Akupunktur/TCM

Medikamente aus TCM-Sicht

Sabine Ritter

Nicht selten nehmen Patienten, die eine Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin aufsuchen, regelmäßig Medikamente aufgrund chronischer Erkrankungen ein. Doch wie wirken sich die verschiedenen Wirkstoffe auf Qi, Yin und Yang bzw. Säfte (Jin Ye) und Blut (Xue) aus? Kenntnisse zur Wirkungsweise von Arzneistoffen aus Sicht der TCM können nicht nur hilfreich sein, um den Behandlungserfolg zu steigern, sondern auch, um unerwünschten Wirkungen vorzubeugen.


Zu den häufigsten chronischen Erkrankungen in Deutschland zählen unter anderem Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes und Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Arthritis, Arthrose oder Osteoporose. Sie alle werden häufig medikamentös behandelt. Eine telefonische Umfrage im Auftrag des Robert-Koch-Instituts unter fast 26.000 Erwachsenen in Deutschland ergab im Jahr 2012, dass 43 Prozent der befragten Frauen und 38 Prozent der Männer eigenen Angaben zufolge an mindestens einer chronischen Erkrankung leiden. Jüngere Studienteilnehmer waren seltener betroffen als ältere.1

Aus Sicht der modernen Wissenschaft ist die Wirkungsweise von Arzneistoffen in der Regel gut untersucht. Im großen Getriebe der wie Zahnräder ineinandergreifenden Prozesse im menschlichen Organismus regulieren sie ein Krankheitsgeschehen meist gezielt, indem sie z. B. aus dem Ruder laufende Vorgänge dämpfen, blockierte Abläufe stimulieren oder fehlende Stoffe ersetzen. Dies geschieht unter Berücksichtigung der bekannten Pathomechanismen einer Erkrankung, die in umfangreichen wissenschaftlichen Untersuchungen aufgedeckt wurden. So kann der Blutdruck z. B. gesenkt werden, indem ACE-Hemmer das Renin-Angiotensin- Aldosteron-System (RAAS-System) beeinflussen. Eine Entzündung im Bewegungsapparat kann dagegen gelindert werden, wenn nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) die Prostaglandinsynthese hemmen.2

Meist finden die Wirkstoffe jedoch an mehreren Stellen im Körper Andockstellen, sodass eine gewünschte Wirkung von unerwünschten begleitet werden kann. Nebenwirkungen können somit eine Konsequenz der erwünschten Wirkung sein. Zusätzlich können auch unspezifische unerwünschte Wirkungen auftreten.



Interpretation der Wirkung aus Sicht der TCM

Betrachtet man die Wirkungsweise von Medikamenten aus der Perspektive der TCM, reichen die Erklärungen der Schulmedizin zum Wirkungsmechanismus in der Regel nicht aus, um deren Wirkung vollständig zu erfassen. Hierzu ist es zusätzlich notwendig, einen Blick auf die unerwünschten Wirkungen zu werfen. Erst dadurch wird der mögliche Einfluss der verschiedenen Wirkstoffe auf Qi, Yin und Yang deutlich.

Je nach Anwendungsgebiet k.nnen Arzneistoffe z. B. Hitze kühlen oder pathogene Faktoren ausleiten sowie Qi, Flüssigkeiten oder Blut bewegen. Sie können deren freien Fluss allerdings auch beeinträchtigen. Ferner können sie Qi, Yang, Blut, Jin Ye oder die Essenz (Jing) schwächen.

Nebenwirkungen: Eine Frage der Konstitution

Vielfach werden Medikamente gut vertragen. Andererseits können bei verschiedenen Patienten unterschiedliche Nebenwirkungen auftreten, obwohl sie das gleiche Medikament in derselben Dosierung einnehmen. Grund hierfür können vorbestehende Schwächen von Qi, Yin oder Yang sein. Lindern die Wirkstoffe bei den Betroffenen Beschwerden, verstärken sie gleichzeitig Schwächen in einem anderen Bereich. Das Wirkprofil eines Wirkstoffs ist also nicht per se als kritisch einzustufen. Es kann sich aber im konkreten Einzelfall aus Sicht der TCM als ungünstig erweisen.

Hierzu ein Beispiel: Erhät ein Patient, der aus Sicht der TCM z. B. an einer Leber- Qi-Stagnation leidet, ein Medikament, das Qi bewegt, wird die Qi-Stagnation in der Regel aufgelöst. Hat jedoch eine Qi- Leere diese Qi-Stagnation hervorgerufen und schwächt der Arzneistoff das Qi, ist dieser Patient anfällig für Nebenwirkungen wie Erschöpfung, Müdigkeit, Verdauungsbeschwerden, Bradykardie oder Hypotonie. Bei einem Patienten mit Blut-Leere kann sich unter dem Einfluss des gleichen Wirkstoffs dagegen Wind manifestieren – mit Parästhesien, Lähmungen oder Krämpfen. Kann der Arzneistoff überdies das Yin schwächen, tritt bei vorbelasteten Patienten dagegen möglicher-

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Anfälligkeiten im Vorfeld absehbar

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Medikamentöse Behandlung Herz-Kreislauf-Erkrankungen

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Medikamentöse Therapie der Fettstoffwechselstörungen

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Medikamentöse Behandlung von Diabetes

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Medikamentöse Therapie der Rheumatoiden Arthritis

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Nebenwirkungen behandeln

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Literatur
1 Robert Koch-Institut – Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Faktenblatt zu GEDA 2012: Chronisches Kranksein. 25.10.2014
2 Mutschler, et al.: Mutschler Arzneimittelwirkungen. Stuttgart 2013
3 www.akdae.de/Arzneimitteltherapie/TE/AZ/PDF_Kurzversion/Hypertonie_k.pdf
4 Fachinformationen der Arzneistoffe
5 Rote Liste, www.rote-liste.de
6 Sperber, G.; Flaws, B.: Integrated Pharmacology, Boulder 2007
7 Ritter, S.: Arzneimittelwirkungen aus Sicht der Chinesischen Medizin. München 2015
8 Nationale Versorgungsleitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes, Nov. 2014
9 Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie, S1-Leitlinie: Medikament.se Therapie der rheumatoiden Arthritis. 2012 http://dgrh.de/leitliniera.html
10 Herold, G.: Innere Medizin. K.ln 2015
11 Internetseite der US National Library of Medicine des National Institute of Health: www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed
12 Arzneipflanzenlexikon der Kooperation Phytopharmaka: www.koop-phyto.org/arzneipflanzenlexikon



Anschrift der Verfasserin
Sabine Ritter
Apothekerin/Heilpraktikerin
Waidbrucker Stra.e 18
81547 München
www.ritter-tcm.de



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Naturheilpraxis 12/2015