Klassische Homöopathie

Wie wissenschaftlich ist die Homöopathie?

Kritische Blicke auf hAMP und Behandlung1

Roger Rissel

Ausgehend von den kritischen Äußerungen Fritz Donners (1896–1979), der seine Beobachtungen und Eindrücke im Zusammenhang mit der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939 im sog. Donner-Report festhält, wird eine Antwort auf die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Homöopathie gesucht. Im Vordergrund dieser Betrachtung stehen die homöopathische Arzneimittelprüfung am gesunden Menschen (hAMP), die in der Homöopathie als wichtige Quelle der Arzneimittelwirkungen angesehen wird, und die Frage, wieweit sich die Wirkung der Homöopathie bei der Behandlung zeigt.


Einleitung/Historisches

1935 gründeten die Nationalsozialisten die „Reichsarbeitsgemeinschaft für eine Neue Deutsche Heilkunde“ mit dem Ziel, Schulmedizin und naturheilkundlich-ganzheitliche Therapiesysteme zusammenzuführen, um so die „Krise der Medizin“ zu überwinden. Mitglieder waren die Deutsche Allgemeine Gesellschaft für Psychotherapie, die Deutsche Gesellschaft für Bäder- und Klimakunde, der Deutsche Zentralverein Homöopathischer Ärzte, der Kneipp-Ärztebund, der Reichsverband der Naturärzte, der Reichsverband Deutscher Privatkrankenanstalten und die Vereinigung anthroposophischer Ärzte. Die Reichs-arbeitsgemeinschaft wurde bereits 1937 aufgelöst, weil die gesteckten Ziele nicht erreichbar schienen (1). Dennoch wurde die Homöopathie von 1936 bis 1939 einer großangelegten Untersuchung unterzogen. In einer Rede bei einer feier-lichen Sitzung sagte der Präsident des Reichsgesundheitsamtes (RGA), Prof. Reiter, es sei geplant, die Homöopathie in großem Rahmen zu erforschen, wenn sich „deutlich zeigen sollte, dass an der Homöopathie etwas dran wäre“. Man erwarte nicht, dass alles, was bisher von Homöopathen behauptet worden sei, auch tatsächlich bestätigt würde. Es würde schon ausreichen, wenn sich ein gewisser Prozentsatz davon bestätige (2: 146).

So wurden bis 1939 homöopathische Arzneimittelprüfungen und einzelne Fall-beobachtungen zum Beleg der Wirksamkeit der Homöopathie durchgeführt. Eine sorgfältige Auswertung der Unterlagen erfolgte nicht. Die Dokumente gelten heute als verschollen (2: 35).
Fritz Donner, Oberarzt an der Berliner Homöopathischen Universitätspoliklinik, war als Amtshilfe an den Untersuchungen beteiligt. Er wollte in den 1960er-Jahren einen Bericht über die damaligen Geschehnisse in der „Allgemeinen Homöopathischen Zeitung“ (AHZ) veröffent­lichen. 1966 befasste sich der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ e.V.) mit dem Ansinnen Donners und kam zu der Einschätzung, dass der durchweg negative Inhalt für eine Veröffentlichung problematisch sei. Weil von einer Veröffentlichung an anderer Stelle ausgegangen werden musste, sollte Donner dazu angehalten werden, seinen Bericht zu überarbeiten und persönliche Werturteile über an der Untersuchung der Homöopathie beteiligte Homöopathen zu streichen, um deren Ansehen nicht zu beschädigen. Nachdem Donner dies in persönlichen Gesprächen nahe­gelegt wurde, beendete er seine Mitgliedschaft im DZVhÄ und erklärte, seinen ­Bericht vorerst nicht zu veröffentlichen. Georg Wünstel (1921–1992, Vorsitzender des DZVhÄ von 1969 bis 1974) versuchte in seiner Funktion als Geschäftsführer, die von Donner vorgebrachten Positionen aufzuarbeiten. Bei einer dazu einberufenen Sitzung des Wissenschaftlichen Beirats des DZVhÄ im Jahr 1970 wurde ­beschlossen, die Angelegenheit auf sich beruhen zu lassen und nicht darüber zu publizieren. Als Herausgeber der „Ak­tuellen Anwendungsmöglichkeiten der Homöopathie in der ärztlichen Praxis“ (3) veröffentlichte Wünstel viele Jahre später Teile des Donner-Reports (2: 41f.). Robert Willis Dissertation über den Streit im DZVhÄ zur Zeit des Vorsitzenden Georg Wünstel, liegt seinem Buch „Homöopathie und Wissenschaftlichkeit“ (2) zugrunde. Hier findet sich der gesamte Donner-Report.
Im Folgenden wird nun auf die Kritik Donners eingegangen. Donner sind schon vor der Untersuchung der Homöopathie durch das RGA Unstimmigkeiten auf­gefallen in dem, was von namhaften Homöopathen behauptet wird. Zum bes­seren Verständnis der Kritik Donners werden auch diese hier angeführt.

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Donners Kritik an der Materia medica

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Donners Kritik zu klinischen Erfahrungen

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Donners Kritik ­zusammengefasst

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Ausblick: Wissenschaftlichkeit der Homöopathie

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Mögliche Konsequenzen

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Positive Entwicklungen

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Schlusswort

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Anmerkungen
1 nach einem Vortrag beim 21. Therapeutentreffen der DGKH in Moos 2015
2 Wortlaut der Anmerkung in der Quelle: Wünstel: „Die damals übliche Behandlung mit Lampolon, das nachweislich Vit B12 enthält.“ Wünstel/Gawlik /Stübler 1992, 8/5.1, 36 [s. (1)]

Literatur
(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Neue_Deutsche_Heilkunde (zuletzt aufgerufen am 5.10.2015)
(2) Willi, R.: Homöopathie und Wissenschaftlichkeit. Georg Wünstel und der Streit im Deutschen Zentralverein von 1969-1974, ­Essen: KVC 2003
(3) Wünstel, G.; Gawlik, W.; Stübler, M.: Aktuelle Anwendungsmöglichkeiten der Homöo­pathie in der ärztlichen Praxis. Kissing 1992
(4) Hahnemann, S.: Organon der Heilkunst. Textkritische Ausgabe der 6. Aufl. Heidelberg: Haug 1999
(5) Stahl, M.: Der Briefwechsel zwischen Samuel Hahnemann und Clemens von Bönninghausen. Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte, Bd. 3., Heidelberg: Haug 1997
(6) www.bundesaerztekammer.de/aerzte/medizin-ethik/projektbezogene-themen/placebo/ (zuletzt aufgerufen am 4.10.2015)
(7) Walach, H.: Die Untersuchung der Homöo­pathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936-1939. ZKH 1990; 34(6): 252-259
(8) Frei, H.: Die homöopathische Behandlung von Kindern mit ADS/ADHS. Ein systematisches Therapiekonzept. Stuttgart: Haug 2005
(9) Wischner, M.: Ähnlichkeit in der Medizin. Über die Wissenschaftlichkeit von Homöo­pathie und Schulmedizin, Essen: KVC 2004
(10) Gypser, K.-H. (Hrsg.): Materia Medica Revisa Homoeopathiae. Sammlung homöo­pathischer Arzneimittel in mehreren Bänden. Glees: Gypser-Verlag
(11) www.mmpp-project.de (zuletzt aufgerufen am 4.10.2015)
(12) Mezger, J.: Gesichtete Homöopathische Arzneimittellehre. Bd. 1, 11. Aufl., Saulgau: Haug 1995
(13) Mezger, J.: Über meine Erfahrungen mit Arzneimittelprüfungen. AHZ 1974; 219 (5): 185-192

Anschrift des Verfassers
Roger Rissel
Heilpraktiker
Martin-Wohmann-Straße 17
65719 Hofheim am Taunus
E-Mail: roger.rissel@t-online.de

 
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Naturheilpraxis 01/2016