte-Katalog

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Therapie der Östrogendominanz

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Verfasserin
Prof. Dr. Ingrid Gerhard, Fachärztin für Frauenheilkunde, Naturheilverfahren, Umweltmedizin
Albert-Überle-Straße 11
69120 Heidelberg
E-Mail: ingrid.gerhard@gmx.net

 

 

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Naturheilpraxis 10/2016