Spektrum Naturheilkunde

Analysen des Stoffwechsels

Michael Schlimpen

Dem Wunsch der Patienten, „sich einmal richtig durchchecken“ zu lassen, wollen viele Therapeuten nachkommen, doch bleibt die Frage, was das denn eigentlich heißt. In diesem Artikel sollen einige Aspekte zu diesem Thema beleuchtet werden.


In den Naturheilpraxen geht es ja weniger um Akutfälle als vielmehr um die chronisch Kranken. Je nachdem, wie lange die Patienten dann bereits erkrankt oder wie subakut die Verläufe sind, zeigen sich in den klassischen Blutbildern oft keine nennenswerten Verschiebungen. Und manchmal ist es so, dass laut Patient beim Hausarzt „alles“ überprüft wurde, man bei Durchsicht der Ergebnisse aber zu dem Schluss kommt, dass aus ganzheitlicher Sicht wichtige Marker nicht mit abgefragt wurden. Und letztlich bleibt die Frage, was mit den sogenannten funktionellen Störungen ist. Man findet weder in der Blutdiagnostik noch in der Bilddiagnostik Auffälligkeiten, doch die Symptomatik ist definitiv vorhanden.
Schon Reckeweg hat in seiner Homotoxikologie darauf hingewiesen, dass die sogenannte humorale Phase, also diejenige, die sich noch an Schleimhäuten und im Fließsystem abspielt, nur eine von drei pathogenen Phasen darstellt. Kann der Körper die Erkrankung in dieser Phase nicht ausheilen, „rutscht“ das Geschehen sozusagen eine Etage tiefer (eine positive Vikarisation nach Reckeweg), nämlich in die Matrix-Phase, die nach den Forschungen von Prof. Pischinger nachweislich eine entscheidende Rolle im gesamten Stoffwechsel des Menschen spielt. Schließlich werden durch den Zwischenzellraum sämtliche Nährstoffe zu den Zellen hin- und Endprodukte des Zellstoffwechsels wieder abtransportiert. Selbst geringe Schwankungen im Milieu der Zwischenzellflüssigkeit können bereits tiefgreifende Veränderungen im Stoffwechsel des Patienten bewirken – und das teilweise ohne Blutbildveränderungen.
Wird dem Körper nun nicht durch gesundheitsfördernde Maßnahmen wie z. B. Ernährungsumstellung oder Phytotherapie geholfen, befindet sich der Patient jenseits des sogenannten biologischen Schnitts, und das Geschehen verschließt sich sozusagen einer regressiven Vikarisation. Dieser biologische Schnitt ist laut Reckeweg der Punkt, ab dem Selbstheilung nicht mehr ohne Weiteres möglich ist. Jenseits dieses biologischen Schnitts muss ein Therapeut von außen eine adäquate Therapie einleiten und durchführen.
Als letzte Phase betitelt Reckeweg die zelluläre Phase, an deren Ende im Grunde genommen immer irgendeine Art von Neoplasie stehen kann.
Die Entstehung von Krebs ist auch in der wissenschaftlichen Medizin noch nicht vollends geklärt und für einen Patienten oft völlig unverständlich. Für ihn erscheint die Diagnose Krebs wie eine Art Schicksalsschlag – so als wenn ihn die Erkrankung über Nacht befallen hätte. Er versteht nicht, dass eine Krebserkrankung in der Regel einen fortschreitenden Prozess über Monate, Jahre, ja manchmal Jahrzehnte darstellt. Als einfaches Beispiel für eine solche pathologische Aneinanderreihung soll der Säure-Basen-Haushalt dienen.
Durch verschiedenste Ursachen können Säuren im Blut anfluten. Darauf ist der Körper auch eingestellt und hat mit seinen Bicarbonaten ein sehr effizientes System, um die Säuren schnell und zuverlässig abzupuffern. Wird dieses System überfordert, hat der Körper – wie immer – noch einige „Reservesysteme“ zur Verfügung wie z. B. den Kalziumpuffer aus dem Knochen. Hier helfen entsäuernde Maßnahmen wie Basentabletten, Basenbäder oder kleinere Korrekturen in der Ernährung, vielleicht auch autogenes Training, um besser mit Stresssituationen umzugehen.
Handelt es sich aber um ein permanentes Anfluten von Säuren, wie z. B. bei Fehlernährung, zu hohem Alkoholkonsum, chronischem Stress oder auch chronischen Entzündungen im Körper, werden die Puffersysteme im Blut überfordert, sodass die Säuren in den Zwischenzellraum ausgelagert werden. Da dieser durch klassische Blutbilder aber nicht diagnostiziert werden kann, bleiben die metabolischen Azidosen in diesem Bereich oft lange Zeit unentdeckt und „sabotieren“ im Hintergrund progredient Stoffwechselvorgänge, bis immer mehr Kompensationsmechanismen in sich zusammenbrechen und der Patient den Eindruck bekommt, dass es „plötzlich“ schnell mit seiner Gesundheit bergab gehe. Dass hinter den Symptomen – die nun kurzfristig, oft sich steigernd, auftreten – monate- oder gar jahrelange Vorgeschichten stecken, sieht er nicht, da die Blutbilder ja immer „in Ordnung“ waren.

...


 

Anschrift des Verfassers
Michael Schlimpen
Heilpraktiker
Gesundheitszentrum Heupenmühle
53539 Kelberg-Zermüllen



Den kompletten Beitrag lesen Sie in der Naturheilpraxis 10/2015


Zum Inhaltsverzeichnis

Naturheilpraxis 10/2015