FACHFORUM

Aromatherapie in der Antike

Karin Hollfoth

Aromatherapie hat eine Geschichte, die so alt ist wie die Geschichte der medizinischen Praktiken selbst, wahrscheinlich begann sie 4500 Jahre v.Chr. Die alten Ägypter waren die Ersten, die die Aromatherapie in ihrem täglichen Leben für religiöse Rituale und medizinische Zwecke verwendeten. Die Ägypter waren auch die Ersten, die entdeckten, dass Düfte wirksam sind und zur Behandlung von Krankheiten und anderen psychischen und geistigen Bedürfnissen zu gebrauchen waren. Sie benutzten Öle, Kräuter und Gewürze zur Hautpflege, Massage und gegen Verunreinigungen.


Zu den ägyptischen Kosmetika zählten Parfums, Sonnencremes, Peelings, Enthaarungsmittel, Lipgloss, Anti-Falten-Mittel und vieles mehr. Was wie ein Querschnitt der aktuellen Kosmetik- und Hautpflegeindustrie klingt, macht deutlich, dass schon die alten Ägypter viele dieser Produkte und Düfte zur Körperpflege und zur Abwehr von Krankheiten verwendeten.

Aufgrund ihrer Liebe zu Parfums setzten sie etwa bei Festen duftende Kegel unter ihren Kopfschmuck. Die Kegel bestanden aus aromatischen Ölen, die sich langsam über den Kopf verteilten und einen süßen Duft verströmten. Sie hatten auch Lidschatten, Kajal und andere Kosmetika, hergestellt mit aromatischen Ölen, lange bevor sie die westliche Welt kennenlernte und ihnen Namen gab.

Auf der Suche nach Unsterblichkeit begruben sie ihre Pharaonen in den Pyramiden mit vielen Ölbeigaben. Als im Jahr 1922 das Grab von Tutanchamun geöffnet wurde, entdeckte man 50 Alabastergefäße, gefüllt mit circa 350 Litern ätherischem Öl.

Die Ägypter waren ebenfalls die Ersten, die Öl und Parfum so verschwenderisch verwendeten, viel mehr als wir es heute tun. Sie praktizierten therapeutische, soziale und religiöse Bräuche, die in den Gräbern, Tempeln und literarischen Texten dargestellt wurden. Später haben sich die griechischen und römischen Gelehrten an den Ägyptern orientiert.

Die Lotusblume gilt als Symbol für Unsterblichkeit. So haben Lotus, aber auch Zeder und Zimt eine zentrale Rolle in religiösen Ritualen gespielt, bei denen es ein verschwenderisches Angebot von teuren Parfums, riesigen Blumenbouquets und dicken Wolken von Räucherungen gab. Mit der Kraft des Duftes sollte die Lücke zwischen der sterblichen und göttlichen Welt geschlossen werden.

Öle und Parfums wurden um 3100 v.Chr. in Ägypten als einzigem Land verwendet.

Zusammen mit der Wegzehrung haben die Toten eine Reihe von Kosmetika und anderen kostbaren Produkten mit auf ihre lange Reise bekommen. Ein königliches Grab in Abydos (3000 v.Chr.) enthielt Gefäße voll mit Koniferenharz, gemischt mit Pflanzenöl und Tierfett. In einem anderen Grab war der sandige Boden bis zu einem Meter Tiefe mit Parfum gesättigt, sodass das ganze Grab von dem Duft noch durchdrungen war.

Der früheste Nachweis der Massage stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Die Gräber von Sakkara zeigen Reliefs mit der Darstellung einer „Fußreflexzonenmassage“. Des Weiteren sind Szenen der Parfumproduktion und Gefäße zu sehen, die im Hinblick auf ihren Inhalt beschriftet waren.

Während seines militärischen Einsatzes in Syrien und Kleinasien hat der große Eroberer Thutmosis III. Zeit gefunden, seltene Pflanzen zu sammeln, die er nach Ägypten schickte und die im Garten des Karnaktempels angepflanzt wurden. Die Reliefs zeigen diese exotischen Pflanzen, sie sind als die ältesten Heilkräuter der Welt anerkannt.
Im 4. Jahrhundert v.Chr. entwickelte sich Alexandria zum größten Handelszentrum der antiken Welt. In den Parfumfabriken wurden aus importierten Materialien und einheimischen Produkten Öle und Parfums hergestellt, die man hauptsächlich nach Rom exportierte. In der Tat war Rom der lukrativste Markt für die hochwertigen ägyptischen Produkte, die genauso hoch versteuert wurden wie die Importe von Weihrauch. Auch Parfumverkäufer mussten monatlich eine hohe Steuer oder entsprechend mit Gewürzen bezahlen. Der Handel aber war so lukrativ, dass die Händler, ohne zu murren, bezahlten, denn sie machten einen 100%igen Gewinn.

Öle

Das einfachste Öl, das man sich leisten konnte, war Rizinusöl, es kostete z.B ...





Literatur
Johann Fletcher: Oils and Perfumes of Ancient Egypt. British Museum Press, 1998
Lise Manniche: Sacred Luxuries – Fragrance, Aromatherapy & Cosmetics in Ancient Egypt. Cornell University Press, Ithaca, New York 1999
Lise Manniche: An Ancient Egyptian Herbal. The British Museum Press, 2006
Emmerich Paszthory: Salben, Schminken und Parfüme im Altertum. Verlag Philipp von Zabern, Mainz 1992
Gisela Graichen: Heilwissen versunkener Kulturen. Econ Verlag, München 2004
Silvia Schoske: Schönheit – Abglanz der Göttlichkeit: Kosmetik im Alten Ägypten. Karl M. Lipp Verlag, München 1990



Anschrift der Verfasserin
Karin Hollfoth
Poststraße 43
83119 Obing



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Naturheilpraxis 11/2015