Kinder und Jugendliche

Kneipp’sche Wasserkur

Anwendung in der Kinderheilkunde

Astrid Süßmuth

Die als Teilbereich des Kneipp’schen Naturheilsystems weithin bekannte Wasserkur wird bedauerlicherweise viel zu selten in naturheilkundliche Therapiekonzepte mit einbezogen. Dabei hat die sanfte Wassertherapie besonders in der Kinderheilkunde große Vorzüge.


Die Kneipp’sche Heilkunst

Ab den 1850er-Jahren entwickelte der bayerische Landpfarrer Sebastian Kneipp (1821–1897) eine auf Volksmedizin, Erfahrungsheilkunde und Wasseranwendungen basierende ganzheitliche Heilkunde. Konkret bedeutet die Heilkunde nach Kneipp ein Lebenskonzept, das auf fünf sich ergänzenden Therapiesäulen beruht.


Wasseranwendungen umfassen Güsse, Waschungen, Bäder und Wickel, sie sind der bekannteste Teil der Kneipp-Therapie. Die Bewegungstherapie ist in Hinblick auf oftmals sitzende Tätigkeiten – schon im Kindes- und Jugendalter – aktueller denn je, ebenso die Ernährungstherapie mit ihrem Plädoyer für eine ausgewogene Vollkosternährung. Die Ordnungstherapie mit dem Ziel einer bewussten Lebensgestaltung im Sinne einer geistigen Bewusstwerdung als vierte Säule ist trotz ihrer für Kneipp zentralen Rolle in der Gesundheitsfürsorge bis heute wesentlich unbekannter als die Phytotherapie mit Heilkräutern und Gewürzen. Wagt man den Versuch, die einzelnen Bereiche entsprechend der traditionellen Elementelehre zuzuordnen, zeigt sich folgendes Bild:


Der Kräutertherapie, die sich entsprechend dem Wesen der Quinta Essentia tatsächlich als Kombination der vier klassischen Elemente Feuer (Viriditas, Grün- und Wuchskraft der Pflanzen), Erde (Erdgebundenheit der Pflanzen), Wasser (Wasserfluss und gehalt der Pflanzen) und Luft (Duft und Gehalt an ätherischen Ölen) darstellt, kommt dabei eine Sonderrolle zu. Sie ist immer geeignet, andere Kneipp’sche Therapiesäulen zu unterstützen und deren Wirkungsweise gezielt zu leiten.

Weiterhin ausgehend von der Annahme, dass das erste Lebensjahrsiebt von der Geburt bis zum siebten Geburtstag dem Mond und damit dem Element Wasser zugeordnet ist, lohnt es sich, die Kneipp’sche Wassertherapie gerade in Hinsicht auf dieses Kindesalter zu betrachten (1).

Kinder in der Kneipp’schen Therapie

Wichtigste Voraussetzung für den Erfolg von Kneipp’schen Wasseranwendungen in der Kinderheilkunde ist, dass die kleinen Patienten Spaß daran haben – vor allem bei Kneippanwendungen zur Stabilisierung und Prävention ist eine konsequente und regelmäßige Anwendung wichtig. Ruhezeiten sind beispielsweise ideal zum Vorlesen geeignet, Wassertreten kann man auch zwischen zwanzig kleinen Badefröschen, und das mit Lebensmittelfarbe rot eingefärbte warme Fußbad firmiert schon einmal als Drachenblut. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Grundsätzlich gelten auch für Kinder die gängigen Kneippregeln:


Für Kinder reichen Wasseranwendungen geringer Reizstärke, also nur kleine Körperareale mit moderaten Temperaturen. Je stärker der spezifische Reiz, umso wichtiger ist die Nachruhe – ohne zusätzliche Reizüberflutung durch Computerspiele oder Fernsehen. Und auch die Eltern brauchen für die Anwendungen Ruhe ohne Termindruck.

 


Stoffwechselaktivierung und Immunanregung


Eine erhöhte Infektionsanfälligkeit im Kindesalter zeigt sich fast immer an einer über die altersentsprechende Norm hinausgehenden Zahl von Infektionserkrankungen im Jahr, die meist in Form von Vi-...

Anti-Stress-Training

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Kneipp’sche Wasseranwendungen im Akutfall

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(1) Steiner, R.: Pastoral-Medizinischer Kurs. Rudolf Steiner Gesamtausgabe. Rudolf Steiner Verlag, 1994
(2) Liese, J.G.: Das infektanfällige Kind. Z. Allg. Med. 2003; 79: 483-489
(3) Ernst, E.; Wirz, P.; Pecho, L.: Wechselduschen und Sauna schützen vor Erkältung. Z Allg Med 1990; 66: 56-60
(4) Stick, C., et al.: Änderungen der Nasenschleimhautdurchblutung bei infektanfälligen Kindern nach einer Klimakur an der See. Phys Rehab Kur Med 2000; 10(1): 6-10
(5) Pedreira, F.A., et al.: Involuntary smoking and incidence of respiratory illness during the first year of life. Pediatrics 1985; 75(3): 594-597
(6) Huttunen, P.; Rintamäki, H.; Hirvonen, J.: ­Effect of regular winter swimming on the activity of the sympathoadrenal system before and after a single cold water immersion. Int J Circumpolar Health. 2001; 60(3): 400-406
(7) Uhleke, B.: Kneippverfahren – Eine Möglichkeit zur Stressbewältigung. Die Heilkunst 1992; 5: 162-163
(8) Leuchtgens, H., et al.: Auswirkungen der Kneipp-Kur, einer standardisierten Komplextherapie, auf Schmerz, Lebensqualität und Medikamentenverbrauch. Kohortenstudie mit 1-Jahres-Follow-up. Forsch Komplementärmed 1999; 6: 206-211
(9) Uehleke, B., Hentschel, H.-D.: Das große Kneipp-Gesundheitsbuch. Georg Thieme Verlag, 2014
(10) Bonham, G.S.; Wilson, R.W.: Children’s health in families with cigarette smokers. Am J Public Health 1981; 71(3): 290-293
(11) Brumm, V.; Ducommun-Capponi, M.: Wickel und Kompressen. AT-Verlag, 2011
(12) Bühring, U.; Ell-Beiser, H.; Girsch, M.: Heilpflanzen in der Kinderheilkunde. Georg Thieme Verlag, 2012
(13) Germann, P.: Der kleine Patient – Infektanfälligkeit bei Kindern mit Phytotherapie behandeln in Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2010; 5(3): 41-43
(14) Kneipp, S.: Meine Wasser-Kur. Severus Verlag, 2012
(15) Kneipp, S.: So sollt ihr leben! Jazzybee Verlag, 2012

 



Anschrift der Verfasserin
Astrid Süßmuth
Heilpraktikerin
Ulmenstraße 22
82131 Gauting
E-Mail: info@astridsuessmuth.de



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Naturheilpraxis 3/2016