Schmerz

Pfefferminze (Mentha piperita)

Von der Signatur zur therapeutischen Anwendung

Margret Rupprecht

In seinen „Aphorismen zur Lebensweisheit“ schreibt Arthur Schopenhauer: „Die Heiterkeit und der Lebensmut unserer Jugend beruht zum Teil darauf, dass wir, bergauf gehend, den Tod nicht sehen, weil er am Fuß der anderen Seite des Berges liegt.“ Schopenhauer, ein Meister in der Kunst des geschliffenen Wortes, bringt den Grund für die alte und nie endende Sehnsucht nach ewiger Jugend auf den Punkt. Im Widerstand gegen das Altern glaubt der Mensch dem Tod entrinnen zu können. Angeblich sei der größte Fehler, den die Jugend von heute habe, derjenige, dass man selbst nicht mehr zu ihr gehöre. So ein Seufzer von Salvador Dalí.


In der indischen Kultur gibt es ein Meditations- und Kultbild, das als Symbol für den menschlichen Lebensweg, ja als Urbild des Lebensmusters verstanden werden kann: das Mandala. In der christlichen Kultur findet es sich ebenfalls, z.B. als Rosettenfenster berühmter Kathedralen. Die Mitte des Mandalas ist Ort für Geburt und Tod zugleich. Der Mittelpunkt ist Symbol für das Paradies und den Mutterleib, für eine Existenz jenseits von Dualismus und Lebenskampf.

Mit der Geburt tritt der Mensch in die Polarität des Ein- und Ausatmens und bewegt sich bis zu seiner Lebensmitte hin zum Mandalarand, dem Symbol für die Blüte der Existenz, die Zeit des Vollbesitzes aller Kräfte. Doch die Zeit der Blüte ist auch die Zeit der Umkehr, wenn Rückschritt zur einzig möglichen Form des Fortschritts wird. Hier beginnt der Christussatz zu gelten „Wenn ihr nicht umkehrt und wie die Kinder werdet, könnt ihr nicht in das Himmelreich kommen“. Die zweite Lebenshälfte, das Alter, stellt den Menschen vor die Aufgabe, zum Mittelpunkt zurückzukehren und im Tod den Abschied von der Polarität zu vollziehen. Doch gerade diese Rückkehr ist es, wogegen sich der Mensch am heftigsten wehrt.

Altern heißt, den Prozess des eigenen Zerfalls, das Stocken der Säfte und die zunehmende Verlangsamung der Funktionen annehmen zu lernen. So wie manche sich dagegen wehren, gibt es andere, die zu früh erstarren. Wenn Alterungsprozesse vorzeitig einsetzen oder in einer Lebensphase, in der sie durchaus physiologisch sind, so heftig verlaufen, dass sie die Lebensqualität der Betroffenen stark beeinträchtigen, dann braucht es das Zuführen jugendlicher Frische, um auch dann, wenn man sich auf dem Rückweg befindet, die dafür nötige Kraft zu erhalten.

Deutlich wird diese Problematik besonders im Bereich der Verdauungsprozesse. Wenn der Gallefluss stockt, der Muskeltonus von Magen und Darm angespannt ist und der Atemgeruch auf die Gärungs- und Fäulnisprozesse von nur stockend verarbeiteter Nahrung hinweist, braucht es eine Unterstützung, um wieder jugendlichen Schwung in das Verdauungssystem zu bringen. „Die Säfte müssen fließen“, pflegten die alten Ärzte zu sagen. In der Jugend fließen sie von alleine, im Alter braucht es bisweilen etwas Nachhilfe.

Mentha piperita, die Pfefferminze,
ist ideal dafür geeignet,
das Stockende wieder in Fluss zu bringen.

Man darf dieses temperamentvolle Gewächs, das – nomen est omen – über ordentlich „Pfeffer“ verfügt, mit Fug und Recht als Anti-Aging-Pflanze für den Verdauungsapparat bezeichnen.

Das Pflanzenwesen: Neutralisation, Erfrischung, Entspannung

...

Die Pfefferminze im Lauf der Geschichte

...

Pfefferminzöl – ein Polychrest

...

Klassische Indikationen

...



Literatur
Hermann P. T. Ammon: Hunnius – Pharmazeutisches Wörterbuch. Walter de Gruyter, Berlin 2010
Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Grundlagen – Anwendung – Therapie. Haug Verlag, Stuttgart 2011
Rüdiger Dahlke: Lebenskrisen als Entwicklungschancen. Bertelsmann Verlag, München 1995
Roger und Hildegard Kalbermatten: Pflanzliche Urtinkturen. Wesen und Anwendung. AT Verlag, Baden und München 2005
Edeltraud Lubinic: Handbuch Aromatherapie. Haug Verlag, Stuttgart 2004
Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band 8. Mediamed Verlag, Ravensburg 1989
Arthur Schopenhauer: Aphorismen zur Lebensweisheit. Insel Verlag, Frankfurt 2003
Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2003
Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2002



Anschrift der Verfasserin
Margret Rupprecht
Quinta Essentia
Heilpraktikerin und Medizinjournalistin
Hohensalzaer Straße 6a
81929 München



weiter ... (für Abonnenten der Naturheilpraxis


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 11/2015