Allergien

Pollinosis

Reflextherapien und Kraniumtechniken

Klaus G. Weber

Nach einem herrlichen, anstrengenden Frühsommertag in den Bergen erreichte ich spätnachts mein Quartier. Das Wetter war schön, und so legte ich mich trotz einer sich anbahnenden leichten Erkältung zum Schlafen in die Wiese neben dem Haus. Am nächsten Morgen hatte ich schlagartig massiven Heuschnupfen. Dank der Artenvielfalt der Biowiese reagierte ich auf eine erstaunliche Vielfalt von Blühpflanzen mit Niesreiz und Atemnot. Eine Pollinosis durch einen Virusinfekt und gleichzeitige Exposition mit Pollen auszulösen dürfte aber zu den eher seltenen Erfahrungen gehören.


Die Pollinosis, unter anderem ­Heuschnupfen oder allergischer Schnupfen genannt (ICD-10 J30.1: Allergische Rhinopathie), ist eine überschießende bis allergische Reaktion der Schleimhaut der oberen Atemwege vor allem auf den Blütenstaub verschiedenster Pflanzen.

Anders als bei bedrohlichen Allergien wie beispielsweise auf Nüsse, Erdbeeren oder Fisch, die mit anaphylaktischen Reaktionen einhergehen, finden wir bei der weniger dramatischen Pollinosis eine große Spannbreite von Ursachen und Reaktionsweisen, die uns eine ganze Palette an therapeutischen Möglichkeiten eröffnen.

Die WHO klassifizierte 2003 die allergische Rhinitis (AR) in die milde AR (milde, aber nicht besonders lästige Symptome, keine Verschlechterung der Lebensqualität bezüglich Schlaf, schulischer/­beruflicher Leistungen, täglicher und sportlicher Aktivitäten), die moderate bis schwere AR (Symptome vorhanden, im Regelfall auch lästig, Verschlechterung der Lebensqualität), die intermittierende allergische AR (Symptome seltener als an 4 Tagen pro Woche oder in 4 auf­ein­anderfolgenden Wochen) und die persistierende AR (häufiger als 4 Tage pro Woche oder mehr als 4 Wochen).
Neben der saisonalen allergischen Rhinitis nur zu bestimmten Jahreszeiten gibt es die ganzjährige allergische Rhinitis durch Allergene wie Tierhaare, Milben, Schimmelpilze sowie die beruflich bedingten allergischen Rhinitiden.
Schleimsekretion und Niesreiz, Kennzeichen der Pollinosis, sind zunächst ganz normale Abwehrreaktionen gegen zu viel Staub oder Kleinpartikel in den Atemwegen sowie gegen Fremdeiweiße, bei denen es sich um Erreger (Viren, Bakterien etc.) handeln könnte. Blütenpollen erfüllen, vor allem wenn sie massiv auftreten, beide Kriterien. Sie sind Partikel und Fremdeiweiße, die anfangs unspezifische Abwehrreaktionen auslösen.



Aspekte der Pollinosis


Einige Aspekte helfen uns beim Verständnis und der Therapieplanung.

  1. Wir kennen die genetisch definierte Disposition, mit Allergien oder Hautsymptomen zu reagieren (Atopie). Abgesehen von Medikamenten ist unter diesem Gesichtspunkt vor allem die Allergenvermeidung wichtig. Dazu dient der Kleidungswechsel vor dem Wohn- und Schlafbereich, Pollenschutzgitter an den Fenstern und Türen sowie eine Urlaubsplanung in allergenarme Gebiete. Bei den Medikamenten haben vor der Einnahme von Antihistaminika homöopathische Mittel wie Galphimia glauca, Luffa oder Allium cepa und die Cromoglycinsäure ihre Bedeutung (1).
  2. Interessanterweise entwickeln Menschen, die sich in der Kindheit viel in Tierställen aufhalten oder tagsüber mit anderen Kindern in einem Hort Kontakt haben, später seltener Allergien und Heuschnupfen als Menschen ohne diese Immunanforderung. Durch die frühe Exposition lernt der Körper mit Pollen und anderen Allergenen umzugehen, ohne überschießende Reaktionen zu entwickeln. Zu viel Reinlichkeit ist ungesund! Bei Kindern ist eine orale Desensibilisierung recht Erfolg versprechend, bei Erwachsenen sind die Erfolge leider nicht so gut. Ein einfaches Mittel lohnt immer den Versuch: ihre Patienten sollen zur Desensibilisierung im Winter täglich eine Messerspitze Bio-Honig lutschen, der während ihres Heuschnupfenmaximums gewonnen wurde.
  3. Embryologisch entwickelt sich der Atemwegstrakt als Ausstülpung des Verdauungstraktes. Darum greifen ähnliche Mechanismen wie bei der Nahrungsmittelunverträglichkeit. Diese engen Wechselbeziehungen beschreibt eine alte naturheilkundliche Erkenntnis: Man kann eine chronische Sinupathie schwer ohne Einbeziehung des Darmes behandeln. Gut durchblutete Schleimhaut reduziert mit ihrer ausgeprägten Mucin- (Schleim-) Schicht den

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Neurolymphatische Reflexpunkte

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Literatur
(1) Zimmermann, W.: Homöopathische Arznei­therapie, Sonntag, Regensburg 5. Auflage 1990
(2) Weber, K.; Wiese M.: Kraniosakrale Therapie – Ressourcenorientierte Behandlungskonzepte, Springer, Heidelberg 2003
(3) Schwarz, D.: Der Effekt neurolymphatischer Punkte auf die Rotation der HWS, Freie wissenschaftliche Arbeit zur Erlangung des Grades eines Bachelor of Science, Tübingen 2013
(4) Speransky, A. D.: Grundlagen der Theorie der Medizin, Verlag Dr. Werner Saenger, Berlin 1950
(5) Weber, K.: Nahrungsunverträglichkeiten – Behandlung mit weichen manuellen Techniken. Naturheilpraxis 07/2014, Pflaum ­Verlag, München
(6) Bayerlein, R.; Weber K.: Neurolymphatische Reflextherapie nach Chapman und Goodheart, Anwendungen in der Ortho-Bionomy, Osteopathie und angewandten Kinesiologie; Sonntag, Stuttgart 3. Auflage 2014




Anschrift des Verfassers

Dr. med. Klaus G. Weber
Allgemeinarzt, Naturheilverfahren, ­Homöopathie
Deutsches Institut für Ortho-Bionomy®
Buttenwegle 10
72108 Rottenburg
Tel. (07472) 24796
www.ortho-bionomy.de



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Naturheilpraxis 2/2016