Spektrum Naturheilkunde

Gemmotherapie

Pflanzenknospen und ihr therapeutisches Potenzial

Ein Beitrag von Sabine Ritter

Die Gemmotherapie ist eine verhältnismäßig junge Disziplin im Rahmen der Phytotherapie. Zum Einsatz kommt hier nur das embryonale Gewebe frischer Pflanzen, die zusätzlich zu den üblichen Inhaltsstoffen fertig herausgebildeter Pflanzenteile weitere Substanzen enthalten. Auf ihnen beruht die besondere Wirkung der Gemmopräparate.


Die Gemmotherapie wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durch den belgischen Arzt Dr. Pol Henry begründet, der seinen Behandlungsstil ursprünglich „Phytoembryotherapie“ nannte. Ihren heutigen Namen verdankt sie dem französischen Homöopathen Dr. Max Tetau, einem Mitstreiter von Pol Henry. Bereits 1956 wurde die Gemmotherapie in das französische Arzneibuch aufgenommen. Von Frankreich und Belgien breitete sie sich dann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach Italien, Österreich und in die Schweiz aus (1–3).

Das Wort „gemma“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet sowohl Knospe als auch Edelstein. Damit deutet der Name bereits an, dass im Rahmen der Gemmotherapie vornehmlich junge Pflanzenteile wie Triebspitzen, Knospen, Sprossen, Kätzchen, Schösslinge oder Wurzelspitzen zum Einsatz kommen. Es handelt sich somit um ein Gewebe, das sich in einem Zustand aktiver Zellteilung befindet und daher sehr vital ist. In diesen heranreifenden Pflanzentrieben bildet das gerade aufkeimende Leben den Anfang des jährlichen Wiedererwachens der Pflanze (1–3).

Auch in Deutschland nimmt die Bekanntheit der Gemmotherapie langsam zu. Seit 2011 wird sie im Europäischen Arzneibuch beschrieben, wo sie den homöopathischen Arzneimitteln zugeordnet ist. Neu ist an der Gemmotherapie jedoch vor allem ihre Bezeichnung und Herstellungsmethode der Präparate. Die besondere Wirkung von Knospen beschrieben dagegen beispielsweise schon chinesische und ayurvedische Quellen vor fast 2400 Jahren sowie Hildegard von Bingen (1–3).

Knospen bilden sich bereits im Sommer oder Herbst. Schuppen, Haare oder Harze schützen sie bei Bedarf auch gemeinsam während des Winters vor Kälte, Austrocknung oder vorzeitigem Aussprießen. Sie werden für die Herstellung der Gemmopräparate im Frühling kurz bevor sie ausschlagen, gesammelt. Zu diesem Zeitpunkt sind sie noch geschlossen, es zeigt sich lediglich das erste Grün. Ob es sich um die Knospe von einem Blatt oder einer Blüte handelt, ist für die Herstellung der Mazerate unerheblich (1–3).

Hoher Gehalt an Wachstumsfaktoren

Während die Pflanze Triebe und Knospen bildet, befindet sie sich in einer Wachstumsphase. Folglich bildet sie in dieser Zeit Wachstumsfaktoren wie die auch als Phytohormone bezeichneten Auxine, Gibberelline und Cytokinine. Auf diesen Wachstumsfaktoren beruht zusammen mit dem hohen Gehalt an Proteinen die besondere Wirkung der Gemmopräparate. Zu den weiteren Inhaltsstoffen gehören unter anderem Vitamine und Mineralstoffe sowie je nach Pflanze Enzyme, Nukleinsäuren, ätherische Öle, Bitterstoffe, Flavonoide, Gerbstoffe, Saponine oder sekundäre Pflanzenstoffe (1, 2, 4).

Auxine werden vor allem in den jungen, sich schnell teilenden, wachsenden Pflanzenteilen gebildet. Sie tragen zur Entwicklung der jungen Blätter, der Früchte, des Samens und der Wurzel bei. Außerdem regen sie die Aktivität des Kambiums an, der Wachstumsschicht zwischen der Rinde und der Holzzone des Stamms. Sie unterstützen neben der Zellteilung und -differenzierung im Rahmen des Längenwachstums auch die Abwehr.

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Proteine hoch konzentriert

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Herstellung der Gemmopräparate

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Ins Abseits geratene Pflanzen neu entdeckt

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Vielfältige Anwendungsgebiete

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Einstieg in die Gemmotherapie

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Verfasserin
Sabine Ritter, Apothekerin, Heilpraktikerin
Waidbrucker Straße 18
81547 München
www.ritter-tcm.de

 

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Naturheilpraxis 9/2016