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Es macht immer wieder besondere Freude, in den älteren Ausgaben der Naturheilpraxis zu blättern und scheinbar vergessene Artikel aufmerksam zu lesen – die zeitlose Wahrheit und Gültigkeit naturheilkundlichen Denkens und Handelns findet in diesem großen Archiv seinen eindrucksvollen und verdienten Platz. Man ist immer wieder erstaunt, dass so viele heute diskutierte Themen bereits vor Jahrzehnten angesprochen wurden. So manche Erkenntnis, die heute „revolutionär“ und neu erscheint, wurde bereits vor Jahrzehnten formuliert. Einige Takte eines dieser „Evergreens“ haben wir online gestellt, damit die besondere Weltsicht der Naturheilkundigen auch in die Tiefen des Internets seinen Weg findet und somit viele Menschen erreicht.

In den alten Märchen, Legenden, Mythen und Sagen spiegelt sich oft sehr viel Weisheit wider. In den Pflanzenmärchen wird nicht so sehr auf „evidenzbasierte Wirksamkeit“ und „medizinische Inhaltsstoffe“ geachtet – vielmehr geht es darum, das innere Wesen der Pflanze und seinen Bezug zur menschlichen Seele, welche als Quelle von Gesundheit und Krankheit betrachtet wurde, in bilderreicher Sprache zu offenbaren. Lesen wir die folgende Geschichte daraufhin, so eröffnen sich dem geneigten Leser intuitiv die Himmelstüren eines ihm neuen und doch uralten Wissens. :-) Unser Kollege Hans Funke reichte uns in der Naturheilpraxis 9/1977 auf S. 711 diese Geschichte weiter:

Einst zog ein Jüngling aus, das Glück zu suchen. In heißem Wissensdrang forschend, strebte er von der Erde zum Himmel, suchte, tausend verschwiegene Fragen auf der Seele, ruhelos nach den Kräften, die ihn über den Staub zu den Wolken hinauf und von da über die Schwelle des Himmels führen sollten. Von Land zu Land wanderte er und von Meer zu Meer, drang ein in das Reich der Geister, die unter der Erde und unter dem Wasser ihr Wesen treiben. Mit Begierde schlürfte er ihre Lehren und wuchs zu einem Riesen an Wissen, Klugheit und Energie. Mit seiner Kraft konnte er mit dem Schlage seiner Faust Felsen zertrümmern und mit der Macht seines Verstandes alles Bestehende auf Erden vernichten. Ja – im Zerstören war er ein allmächtiger Gott, aber erschaffen konnte er nichts – nicht den kleinsten Grashalm, den sein Fuß zertrat. Da fasste ihn Unmut und heißes Verlangen trieb ihn von Berg zu Berg – immer höher hinauf, dem Himmel entgegen. In ihn wollte er dringen, von ihm sich Antwort holen auf tausend Fragen. So wanderte er lange Tage und Nächte, den Blick auf die Wolken und auf die Sterne über ihn gerichtet. Ruhelos wanderte er, aber nicht hoffnungslos, denn in der Hand trug er einen goldenen Schlüssel, von Geistern gefertigt, die er sich untertan gemacht hatte. Von ihm wusste er, er würde ihm den Himmel erschließen, wenn sein Fuß nur über die Wolken hinaus bis an die Pforten der Ewigkeit dringen konnte. So kam er in einer stillen Frühlingsnacht auf den höchsten Gipfel, wohin vor ihm noch kein Mensch gedrungen war. Tief unter ihm lagen die Wolken. Um ihn war nichts als die große Stille und über ihm leuchteten strahlende Sterne. Ihre Strahlen bildeten eine silberne Brücke, auf der er meinte, hinaufschreiten zu können, bis zur Pforte des Himmels. Und er ging mit weit geöffneten Blicken, schritt höher und höher über die glänzende Bahn. „Nicht zittern!“ rief es von seiner Rechten. „Nicht zurückblicken!“ schallte es von seiner Linken. „Alles vergessen!“ so tönte es vor ihm. Der Jüngling zitterte nicht. Er blickte nicht zurück. Er hielt den goldenen Schlüssel bereit, denn schon war er der Pforte ganz nahe. Da tönte es wieder und es tönte hart, wie Stein und Erz: „Alles vergessen!“ – Der Jüngling hob schon die Hand, um den Schlüssel ins Schloß des Tores zu stecken, aus dem feurige Farben sprühten. „Alles vergessen! Die grüne Erde, Heimat, Jugend, Kindheit! Alles für immer vergessen! Vergessen auch die Geschwister – Vater – Mutter!“ Da ging bei dem Wort „Mutter“ ein Zittern durch die Hand des Jünglings. Seine starren Blicke lösten sich, wandten sich zurück und – taumelnd stürzte er tiefer und immer tiefer. Lange lag er bewusstlos in tiefem Schlaf. Als er erwachte, war rings um ihn die frühlingsgrüne Erde.

Alles war vorüber – wie ein Traum. Nur den goldenen Schlüssel hielt er noch in seiner Hand. Der aber war zu einer goldenen, leuchtenden Blume geworden, deren Wurzeln fest in der Erdenkrume hafteten. So ward der erste Himmelsschlüssel als Blume zur Erde gebracht. Alles Wissen und alle Weisheit birgt sich in ihm und erschließt sich dem, der reinen Herzens sich naht.


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Christian Reichard
Heilpraktiker
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Naturheilpraxis 8/2015