Spektrum Naturheilkunde

Die Spagyrik des Alexander von Bernus

In der Tradition der paracelsischen Alchemie

Ein Beitrag von Margret Rupprecht

„Wer Natur in ihrem Innern zu ergründen sich vermisst, muss sich erst daran erinnern, was des Menschen Ursprung ist.“
Alexander von Bernus


Alexander von Bernus war Alchemist. Er war nicht Chemiker. Wie tiefgreifend der Unterschied zwischen beiden Disziplinen ist, hat Bernus zum ersten Mal im Jahre 1936 in seinem Buch „Alchymie und Heilkunst“ erläutert. Der Hintergrund der Alchemie ist eine Mysterienschulung, die über Jahrtausende zurückreicht. Ihre Ursprünge liegen in den vorchristlichen Zeitaltern der Ägypter, Hellenen und der arabischen Kulturwelt. Später wird die Alchemie von christlichem Gedankengut berührt und weiter geformt. Alchemie ist die Kunst, einen Stoff in einen anderen zu verwandeln. Dieses Verständnis wäre jedoch einseitig und vordergründig, da es – ähnlich wie die Chemie – nur den rein stofflichen Aspekt erfasst. Alchemie bedeutet noch viel mehr als das. Sie ist ein Weg der Naturerkenntnis, der seinen tiefsten Ausdruck in den Christusworten findet: „Sammelt vorab euch Schätze in den Himmeln, so wird das Irdische euch von selbst zufallen.“ Wissenschaft und Geschichtsschreibung der Neuzeit, die das Thema Alchemie primär stofflich untersuchten, haben jenen wesentlichen metaphysischen und kosmogenetischen Zentralaspekt als Ausgangspunkt des alchemistischen Weltverständnisses daher fast immer übersehen oder ausgegrenzt.

Im Mittelpunkt des alchemistischen Einweihungsweges steht die Transmutationsidee, jedoch weitaus weniger die Verwandlung unedler Metalle in Gold als der innere, psychische Transmutationsprozess. Die äußere chemisch-physikalische Metallverwandlung ist lediglich die innerhalb des Materiellen sichtbar und real gewordene Erscheinungsform jenes seelischen Entwicklungsprozesses. Die Adepten, die in die Alchemie eingeweihten Schüler der alten Meister, pflegten es mit dem Satz auszudrücken: „Nur dem gelingt der Stein der Weisen, der ihn zuerst gemacht hat in sich selber.“ Nicht zuletzt deshalb lag es nie in der Absicht der Alchemisten, ihren Zeitgenossen oder der heutigen Naturwissenschaft leicht nachvollziehbare Rezepte zur Überführung eines unedlen Metalls in Gold mittels des Steins der Weisen zu überliefern. Echte alchemistische Schriften sind Wegweiser und Meilensteine für diejenigen, die bereits ein hohes Maß an seelischer Entwicklung zurückgelegt haben. Es sind Einweihungsschriften, die für den nicht vorgeschulten Leser unverständlich bleiben werden. Und wem es nur darum geht, Gold zu machen und darüber reich zu werden, der hat vom Wesen der Alchemie nichts verstanden.

Die Spagyrik des Alexander von Bernus ist nicht nachvollziehbar ohne ein Verständnis für seine von Paracelsus übernommene Auffassung von Alchemie. Diese wird von neuzeitlichen Forschern oft als Geheimwissenschaft bezeichnet und missverstanden. In einer Zeit, in der die Wissenschaft mit all ihren Ergebnissen Allgemeingut ist, gilt jedes Fürsichbehalten von bedeutsamen Erfindungen als anrüchig und unmoralisch. Doch bei der Geheimwissenschaft Alchemie handelt es sich nicht um ein Geheimhaltenwollen von Forschungsergebnissen. In der Esoterik wird mit Geheimwissenschaft ein Wissen bezeichnet, das einzig und allein durch die aus geistig-seelischer Schulung heraus erlangte Erkenntnis erreichbar ist. Geheimwissen ist ein Wissen, zu dem jedes Individuum nur gemäß seiner eigenen Seelenanlage und geistigen Bereitschaft gelangen kann. Im Sinne des „Erkenne dich selbst!“ bedeutet Geheimwissenschaft die Entdeckung des Makrokosmos im Mikrokosmos – oder in den Worten des Paracelsus: Im Gestirn der kleinen Welt (Individuum) das Gestirn der großen Welt (Astrologie) entdecken. Leonardo da Vinci fasste es mit dem Satz zusammen „Der Mensch ist das Modell der Welt.“ Wer diese Entsprechungen zwischen oben und unten, innen und außen wahrzunehmen gelernt hat, ist „Geheimwissenschaftler“.

...

Gold machen und ewige Jugend

...

Die Symbolik der Alchemisten

...

Alchemie und Signaturenlehre

...

Alchemie und das Gesetz der Entsprechungen

...

Alchemie und das Gesetz der Entsprechungen

...

Alchemie – neuzeitlich betrachtet

...

 

Verfasserin
Margret Rupprecht, Heilpraktikerin und Medizinjournalistin
Hohensalzaer Straße. 6a
81929 München
E-Mail: mail@quinta-essentia.info

 

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)

 


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 9/2016