FACHFORUM

Innenweltverschmutzung

„In jedem lebt ein Bild dessen, was er werden soll.“ Angelus Silesius

Ein Beitrag von Christian Reichard

Es klingt auf den ersten Blick plausibel: Der Körper ist allerorten müllhaldenartig mit Giftstoffen überhäuft, daher müssen wir ihn logischerweise entgiften oder, wie es auf modern heißt: detoxen. Denn überall ist ja Gift: in der Luft, im Wasser, in der Erde, in den uns ernährenden Nahrungsmitteln, in der Kosmetik, die uns eigentlich schöner machen will, in der Kleidung, sogar in den heilsamen Arzneimitteln, so vielen Alltagsgegenständen – ja eigentlich überall.


Diese Tatsache ist hinlänglich bekannt. Eine Paranoia will uns daher ergreifen: „Was können wir noch essen und trinken?“ wird zum beklemmenden Mantra in den bunt schillernden, sauberen Shoppingparadiesen. Im Bioladen einzukaufen ist dann unter dem Aspekt der allgegenwärtigen Verschmutzung eben nur eine graduelle Alternative, es findet sich bei den Überprüfungen überall etwas Verdächtiges, und die Medien verbreiten diese unappetitlichen Ergebnisse dann prompt weiter, sodass dem unbedarften Esser scheinbar nur noch die Alternative zwischen Teufel und Beelzebub zu bleiben scheint. Wobei auch der Glaube an die Neutralität von Berichten dieser Art dem geneigten „Consumer“ inzwischen abhandengekommen ist. Einen guten Teil unserer Zeit dürfen wir jetzt damit verbringen, Inhaltsangaben auf Etiketten zu studieren und die kryptischen Angaben per Internet und Apps zu recherchieren (1).

Das Spektrum der physischen Intoxikation ist bekanntermaßen breit: von toxischen Säuren im Bindegewebe über intra- und extrazelluläre Eiweiß-Schwermetall-Verbindungen an den Zellmembranen, Enzymaktivität-blockierende Moleküle, Antibiotikareste, Pestizide und Herbizide, Dioxine/Furane und polychlorierte Biphenyle bis hin zu den kaum abbaubaren Nanoplastikpartikeln.

Über 100.000 Chemikalien hat eine „zivilisierte“ Menschheit inzwischen in den Naturkreislauf eingebracht, ohne die langfristigen Folgen für die Natur und die nachfolgenden Generationen überhaupt abschätzen zu können (2).

Dies ist alles, obgleich der immensen Tragik, jedoch kein zwingender Grund, pessimistisch zu sein und nach der Devise zu leben: „Jetzt ist es ja eh schon egal. Nach uns die Sintflut …“ Die großartige Konstruktion des menschlichen Körpers verfügt über ungeahnte Kräfte und kompensatorische Mechanismen, um mit vielem fertigzuwerden.

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Wie außen, so innen

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Verfasser
Christian Reichard
Autor, Dozent und Heilpraktiker
82343 Pöcking bei Starnberg
info@christian-reichard.de

 

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Naturheilpraxis 10/2016