FACHFORUM

Vitamin-C-Hochdosis-Infusion gegen klinischen Vitamin-C-Mangel und assoziierte chronische Grunderkrankungen

Judith Gibbert, Fabian Kreimendahl und Reinhard P. T. Rychlik

Seit November 2012 läuft eine auf 10 Jahre angelegte Beobachtungsstudie zum Einsatz von Vitamin-C-Hochdosis-­Infusionen bei Patienten mit Vitamin-C-Mangelzuständen. Mit ihrer Hilfe sollen die Wirksamkeit und die Verträglichkeit dieser Therapie im normalen Praxisalltag bewertet werden. Nachfolgend wird erstmals eine vom Institut für Empirische Gesundheitsökonomie (IFEG) durchgeführte Subgruppenanalyse vorgestellt, in der vor allem gesundheitsökonomische Daten sowie Angaben zur Lebensqualität von 127 Patienten (11/2012–9/2015) ausgewertet wurden.
Die Redaktion


Einleitung

Vitamin C wird meistens in ausreichendem Maße über die Nahrung aufgenommen. Häufig tritt ein Vitamin-C-Mangel im Falle von Fehl- und Mangelernährung oder in Abhängigkeit der Lebensumstände auf, wie erhöhter oxidativer Stress, Schlafmangel, Rauchen, Allergien und Infektionen (1, 2). Patienten mit chronischen Krankheiten weisen ebenfalls ein deutlich erhöhtes Risiko auf, einen Vitamin-C-Mangel zu entwickeln (3). Bei ihnen kommen negative Faktoren der Grunderkrankung sowie deren medikamentöser Therapie zusammen. Besonders chronisch-entzündliche Erkrankungen wie beispielsweise Allergien, rheumatoide Erkrankungen oder rezidivierende Infektionen sind nachweislich mit einem Vitamin-C-Mangel und oxidativem Stress verbunden (4–6).
Aber auch vermeintlich Gesunde können einem chronischen Vitamin-C-Mangel unterliegen. Aus diesem Grund ist die Verbreitung eines Vitamin-C-Mangels auch in den westlichen Ländern mit Prävalenzraten zwischen 22–33% als relativ hoch einzuschätzen (7, 8).

Gesundheitsökonomische Aspekte, wie Arbeitsunfähigkeitstage oder die Frühberentung von Patienten mit chronischem Vitamin-C-Mangel, wurden bisher noch nicht im Detail evaluiert. Im Rahmen der noch laufenden Beobachtungsstudie „High dose ascorbic acid infusions to treat vitamin C deficiency and under-lying diseases – a prospective observational study“ 1 sollten diese, neben der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Vitamin C, dokumentiert und anschließend untersucht werden. Ziel der Untersuchung war es, eine Aussage darüber treffen zu können, wie die Wirksamkeit und Verträglichkeit einer Therapie des Vitamin-C-Mangels bewertet wird und ob sie Auswirkungen auf die Arbeitsunfähigkeit, Frühberentung oder Erwerbsminderung betroffener Patienten hat.



Prüfpräparat

Das zugelassene Injektionspräparat Pascorbin® enthält 7,5 g Ascorbinsäure pro 50 ml Injektionsflasche und kann Kindern ab zwölf Jahren und Erwachsenen infundiert werden. Ascorbinsäure wird zur Therapie klinischer Vitamin-C-Mangelzustände eingesetzt, die über die Ernährung nicht behoben oder oral substituiert werden können. Als weiteres Indikationsgebiet gilt die Methämoglobinämie im Kindesalter. Für die Anwendung von Ascorbinsäure 150 mg pro ml Injektionslösung ist eine peripher-venöse Injektion durch einen Arzt oder Heilpraktiker vorgesehen (9).



Studiendesign

Die Anwendungsbeobachtung zur Wirksamkeit und Verträglichkeit von hoch dosierter Ascorbinsäure wurde in Deutschland über den Zeitraum vom 1. November 2012 bis zum 20. September 2015 durchgeführt. Maximal 14 Wochen wurden Patienten beobachtet, deren chronische Grunderkrankung mit einem Vitamin-C-Mangel assoziiert wird.

Insgesamt wurden die Patienten zu zwei bzw. drei verschiedenen Beobachtungszeitpunkten von Ärzten und Heilpraktikern untersucht. In diesem Zusammenhang wurden die dem Vitamin-C-Mangelzustand zugrunde liegenden Erkrankungen (Grunderkrankungen), eventuelle Begleiterkrankungen, der Rückgang der Krankheitssymptome unter Ascorbinsäure-Therapie, die Lebensqualität betroffener Patienten sowie die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Präparats erhoben. Zusätzlich fand zum letzten Beobachtungszeitraum eine Erfassung gesundheitsökonomischer Parameter im Rahmen der Praxisroutine statt. Hierzu zählen Fragen zur Erwerbssituation, Arbeitsunfähigkeit in den letzten zwölf Wochen vor Beginn der Ascorbinsäure-Therapie und seit Beginn der Therapie, Frühberentung sowie zu einer möglichen Erwerbsminderung aufgrund der Grunderkrankung. Des Weiteren wurde der derzeitige Stand einer möglichen Pflegebedürftigkeit erfasst. Die Erhebung der Lebensqualität erfolgte bei der ersten und letzten Visite mittels einer visuellen Analogskala (VAS) von 0 (keine Einschränkung des alltäglichen Lebens) bis 10 (extreme Einschränkung).
In die Anwendungsbeobachtung wurden männliche und weibliche Patienten ...

Ergebnisse

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Diskussion

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Anmerkung
1 Teilergebnisse der noch laufenden Studie wurden publiziert: Trompetter, I., et al.: Pascorbin® 7,5 g im Einsatz gegen klinischen Vitamin-C-Mangel und assoziierte chronische Grunderkrankungen – Ergebnisse 2013 – Posterpräsentation Jahrestagung Pascoe 2014 in Gießen; Aktuelle Beobachtungsstudie: Pascorbin 7,5 g gegen klinischen Vitamin-C-Mangel und assoziierte psychische Grunderkrankungen, Naturheilpraxis 11/2015, S. 91


Literatur
(1) Choi, M.K., et al.: Gender differences in the relationship between vitamin C and abdominal obesity. Int J Vitam Nutr Res, 2013. 83(6): 377-384
(2) Northrop-Clewes, C.A.; D.I. Thurnham: Monitoring micronutrients in cigarette smokers. Clin. Chim. Acta, 2007. 377: 14-38
(3) Bates, C.J., et al.: Micronutrients: Highlights and research challenges from the 1994-5 National Diet and Nutrition Survey of people aged 65 years and over. Br J Nutr, 1999. 82(15)
(4) Lunec, J.; D.R. Blake: The determination of dehydroascorbic acid and ascorbic acid in the serum and synovial fluid of patients with rheumatoid arthritis (RA). Free Radic Res Commun, 1985. 1(1): 31-39
(5) Shanmugasundaram, K.; Kumar, S.; Rajajee, S.: Excessive free radical generation in the blood of children suffering from asthma. Clinica Chimica Acta, 2001: 107-114
(6) Long, C.L., et al.: Ascorbic acid dynamics in the seriously ill and injured. J Surg Res, 2003. 109(2): 144-148
(7) Schleicher, R.L., et al.: Serum vitamin C and the prevalence of vitamin C deficiency in the United States: 2003-2004 National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES). Am J Clin Nutr, 2009. 90(5): 1252-1263
(8) Cahill, L.; Corey, P.N.; El-Sohemy, A.: Vitamin C deficiency in a population of young Canadian adults. Am J Epidemiol, 2009. 170(4): 464-471
(9) Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH, Gebrauchsinformation Pascorbin®. 2014
(10) World Health Organisation (WHO). Obesity: Preventing and managing the global epidemic. 2000 (cited 2015 4.5.2015); Abrufbar unter:
http://libdoc.who.int/trs/WHO_TRS_894.pdf(11)
Statistisches Bundesamt: Körpermaße nach Altersgruppen. Ergebnisse des Mikrozensus 2013. 2013; Abrufbar unter: https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/GesundheitszustandRelevantesVerhalten/Tabellen/Koerpermasse.html

(Abbildungen vom Verfasser)

 

Kontaktadresse
Prof. Dr. Dr. med. Reinhard P. T. Rychlik
Institut für Empirische Gesundheitsökonomie (IFEG)
Am Ziegelfeld 28
51399 Burscheid
Tel. (02174) 7151-12
Fax (02174) 7151-98
E-Mail: info@ifeg.de
www.ifeg.de



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Naturheilpraxis 3/2016