Allergien

Gesünder wohnen

Martina Schneider

Die Fenster schließen dicht, die Wände sind gut isoliert – was sich günstig auf die Heizkostenrechnung auswirkt, ist eher ungünstig fürs Wohnklima – die Luft wird stickig. Manch einer reagiert schon jetzt mit Kopfschmerzen, Müdigkeit oder trockener Haut. Möbel, Teppiche, Büro-Technologie, Reiniger: Raumluft ist deutlich stärker mit Schadstoffen belastet als Außenluft. Dies kann den menschlichen Organismus extrem belasten, zumal Erwachsene die meiste Zeit des Tages in geschlossenen Räumen verbringen. Natürlich sind ökologische Baumaterialien und regelmäßiges Lüften einer gesunden Raumluft dienlich. Einige Zimmerpflanzen allerdings bieten sich als regelrechte Schadstoffschlucker an. Besonders aktiv sind Birkenfeige, Zwerg- und Bergpalme, Drachenbaum, Einblatt oder Grünlilie.


Vor allem über die Wurzeln filtern Pflanzen giftige Teilchen aus der Luft, den Rest nehmen die Blätter auf. Am Institut für Biochemische Phytopathologie in München stellten Forscher überdies fest, dass Pflanzen beispielsweise Formaldehyd durch ein spezielles Enzym in Zucker und Aminosäuren umwandeln (1). Die Aufnahmemenge von Schadstoffen ist jedoch von den Wachstumsbedingungen der Pflanze abhängig. Je besser die Lichtverhältnisse, die Luftfeuchte und das Nährstoffangebot, desto besser wirkt die Pflanze auch als Filter.
Das Umweltbundesamt Berlin nennt als häufigsten Schadstoff in Innenräumen Formaldehyd.



Formaldehyd

Formaldehyd kommt vor bzw. kann Verwendung finden in Desinfektionsreinigern, Tabakrauch, E-Zigaretten mit Tabakerhitzung, Verbrennungsgasen, Tapeten, Lacken, Farben, Lasuren, Spanplatten, Baustoffen, Klebstoffen, Möbeln, Lederwaren, Mineralwolle, Leimen und großflächigen Deckenverleimungen.
Die Folgen können toxische Effekte im oberen Atemtrakt sein. Bei Laborversuchen entwickelten alle Nager Rhinitis, epitheliale Dysplasien und Metaplasien in der Nasenhöhle. Wenn die Exposition länger als drei Monate unterbrochen wurde, begannen sich Rhinitis und Metaplasien zurückzubilden.
Zudem kann Formaldehyd Augenreizungen verursachen, Kopfschmerzen, Erkältungen, Erschöpfung, Depressionen, Schlafstörungen und Allergien. Es steht in Verdacht, fruchtschädigend zu wirken und Krebs zu begünstigen.



Flüchtige organische ­Verbindungen / Lösemittel

Ammoniak kommt vor in chemischen Reinigungsmitteln, Ofenheizungen, Zigarettenrauch, Haarfärbemitteln, Entfettungs- und Kältemitteln und kann Haut- und Augenprobleme hervorrufen.
Benzol, das als Humankarzinogen eingestuft wird, ist Bestandteil von Erdöl. Der größte Teil der Emissionen geht auf Kraftfahrzeuge zurück. Benzol kann auch bei der Verbrennung von organischem Material entstehen, auch ist es in Tabakrauch, Estrichen und Gussasphalt zu finden.
Hexan findet Verwendung in Bodenbelagsklebstoffen, Lösemitteln, Farben, Teppichböden sowie Beizmitteln. Tierstudien belegen die neurotoxische Wirkung (periphere Neuropathien) bei Ratten.
Trichlorethylen, das als krebserregend eingestuft wird, kann in Lösemitteln, Korrekturflüssigkeiten, chemischen Reinigungsmitteln und Möbeln vorkommen. Das Einatmen von Trichlorethylen belastet v.a. Leber, Nieren, Lungen und Nervensystem sowie das Hörorgan (Trichlorethylen siehe auch weiter unten).
Toluol ist in Oberflächenversiegelungen, Holz- und Steinpflegemitteln, Benzin, Dispersionsklebstoffen, Vorstrichen, Polyurethanklebstoffen und -vorstrichen, Kautschukfußböden, Tabakrauch und Heizöl enthalten. Es kann auch beim Verbrennen organischer Stoffe entstehen. Versuche mit Ratten zeigten, dass Toluol morphologische Veränderungen im Hippocampus und kognitive Störungen (zumindest kurz nach der Exposition) sowie Beeinflussungen von Neurotransmittern und anderen neurochemischen Parametern bewirken kann. In zwei der Studien wurden bei 5700 mg/m³ Effekte gefunden, die als irreversibel gelten: Verlust von Neuronen oder vermindertes Gewicht des Hippocampus.
Xylol/Isomerengemisch kommt vor in Holzpflegemitteln, Steinpflegemitteln, Oberflächenversiegelungen, Dispersionsfarben, Grundanstrichen, Tiefgründen, Klarlacken, Lasuren, Alkydharzlackfarben, Dispersionsklebstoffen, Vorstrichen, Bau-

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Pestizide

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Beratungsstellen:
Bundesverband für Umweltberatung bfub e.V.
Am Dobben 43a
28203 Bremen
Tel.: (0421) 343400
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Berufsverband Deutscher Baubiologen VDB e.V.
Sandbarg 7
21266 Jesteburg
Tel.: (04183) 7735301
E-Mail: info@baubiologie.net

 

 

Literatur
(1) Fond Gesundes Österreich: Gesund mit Pflanzen. S. 10, Wien, erhältlich über die FH Kiel unter www.fh-kiel.de/fileadmin/data/fachhochschule/nachhaltigkeit/pflanzen.pdf
(2) Merz, T.: VOC – Komplexe Krankheitsbilder durch zelluläre Multifunktionsstörungen. umwelt.medizin.gesellschaft 17, 1/2004, S. 46ff, zu finden über www.dr-merz.com/resources/1_04-Multifkt.pdf
(3) Eintrag zu CAS-Nr. 630-08-0 in der GESTIS-Stoffdatenbank des Institutes für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, Berlin
(4) www3.epa.gov/airtoxics/hlthef/eth-phth.html
(5) Chen, M., et al.: Residential exposure to pesticide during childhood and childhood cancers: A meta-analysis. Pediatrics 2015; online 14. September. doi: 10.1542/peds.2015-0006
(6) Harth, V., et al.: Renal carcinogenicity of Trichlorethylene: Update, mode of action and fundamentals for occupational standard setting. Rev Environ Health 2005; 20: 103-118 TB/MZ
(7) Goldman, S.M.; Quinlan, P.J., et al.: Solvent exposures and Parkinson’s disease risk in twins. Annals of Neurology; published online: November 14, 2011 (DOI:10.1002/ana.22629)
(8) Pressemitteilung des UFZs vom 17. Oktober 2012
(9) Wolverton, B.C.; Johnson, A.; Bounds, K.: ­Interior Landscape Plants for Indoor Air ­Pollution Abatement, NASA/ALCA Final Report, Plants for Clean Air Council, Davidsonville, Maryland, 1989
(10) http://interiorplantscape.asn.au/Downloads/M_B_Papers/BurchettM3_UTS_Ideaction_08_PAPER_W.pdf
(11) L’Ami des Jardins (Hrsg.): Klima Pflanzen im Haus. Bassermann Verlag, München 2012
(12) Grollimund, M.; Hannebicque, I.: Prima Klima mit Pflanzen. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2010




Anschrift der Verfasserin
Martina Schneider
Heilpraktikerin/Medizinjournalistin
Am Sahrbach 3
53505 Altenahr-Kreuzberg
Tel. (02643) 2405
www.naturheilpraxis-in-kreuzberg.de



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Naturheilpraxis 2/2016