Akupunktur/TCM

TCM-Ernährung bei Laktose- und ­Fruktoseintoleranz

Vera Splinter

In Deutschland weisen 10 bis 20% der Erwachsenen eine Laktoseintoleranz auf. Im Gegensatz zu Nahrungsmittelallergien lösen Laktose- und Fruktoseintoleranz Beschwerden auf der Basis von nicht immunologischen Reaktionen aus. Vor allem abdominelle Symptome wie Durchfall, Blähungen und abdominelle Schmerzen kennzeichnen das Beschwerdebild. Vielfältige unspezifische Symptome wie chronische Müdigkeit, depressive Verstimmungen oder Gliederschmerzen können begleitend auftreten. Dieser Beitrag ist als Einführung konzipiert, eine Vertiefung erfolgt im gleichnamigen Vortrag in Rothenburg.


Laktoseintoleranz

Während das Enzym Laktase beim Säugling normalerweise ausreichend pro­du­ziert wird, entwickelt sich durch einen vererbten Genpolymorphismus eine verminderte Laktase-Aktivität beim Erwachsenen (primärer Laktasemangel). In der Folge wird Laktose unvollständig in Glukose und Galaktose gespalten. Durch die Bindung von Wasser im Darm werden Diarrhöen begünstigt. Die bakterielle Verstoffwechslung der Laktose im Dickdarm führt zur Gasbildung, intestinaler Dehnung und starker Darmkontraktion, es entstehen Blähungen. Die Symptome werden neben dem Grad des Laktasemangels und der Menge der aufgenommenen Laktose von der Art und Menge der aufgenommenen Nahrung, dem Ausmaß der Gasbildung im Dickdarm und der individuellen Empfindlichkeit gegenüber der intestinalen Dehnung bestimmt. Dies erklärt, weshalb Patienten trotz Nachweis der Intoleranz nicht bzw. wechselnd auf Laktosezufuhr reagieren. Der seltenere sekundäre Laktasemangel ist Folge einer intestinalen Erkrankung.



Fruktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption

Die beiden Begriffe werden irrtümlich häufig synonym verwendet, bezeichnen jedoch unterschiedliche Pathomechanismen.
Die seltene hereditäre Fruktoseintoleranz ist eine Stoffwechselstörung mit Symptomen wie Schweißausbrüchen, Erbrechen, Gedeihstörungen, die eine lebenslange fruktosearme Ernährung erfordert.
Die in der Ernährungsberatung häufig angesprochene Fruktosemalabsorption (hier im Weiteren behandelt) basiert dagegen auf einer eingeschränkten Transportkapazität des Proteins GLUT5 in der Dünndarmschleimhaut. Fruktose gelangt nach unzureichender Resorption in den Dickdarm. Bakterielle Gärungsprodukte und osmotische Effekte lösen Völlegefühl, Blähungen, krampfartige Bauchschmerzen und Durchfälle aus. Damit die Bereitstellung des Transportproteins nicht zurückgeht, ist die Zufuhr einer individuell tolerierten Fruktosemenge notwendig.



Ernährungstherapie

Der therapeutische Ansatz der Schulmedizin bei einer Laktoseintoleranz ist diätetisch und besteht vereinfacht ausgedrückt in der Meidung von Milch und Milchprodukten (1). Bei der Fruktosemalabsorption wird eine moderate Fruktosezufuhr in Kombination mit Fett und Protein empfohlen (2). In beiden Fällen wird der Patient darin unterstützt, die für ihn verträgliche Zufuhrmenge herauszufinden. Das umfangreiche Angebot an Lebensmitteln, die Laktose-/Fruktose-frei oder -reduziert sind, bzw. an Präparaten mit Laktase oder Xylose-Isomerase wird von Betroffenen als hilfreich empfunden, wobei der wissenschaftliche Nachweis des Nutzens teilweise noch aussteht (1, S. 77).
Auch wenn Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption als nicht organschädigend bzw. die Lebenserwartung verringernd eingestuft werden (3), ist eine Verharmlosung aus Sicht der TCM nicht angebracht. Beschränkt sich die Ernährungsberatung darauf, über indivi­duell verträgliche Zufuhrmengen an Laktose bzw. Fruktose zu kommunizieren, entfällt die aus Sicht der Chinesischen Medizin notwendige Behandlung der Ursache. Immer wieder beschreiben Patienten einen Krankheitsverlauf ausgehend von einer Intoleranz, aus der sich über Jahre diverse Unverträglichkeiten entwickelt haben, mit schließlich extrem eingeschränktem Speiseplan und u. U. erheblicher Einschränkung des Allgemeinbefindens mit Erschöpfung bis hin zur Arbeitsunfähigkeit.
Betrachten wir die Laktoseintoleranz und die Fruktosemalabsorption aus der Sicht der TCM, dann liegt in beiden Fällen eine Funktionsstörung der Mitte zu-

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Literatur
(1) Keller, Jutta: Arzneiverordnung in der Praxis. Bd. 38, Ausgabe 4, Juli 2011
(2) IMD-Labor: www.imd-berlin.de/spezielle-kompetenzen/nahrungsmittelunvertraeglichkeiten/laktoseintoleranz.html
(3) Freitag-Ziegler, G.: „Frei von “ erobert die Regale. Ernährung im Fokus 14-07-08/14 S. 239
(4) Wullinger, M.: Feuchte Hitze als Krankheitsmechanismus, extrakt 2/2009
(5) Engelhardt, U.; Hempen, C.: Chinesische Diätetik. Urban & Fischer, 2. Aufl.
(6) Leitlinie S3 Reizdarm: http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/021-016.html
(7) Hempen, C.; Fischer T.: Leitfaden Chinesische Phytotherapie. Urban & Fischer, 2. Aufl.

Anschrift der Verfasserin
Vera Splinter
Dipl.-Ökotrophologin
Görresstraße 9
41464 Neuss
www.tcm-splinter.de



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Naturheilpraxis 2/2016