FACHFORUM

Biochemie im Licht der Homöopathie

Klaus Binding

Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ersann ein Arzt aus Oldenburg, Dr. Wilhelm Heinrich Schüßler, ein besonderes Heilverfahren, das er der Öffentlichkeit als „eine abgekürzte Therapie gegründet auf Histologie und Cellularpathologie“ vorstellte. Im Gegensatz zur Schulmedizin und der Homöopathie, die über ein großes Arsenal an Medikamenten verfügen, stützte Dr. Schüßler sein Heilsystem lediglich auf jene elf Mineralsalze, die im menschlichen Organismus vorkommen.


In den Anfangsjahren nach Einführung des neuen Verfahrens verbreitete sich die Anschauung, dass die neue Heilmethode nichts weiter sei als eine sehr vereinfachte, auf wenige Mittel beschränkte Homöopathie. Schüßler und seine Anhänger wehrten sich vehement gegen diese Definition. Die biochemische Heilmethode habe mit der Homöopathie nur Parallelen in der Art der Dosierung, da die Mittel ebenfalls nicht in grob substanziellen Dosen, sondern in verriebener, potenzierter Form verabreicht würden.

Schüßler sagte damals: „Der Grundsatz, nach welchem ein Mittel gewählt wird, drückt diesem sein Gepräge auf.“ Die Wahl eines biochemischen Mittels geschieht nach anderen Grundsätzen als in der Homöopathie Hahnemanns. Die der Homöopathie zugrunde liegende Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Krankheitsbild und Prüfungsbild der Arznei ist nach Schüssler nicht das Verordnungsprinzip der biochemischen Heilmethode. Schüßler sah die Ursache von Krankheit im Fehlen eines oder im komplizierten Fall mehrerer Mineralstoffe, die lediglich durch äußere Aufnahme zu ersetzen seien. Auch wenn Schüßler das Grundprinzip der Homöopathie für sein Verfahren nicht als grundlegend betrachtete, ist die Simile-Regel im Heilungsfall der Urgrund seiner Therapie.

Alle Krankheiten, auch Mineralsalzdefizite, drücken sich in Symptomen aus, Symptomen, die den Charakter der Störung erkennen lassen. Der Organismus zeigt das Fehlen eines der Mineralsalze durch ganz spezielle Symptome, die bei planmäßiger Einnahme dieser Substanz, im Falle einer Arzneimittelprüfung, in gleicher Weise auftreten würden, d.h. ein Mineralsalz-Mangelbild entspricht dem Prüfungsbild derselben Substanz. Heilung kann auch nach Schüßlers Therapie nur zustande kommen, wenn zwischen Krankheitsbild und Arznei-Prüfungsbild größtmögliche Übereinstimmung besteht.

Spezielle Symptome, die auf das Fehlen oder genauer gesagt auf eine Assimilationsstörung eines Mineralsalzes hinweisen, sind weitestgehend identisch mit den Symptomen des entsprechenden Mittels in der homöopathischen Materia Medica. Schüßler, der sich mit Homöopathie bestens auskannte, bezog sein Indikationswissen aus den bekannten Mittelwirkungen, die in den Arzneimittellehren beschrieben werden.

Dass es sich bei der biochemischen Methode keineswegs um eine Substitutionstherapie handelt, wird durch die Verwendung potenzierter Arzneimittel deutlich. In den seltensten Fällen fehlt eine körpereigene Substanz. Es handelt sich vielmehr um eine Funktionsstörung, um eine man ...





Anschrift des Verfassers
Klaus Binding
Heilpraktiker
Brenneckenbrück 5a
38518 Gifhorn
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Naturheilpraxis 8/2015