Psyche im Gleichgewicht

Magnesium

Global Player in der Pathophysiologie von Depressionen?

Dagmar Kemmling

Die Fehltagestatisik bringt es an den Tag: Depressionen, Angststörungen und andere psychische Leiden verursachen immer mehr Fehltage. Im Jahr 2014 rangierten diese Diagnosen mit 17% aller Ausfalltage erstmals auf Platz 2 der Fehltagestatistik. Vor allem die Fehltage durch Depressionen waren im vergangenen Jahr so hoch wie nie. Die Zahlen der DAK belegen eine Verdopplung der Ausfalltage innerhalb von zehn Jahren (1). Aber nicht nur Erwerbstätige sind betroffen. Fast jeder dritte Schüler leidet unter depressiven Stimmungen, ausgelöst durch Schulstress und Leistungsdruck (2).


Auch der Depressionsatlas Deutschland der Techniker Krankenkasse bestätigt die Zahlen. Die Fehlzeiten aufgrund von depressiven Störungen sind hier in den Jahren 2000 bis 2013 um fast 70% gestiegen. Berufe mit hoher psychischer Belastung, z.B. in Call-Centern, in der Altenpflege und in Erziehungs- und Sicherheitsberufen, sind besonders betroffen. Frauen leiden häufiger an Depressionen als Männer, und die Zahl der Fehltage steigt mit dem Alter.

Die Zahlen der Techniker Krankenkasse belegen, dass die Verordnungen von Antidepressiva seit dem Jahr 2000 kontinuierlich zunehmen. 6% der Erwerbstätigen werden mit Antidepressiva behandelt (3), einer Medikamentengruppe mit unterschiedlichen Wirkmechanismen und vielen möglichen Nebenwirkungen. Und das, obwohl circa 60% der Fälle therapieresistent sind, d.h. die Antidepressiva sind nicht oder nicht zufriedenstellend wirksam (4, 5).

Magnesiumspiegel und Depression

Magnesium, das zweithäufigste Kation im Körper, ist einer der wichtigsten Mineralstoffe. Es ist an einer Vielzahl von enzymatischen Reaktionen beteiligt und von besonderer Bedeutung für Gehirn, Herz und Skelettmuskulatur (6). Es steht in enger Beziehung zum Gehirnstoffwechsel und beeinflusst die Fluidität neuronaler Membranen. Viele neuromuskuläre und psychische Symptome wie Übererregbarkeit des ZNS, Agitation, Tetanie, Krämpfe, Kopfschmerzen, Ataxie, Schwindel, muskuläre Schwäche, Zittern, Angst, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Reizbarkeit, Verwirrtheit und Depression wurden bei Magnesiummangel beobachtet. Bei Einstellung normaler Magnesiumspiegel im Gehirn waren die Symptome reversibel (7).

Im Tierversuch führt experimentell induzierter Magnesiummangel zu depressionsähnlichem Verhalten, das durch Antidepressiva erfolgreich behandelt werden kann (7).

Schwere und suizidale Depressionen scheinen besonders mit Magnesiummangel in Zusammenhang zu stehen.

Daten aus der Literatur belegen, dass der Magnesiumgehalt in der Cerebrospinalflüssigkeit von Patienten mit Suizidaktivitäten in der Krankengeschichte niedrig war, während das Ca-Mg-Verhältnis bei akuter Depression im Vergleich zu Gesunden in Liquor und Plasma erhöht war. Dieser Zusammenhang war jedoch nicht bei allen Formen der Depression eindeutig (7).

Aufgrund unterschiedlicher Ergebnisse aus Untersuchungen und Studien ist der Magnesiumspiegel in Serum und Plasma kein geeigneter Indikator für depressive Störungen. Aussagekräftiger scheint der Magnesiumspiegel in den Erythrozyten zu sein, der bei Patienten mit Major Depression signifikant erniedrigt ist. Es gibt eine positive Korrelation zwischen der Entwicklung der Magnesiumkonzentration in den Erythrozyten und der klinischen Entwicklung der Patienten mit Major Depression (8).

Möglicherweise ist auch der Magnesiumspiegel im neuronalen Gewebe ein besserer Indikator. Hier gibt es Hinweise auf einen Zusammenhang von einem erniedrigten Magnesiumspiegel im Gehirn und dem Auftreten von depressiven Störungen (7). Im Rahmen eines Screenings nach neuen Antidepressiva wird ebenfalls über die Beeinflussung der neuronalen Magnesiumkonzentration diskutiert. Substanzen, die die Magnesiumspiegel erhöhen, könnten neue wirksame Antidepressiva sein, denn dass der neuronale Magnesiumspiegel und dessen Regulation pathophysiologisch von großer Bedeutung zumindest für einige Formen von Depression und deren Behandlung sind, scheint relativ sicher (9).

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Antidepressive Aktivität durch Blockade des NMDA-Rezeptors

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Ursachen für Magnesiummangel

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Magnesium in der Behandlung von Depressionen

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Supplementierung von Magnesium, einfach und gut verträglich

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Fazit

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Literatur
1. DAK-Analyse Gesundheit, Januar 2015
2. Depressive Stimmungen bei Schülern, DAK-Studie 2011
3. Depressionsatlas 2015, Techniker Krankenkasse
4. Eby, G.A.; Eby, K.L.: Magnesium for treatment-resistant depression: A review and hypothesis. Med. Hypotheses 2010, 74(4),649-60
5. Zarrate, C., et al.: New paradigms for treatment-resistant depression. Ann N Y Acad Sci. 2013; 1292, 21-31
6. de Baaij, J.H.; Hoenderop, J.G.; Bindels, R.J.: Magnesium in man: Implications for health and disease. Physiol Rev. 2015; 95(1);1-46
7. Serfko, A., et al.: Magnesium in depression. Pharmacological Reports 2013; 65;547-554
8. Nechifor, M.: Magnesium in major depression. Magnes Res. 2009; 22(3);163-166
9. Murck, H.: Ketamine, magnesium and major depression – from pharmacology to pathophysiology and back. J Psychiatr Res. 2013; 47(7);955-65
10. Eby, G.A.; Eby, K.L.: Rapid recovery from major depression using magnesium treatment. Med. Hypotheses 2006, 67(2),362-70
11. Seelig, Mildred S.: Consequences of magnesium deficiency on the enhancement of stress reactions; preventive and therapeutic implications (a review). Journal of the American College of Nutritition, Vol. 13, No. 5, 429-446, 1994
12. Vormann, Jürgen: Physiologie und Pathophysiologie von Magnesium. Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 1/10, 8-13
13. Nielsen, F.H., et al.: Magnesium supplementation improves indicators of low magnesium status and inflammatory stress in adults older than 51 years with poor quality sleep. Magnesium research 2010, 23(4),158-68
14. Cox, I.M.; Campbell, M.J.; Dowson, D.: Red blood cell magnesium and chronic fatigue syndrome. Lancet 1991, 337(8744);757-60
15. Facchinetti, F., et al.: Oral magnesium successfully relieves premenstrual mood changes; Obstet Gynecol 1991; 78(2);177-81
16. Barragan-Rodriguez, L.; Rodriguez-Moran, M.; Guerrero-Romero, F.: Depressive symptoms and hypomagnesemia in older diabetic subjects. Arch Med Res. 2007; 38(7);752-6
17. Barragan-Rodriguez, L.; Rodriguez-Moran, M.; Guerrero-Romero, F.: Efficacy and safety of oral magnesium supplementation in the treatment of depression in the elderly with typ 2 diabetes: A randomized equivalent trial. Magnes Res. 2008; 21(4):218-23
18. Derom, M.L., et al.: Magnesium and depression: A systematic review. Nutr Neurosci. 2013; 16(5);191-206






Anschrift der Verfasserin
Dr. Dagmar Kemmling
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Naturheilpraxis 12/2015