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Ein Paradigma wäre das bessere Dogma

Ein Kommentar von Karl F. Liebau

Mit der medizinischen Wahrheit ist es so eine Sache. Wer medizinische Thematiken über längere Zeit verfolgt, kann immer wieder einmal bestätigen, dass das medizinische Dogma von gestern der medizinische Irrtum von heute ist.


Wenn es damit sein Bewenden hätte, könnte man als Heutiger damit leben. Aber die Entwicklung schreibt sich permanent fort, und man muss wohl davon ausgehen, dass wiederum das medizinische Dogma von heute der medizinische Irrtum von morgen sein kann. Würde man den Entwicklungsprozess als solchen hinnehmen und ihn als eine ganz normale Weiterentwicklung unserer Erkenntnisse über das Leben, über Krankheit und Gesundheit begreifen und die Erkenntnisse auf jeder Stufe nicht jeweils zu einer endgültigen medizinischen Wahrheit mit dogmatischem Anspruch ausrufen, sondern als weitere Erkenntnisstufe zur Vervollständigung eines Paradigmas, das sich als praxistaugliche Arbeitshypothese, sozusagen als Mosaikstein einer sich stets weiterentwickelnde Empirie, begreifen, dann h.tte die Empirie einen ganz anderen Stellenwert im medizinischen Vorgehen.

In der Naturheilkunde hat diese Empirie einen hohen und unverzichtbaren Stellenwert als Erkenntnisgewinn und -korrektiv. Eine Tradition, auf die man sich unter anderem beruft, ist nur sinnvoll, wenn sie gelebt wird und neue Erfahrungen und Tatsachen zur Kenntnis genommen und der Tradition hinzugefügt werden. Unter dieser Prämisse kann ein Paradigma per se nie zu einem Dogma „entarten“, was übrigens die Empirie ad absurdum führen würde.

Da heute medizinischer Dogmatismus aber nach wie vor gepflegt wird, hat die Empirie in den medizinischen Wissenschaften einen so verschwindend geringen Stellenwert.

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Verfasser
Karl F. Liebau



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Naturheilpraxis 6/2016