Ernährung

Pomeranze – Citrus aurantium

Bittere Früchte machen Appetit

Ein Fallbeispiel unter Verwendung des ­Symptomenlexikons

Ein Beitrag von Claudia Ritter

Die Schwester der Orange ist die Bitterorange oder Pomeranze – eine Kreuzung aus Mandarine und Pampelmuse. Als Symbol der Macht und des Reichtums waren die exotischen Früchte einst in den Orangerien der Adelshäuser in ganz Europa verbreitet. Heute kennen viele die Frucht nur noch aus der bitteren Orangenmarmelade oder kandiert als Orangeat und Zutat für das Weihnachtsgebäck. Dabei sind Blüten, Blätter, Früchte und Fruchtschalen eine wahre Hausapotheke.


Geschichte und Mythen

An den Südhängen des Himalajas wurden die bitteren Früchte schon vor etwa 4000 Jahren gezüchtet. Alle Zitrusarten wanderten von Südostasien über die Seidenstraße in den persischen Raum und im Zuge der islamischen Expansion ab dem 11. Jahrhundert in den gesamten südlichen Mittelmeerraum. Pomeranzen hielten sogar noch vor den Orangen Einzug in Europa. Die Hesperiden der griechischen Sage sollen in ihren wunderschönen Gärten „goldene Äpfel der Unsterblichkeit“ gehegt haben, die ewige Jugend verliehen, womit vermutlich Bitterorangen gemeint waren.

Der betörende Duft ihrer Blüten, aus denen das kostbare Neroliöl gewonnen wird, und die Farbigkeit ihrer Früchte zogen die Menschen in ihren Bann. Im kalten mitteleuropäischen Klima bedurften die exotischen und teuren Pflanzen einer aufwendigen Pflege und eines Frostschutzes im Winter, weshalb ab der Barockzeit große lichtdurchflutete Gewächshäuser, die Orangerien, die Fürstenhöfe schmückten. Ihre Früchte zierten nicht nur jede feine Tafel, sondern als Statussymbol auch zahlreiche Familienwappen.

Avicenna, der große persische Arzt des 11. Jahrhunderts, und andere arabische Ärzte schätzen die Pomeranzen als Heilmittel, um Giftstoffe zu binden. Diese Heiltradition setzte sich auch in der abendländischen Medizin fort. Von der spätmittelalterlichen Zeit bis ins 19. Jahrhundert hinein gebrauchte man bei auszehrenden Krankheiten mitunter grüne Pomeranzen als „Fontanellkugeln“. Mit einem chirurgischen Schnitt oder Ätzmittel wurde dem Patienten die Haut geöffnet. In die sogenannten Fontanellen legte man kleine Pomeranzen, da sich nach damaliger Vorstellung die krank machenden Stoffe in der Frucht sammelten und der Patient wieder genesen konnte. Welche Heilerfolge sich dadurch erzielen ließen, ist leider nicht überliefert.

Pflanzennamen

Citrus als Gattungsname steht für zahlreiche Zitrusgewächse. Die Herkunft des Namens ist nicht genau geklärt, wenngleich das griechische cerduf für Zeder infrage kommt. Das Artepitheton aurantium geht auf das lateinische aurum = Gold zurück, womit man die Farbe der Frucht verglich. Ausgangspunkt für „Pomeranze“ ist das persische Wort n?rang, das die Bitterorange bezeichnet. Im Deutschen ist Mitte des 14. Jahrhunderts das Wort arans und seit dem 15. Jahrhundert pomeratz(e) aus mittellateinisch pomerancius für Orangenapfel belegt. Einige kennen die Frucht auch unter der Bezeichnung Bigarade, Bittere Orange, Goldapfel, Neroli, Saure Orange, Sevilla-Orange oder Warzenpomeranze.

Die Pflanze

Die Pomeranze aus der Familie der Rautengewächse gehört zu den widerstandsfähigsten Zitruspflanzen. Temperaturen bis minus 2° C und Trockenheit überstehen sie für einen kurzen Zeitraum. Auch sind sie resistenter gegen Schädlinge als andere Zitrusarten. Im Gegensatz zu ihren Verwandten werden Pomeranzen aus den Samen gezogen und nicht gepfropft und häufiger sogar noch als Unterlage für andere Citrus-Arten genutzt. Ihre Heimat ist der Südosten Chinas. Heute liegen die Hauptanbaugebiete in Spanien, Sizilien, Südfrankreich, Israel und Westindien.
Pomeranzen wachsen an dornigen, bis zu zehn Meter hohen Bäumen mit glatter graubrauner Rinde. Die drüsenreichen Blätter haben kurze ...

...




Verfasser
Claudia Ritter, Heilpraktikerin
Im Obstgarten 12b
92637 Weiden
E-Mail: naturheilraum@web.de

 

weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis)

 


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 8/2016