Psyche im Gleichgewicht

Heilpflanze Melisse

Sedativ, virustatisch, karminativ

Ernst-Albert Meyer

Die Melisse (Melissa officinalis) ist eine seit der Antike bekannte und bewährte Arzneipflanze. Berühmte Ärzte vergangener Zeiten empfehlen in ihren Werken die Melisse. Avicenna (980–1037) lobt sie zur Stärkung der Vitalität und zur Vertreibung der Melancholie. Und Paracelsus (1493–1541) schreibt: „Melissa ist von allen Dingen, die die Erde hervorbringt, das beste Kräutlein für das Herz.“


In unserer Zeit entscheiden wissenschaftliche Fakten über die offizielle Anerkennung des therapeutischen Wertes einer Pflanze. Die Melisse zeichnet sich durch ganz unterschiedliche pharmakologische Eigenschaften aus. Sie sind die Grundlagen für mehrere wichtige Anwendungsgebiete, die hier vorgestellt werden.

Die Kommission E beim damaligen Bundesgesundheitsamt hat mit der Erarbeitung von 378 Monografien für Drogen und Drogenzubereitungen Pionierarbeit geleistet, die beispielgebend auch für andere Länder ist. Im Ergebnis der Prüfung des wissenschaftlichen Erkenntnismaterials erhielt die Melisse eine Positivmonografie, was Voraussetzung dafür war, dass sie auch als Arzneimittel zugelassen werden konnte.

Die Monografie von Melissae folium nennt als Wirkungen beruhigend und karminativ.

Später konnten noch spasmolytische, antibakterielle und virustatische Eigenschaften nachgewiesen werden. Und als Indikationen für die Heilpflanze legte die Kommission E funktionelle Magen-Darm-Beschwerden und nervös bedingte Einschlafstörungen fest.

Die Melissenblätter enthalten mindestens 0,05% ätherisches Öl. Dessen Hauptbestandteile sind Citral, Citronellal und Linalool. Außerdem sind in den Blättern Phenylcarbonsäuren (bis 11% Chlorogen-, Ferula-, Kaffeesäure frei, teilweise verestert oder in glykosidischer Bindung und circa 4% Rosmarinsäure), Triterpensäuren und Flavonoide nachweisbar. Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Gegenanzeigen sind bei dieser Heilpflanze nicht bekannt.

Mildes Sedativum

Der sedierende Effekt der Melisse basiert auf den Inhaltsstoffen des ätherischen Öls. Zur Beruhigung und bei nervösen Einschlafstörungen trinkt man einmal oder mehrmals täglich 1 Tasse Tee (1 bis 3 Teelöffel Droge auf 1 Tasse heißes Wasser als Aufguss). Dabei sollte die letzte Tasse des wohlschmeckenden Tees vor dem Schlafengehen getrunken werden. Melissenbäder haben sich ebenfalls als entspannend und sedierend erwiesen.

Das Melissenöl wirkt leicht dämpfend auf das Zentralnervensystem (limbisches System) und schützt so vor nervöser Reizüberflutung.

Diese äußert sich häufig in einer Überreaktion des Sympathikus, was zu funktionellen Störungen der Tätigkeit einzelner Organe (Herz, Magen und Darm sowie Atmung u.a.) führt, ohne dass diese Organe krankhaft verändert sind.

Als Monopräparat ist z.B. ME-Sabona im Handel, das pro Kapsel 164 mg Melissentrockenextrakt enthält. Besonders bewährt hat sich die Melisse in Kombination mit anderen sedierend wirkenden Heilpflanzen wie z.B. Baldrian (z.B. Euvegal® 320/160 mg Filmtabletten) oder mit Baldrian und Hopfen (z.B. Sedacur® forte). Durch diese Kombinationen kommt es zu synergistischen Effekten, die das Einschlafen fördern und Unruhezustände beseitigen.

Herpes – „schleichender Schaden“

Das Wort Herpes kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „schleichender Schaden“. Herpes ist eine Infektionskrankheit, die durch Viren aus der Familie der Herpes-Viren ausgelöst wird. Am verbreitetsten sind die beiden Herpes-simplex-Viren Typ 1 (HSV-1) und Typ 2 (HSV-2).

Die häufigste rezidivierende HSV-1-Erkrankung ist der Lippenherpes. Manche Patienten leiden alle vier bis sechs Wochen unter einer „viralen Blütezeit“, andere sind nur ein- bis zweimal im Jahr betroffen. Tatsache ist, dass bestimmte Faktoren die „schlafenden Viren wecken“. Das können Stress, UV-Exposition, Infektionskrankheiten, Klimawechsel, hormonelle Schwankungen u.a. sein

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Die Steuerung des Verdauungstraktes

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Wirksam bei psychovegetativen und somatischen Beschwerden

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Literatur
(1)Vogt, H.J., et al.: Der Allgemeinarzt 1993. Heft 13 (832-841)
(2)Morig, A; Alken, R.G.: Pharmazeutische Rundschau 1996. Heft 3-4 (25-26)
(3)Wadepuhl, M.: Prospektive Kohortenstudie zu Gastrovegetalin bei funktionellen Magen-Darm-Beschwerden. 2001 (unveröffentlicht)





Anschrift des Verfassers
Ernst-Albert Meyer
Fachapotheker für Offizin-Pharmazie
und Medizin-Journalist
Oldendorfer Straße 44
31840 Hessisch Oldendorf



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Naturheilpraxis 12/2015