Phytotherapie

Pflanzliche ­Alternativen bei Antibiotika­resistenzen

Michaela Girsch

Heilpflanzen wurden schon immer zum Schutz vor Ansteckung und zur Behandlung von ansteckenden Krankheiten eingesetzt. Gerade in Zeiten zunehmender Antibiotikaresistenzen laufen Forschungsvorhaben auf Hochtouren, die sich mit der Suche nach Wirkstoffen beschäftigen, gegen die Krankheitserreger bislang keine Resistenzen bilden konnten. Was liegt dabei näher, als sich mit Pflanzenwirkstoffen zu beschäftigen, haben Pflanzen doch im Laufe der Evolution ausgefeilte Schutzmechanismen gegenüber schädlichen Einflüssen entwickelt.


Pflanzen schützen sich nicht nur vor Fraßfeinden, sondern auch vor Bakterien, Pilzen und Viren. Außerdem sind viele Pflanzen in der Lage, extremsten klimatischen Bedingungen wie Kälte und Hitze oder auch starker Schadstoffbelastung zu widerstehen.
Was Pflanzen dabei so interessant für Forscher macht, ist die Tatsache, dass diese Schutzmechanismen äußerst komplex sind und es damit Erregern nahezu unmöglich gemacht wird, sich auf diese ausgefeilten Abwehrmechanismen einzustellen. Interessant ist dabei auch, dass man neueren Forschungen zufolge davon ausgehen kann, dass sich Pflanzen über ein bisher kaum erforschtes Kommunikations­system auf immer neue Bedrohungssituationen einstellen können. Erreger und ­potenzielles Opfer sind quasi in ständiger Bewegung, wie bei einem Boxkampf. Einmal siegt der eine, das andere Mal der andere.
Was in der Natur mal besser und mal schlechter funktioniert und sich im Fluss, d. h. in ständiger Anpassung befindet, ist mit der Extraktion oder dem synthetischen Nachbau von potenten antiinfektiv wirkenden Stoffen auf Dauer nicht zu schaffen – dies zeigen alle bisherigen Erfahrungen. Wird ein Wirkstoff etwa isoliert oder halbsynthetisch gefertigt, stellt sich der Erreger nach einigen Jahren darauf ein, und es werden die ersten Berichte über Resistenzen bekannt.
So erging es dem Artemisinin aus dem einjährigen Beifuß, Artemisia annua: Innerhalb weniger Jahre wurde der Malariaerreger Plasmodium falciparum resistent gegen diesen Wirkstoff. Gegen Artemisia annua als ganze Pflanze, mit ihrem Hauptwirkstoff Artemisinin und den zahlreichen Nebenwirkstoffen, sind bislang keine Resistenzen bekannt.
Es gäbe zahlreiche weitere Beispiele hierfür, eines sei herausgegriffen: Ausgangsstoff für die Herstellung von Oseltamivir, dem Wirkstoff des als Wunderwaffe gegen die Vogelgrippe vermark­teten Tamiflu, ist die im Sternanis vorkommende Shikimisäure. Bereits eine Saison nach Einsatz von Oseltamivir war in der Presse von Resistenzen gegen den Wirkstoff zu lesen. Sternanis wird in der Tra­ditionellen Chinesischen Medizin seit Langem als Mittel gegen verschiedenste Erreger im Zusammenhang mit Atem­wegs­erkrankungen verwendet – Resistenzen waren noch nie ein Thema.

Pflanzen schützen sich

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Pflanzen schützen uns

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Theriak

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Essig der vier Diebe

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Melissengeist

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Meerrettich

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Anschrift der Verfasserin
Michaela Girsch
Heilpraktikerin, Dozentin, Autorin
Kapellenfeld 18
79291 Merdingen
www.michaela-girsch.de


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Naturheilpraxis 01/2016