Mein Schwerpunkt in der klassisch homöopathischen Praxis seit 18 Jahren sind Patienten mit multipler Sklerose (MS). In diesem Artikel möchte ich mich dem Thema des Einflusses akuter Erkrankungen auf die chronische Grundkrankheit, das bisher viel zu wenig diskutiert wurde, am Beispiel der MS widmen.

Viele ganzheitlich orientierte Therapeuten kennen solche oder ähnliche Phänomene wie dieses: Ein Kind, das seit seiner Geburt an stark ausgeprägter Neurodermitis leidet, bekommt nach einigen Jah-ren einen akuten fieberhaften Infekt. Das Fieber bleibt über mehrere Tage recht hoch, der Leidens-druck ist groß, vor allem bei den Eltern, die vom Therapeuten angehalten werden, das Fieber mög-lichst nicht chemisch zu senken. Am Ende dieses akuten Prozesses ist plötzlich die Neurodermitis verschwunden, und es folgen auch keine weiteren Rezidive.
Wie lässt sich so eine Entwicklung erklären? Was geschieht im Organismus, wenn sich nach einer akuten Erkrankung die chronische Störung bessert oder sie sogar ganz ausheilt?
Diese und ähnliche Fragen lassen sich nicht ohne Weiteres beantworten, denn plausible Erklärungsmodelle für solche Verläufe sind noch nicht bekannt und erforscht. Zunächst sind praktische Beobachtungen und präzise Beschreibungen durch transparente Dokumentationen möglichst vieler Fallverläufe wichtig.
Solche Phänomene und Entwicklungen lassen sich mitunter auch bei neurologischen Erkrankungen beobachten.
Gerade bei MS gibt es viele Dogmen, wie mit akuten Erkrankungen umgegangen werden sollte. Die Patienten werden in der
Regel bereits mit der Diagnosestellung darauf konditioniert, Infekte möglichst zu vermeiden, und falls das nicht gelingt, diese sofort medikamentös zu behandeln und insbesondere auftretendes Fieber chemisch zu senken.

Verfasser
Norma Gäbler, Heilpraktikerin
Kantstraße 61
10627 Berlin
E-Mail: praxis@homoeopathie-gaebler.de

 

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Naturheilpraxis 7/2016