Kinder und Jugendliche

Fieber bei Kindern

Eine alltägliche Geschichte

Christian Reichard

Unsere Geschichte beginnt an einem normalen Samstagnachmittag. Dringlicher Anruf auf der Praxisnummer – Krankheiten kennen kein Wochenende oder gar Feiertage, und wir Heilpraktiker sind ja quasi immer im Dienst. Am Telefon eine besorgte Mutter: „Ja, entschuldigen Sie bitte, aber der kleine Thomas hat seit einigen Stunden ganz hohes, schlimmes Fieber. Zäpfchen will ich ihm noch nicht geben, und Notarzt, ach, Sie wissen ja. Ob Sie vielleicht ...“


Klar, die Antwort ist eindeutig: Ohne persönliche Untersuchung keine Aussage, geschweige denn eine Therapieempfehlung, denn bekanntlich lassen sich per Telefon Hals, Ohren, Lymphknoten, Bauch etc. weder inspizieren noch palpieren, ganz abgesehen von der Sorgfaltspflicht und der gesetzlich verbotenen Fernbehandlung. Also ist ein Hausbesuch angesagt.
Das „hohe“ Fieber des fünfjährigen Thomas belief sich bei genauer Nachfrage auf 38,8 °C. Jeder Heilpraktiker kennt solche Situationen, da brauchen wir klares differentialdiagnostisches Wissen und therapeutischen Weitblick.

 

Die Angst vor Fieber

Angst begegnet uns in der Praxis bei diesem Thema immer wieder. Ja, das Fieber, und dann noch so schlimmes hohes Fieber, denn gemäß der geläufigen Faustformel heißt es: je höher, umso gefährlicher. Ob es dann vielleicht gar noch zu einem bedrohlichen Fieberkrampf kommt? Dieses hitzig-rote Schreckgespenst ist allgegenwärtig in Kindergärten, Schulen und selbstredend auch sonst überall. Es lauert besonders unschuldig spielenden Kindern auf, gerne an Wochenenden, überfällt sie dann plötzlich hinterrücks, ohne Warnung. Heiß, rot und zähneklappernd erschreckt es damit weniger die Kinder als vielmehr deren Eltern, Verwandte, Nachbarn und ebenso noch viele Kinderärzte. Denn mit dem Schrecken und der Angst gesellt sich zu dem roten Gespenst noch ein schaurig-schwarzes Komplikations-Gespenst, und wenn dieses genügend geheult und schrill genug gescheppert hat und alle betreffenden Verantwortungsknochen gehörig genug klappern, dann poltert noch ein weißes hinzu, nämlich das bittere Antibiotikum-Gespenst. Das rote Gespenst ist dann wie weggezaubert, und die Kinderwelt ist für Eltern und Behandelnde vorerst scheinbar wieder heil. Dann beginnt oftmals eine andere Geschichte, die chronische Rezidiv- und Immunschwäche-Geschichte, aber die soll an anderer Stelle erzählt werden. [Anm. d. Redaktion: Lesen Sie Weiterführendes zum Fieberkrampf im Anschluss an diesen Artikel.]

Woher kommt diese Angst vor der erhöhten Temperatur? Wie gehen wir mit dem Fieber um? Auf welcher Position stehe ich als Behandelnder? Bin ich auch voller Angst im tiefsten Inneren oder eher sorglos – die Naturkraft wird alles schon zur Gesundung richten? Oder wäge ich Nutzen und Risiken des Fiebers in den einzelnen Krankheitsfällen nüchtern ab?

Vielleicht hilft uns ein Blick in die Medizingeschichte, ein wenig Licht in das irrationale Dunkel dieser Angst zu bringen. Ich denke, in jedem von uns sind alle wesentlichen Urerfahrungen unserer gemeinsamen Menschheitsgeschichte archetypisch gespeichert, und Krankheit und Fieber gehören sicherlich zu den treuesten und ältesten Begleitern. Dieses tiefe Muster scheint angesichts eines Fiebers aus den dunklen Tiefen des kollek-tiven Unbewussten ins Licht des Bewusstseins zu steigen und gelegentlich den klaren Blick zu verzerren.

 

Alte Geschichte

In der archaischen medizinischen Vorstellungswelt war das Fieber Ausdruck des Wirkens außermenschlicher Wesen, also initiiert von hellen Göttern und schrecklichen Dämonen. Krankheit wurde, folgen wir einem assyrischen Text aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., als Bestrafung für sündiges Verhalten gesehen.



Das Fieber diente als Instrument für Bestrafung und Überwindung der „Unreinheit“ durch die himmlische Fieberglut.



Fieber sollte dem Betroffenen wieder Anteil an seinem göttlichen Urgrund ermöglichen – der Gesundheit also.
Konsequenterweise wurde im antiken Griechenland Apoll, der Gott des Lichtes, als Heilgott verehrt. Aus Krankheitsvorgängen und der erfolgten Heilung entsprang ein vorher nicht da gewesenes ...

Fieber anders gesehen

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Die Kurzgeschichte vom ­Dreitagefieber

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Fazit

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Anschrift des Verfassers
Christian Reichard
Heilpraktiker
Eichenstraße 13
82343 Pöcking bei Starnberg
E-Mail: reichard@pflaum.de



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Naturheilpraxis 3/2016