Magen-Darm-Trakt

Fastenleitlinien durch Expertengremium aktualisiert

Dagmar Kemmling

Nachdem 2002 im Anschluss an eine Experten-Konsensus-Konferenz erstmals Richtlinien zur Fastentherapie veröffentlicht worden waren (1), erfolgte jetzt eine Aktualisierung der Leitlinien (2). Vor allem bezüglich der Indikationen wurden in den vergangenen zehn Jahren Daten gesammelt, die die Bedeutung des Fastens in der Behandlung chronischer Erkrankungen untermauert. Hier sind vor allem die rheumatischen Erkrankungen zu nennen.


In Hinblick auf die Bedeutung des Fastens liegen auch Daten für andere chronisch entzündliche Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen, chronische Schmerzsyndrome, Bluthochdruck, atopische Erkrankungen sowie Stimmungs- und psychosomatische Störungen vor. Außerdem wird die Bedeutung des Fastens für Gesunde und zur Prävention beleuchtet (2).
Grundsätzlich sind bzw. waren Fastenperioden für den Organismus ein natürlicher Zustand. Jagdglück, jahreszeitliche Rhythmen, Naturkatastrophen oder Kriege haben die Versorgung mit Nahrungsmitteln immer beeinflusst. Entsprechend ist der Körper darauf eingestellt, in guten Zeiten Energiereserven anzulegen, die in Zeiten der Not genutzt werden können. Diese Zeiten der Not gibt es jedoch in den industrialisierten Nationen nicht mehr – das physiologische Gefüge ist außer Kraft gesetzt – mit einschneidenden Folgen für die Gesundheit.
Seitdem der Blick für diese Zusammenhänge klarer geworden ist, werden Fastentraditionen wieder reaktiviert. Neben der Heilbehandlung, die normalerweise unter ärztlicher Aufsicht in einer Klinik durchgeführt wird, fasten immer mehr Gesunde alleine zu Hause oder in Fastengruppen, unterstützt durch einen erfahren Fastenbegleiter (2). Gegen diese Art des Fastens ist medizinisch nichts einzuwenden, solange es sich, wie gesagt, um Menschen mit einer robusten Gesundheit und nicht um alte und eventuell sogar morbide Personen handelt, bei denen Fasten z.T. ein erhebliches Risiko bergen kann.

Fastenstress aktiviert Schutzmechanismen

Während des Fastens schaltet der Körper auf Substrat- und Energiesparmechanismen um. Mangels Glukose wird nach kurzem Übergang, in dem auch Proteine abgebaut werden, auf Fettoxidation umgestellt. Dadurch können Organe, Proteine und Zellfunktionen über einen langen Zeitraum erhalten werden.
Die kurze Phase von circa drei Tagen, in der vermehrt Proteine abgebaut werden, wird oft kritisch betrachtet. Aufgrund der kurzen Dauer hat der Proteinabbau jedoch keine negativen Auswirkungen. Es gibt sogar Denkansätze, die davon ausgehen, dass der Proteinabbau in dieser Phase ein gut organisierter und kontrollierter Vorgang ist, bei dem krankheitsauslösende Proteine wie Autoantikörper oder fehlerhafte Proteine abgebaut werden. Damit ist diese Phase ein sinnvoller Bestandteil des Fastens (3).
Während des Fastens wird die Energie, die normalerweise für Verdauung, Resorption und Speicherung der Nährstoffe gebraucht wird, eingespart. Die Zellen schalten stressinduziert in einen Schutzmechanismus um, Alterungsvorgänge werden deaktiviert, reparaturenzymaktivierende Gene abgelesen (2, 4).
Gesunde Zellen gehen in eine Art geschützten Zustand über, ein Resistenzmechanismus gegen Stress, in dem sie sogar gegen hochdosierte Chemotherapeutika unempfindlich sind. Die Krebszellen sind dazu offensichtlich nicht in der Lage und durch den Mangel an Glukose, Proteinen und IGF1 geschwächt. Dies versucht man sich in der Krebstherapie zunutze zu machen, indem man Krebspatienten vor der Chemotherapie kurzfristig fasten lässt (4, 5).

Ausscheidungssysteme müssen aktiviert werden

Das Prinzip des Fastens ist sowohl beim Heilfasten als auch beim Fasten für Gesunde gleich, nur der Zeitraum der Nahrungskarenz und die begleitenden Maßnahmen werden individuell angepasst.
Grundsätzlich gilt, dass während des Fastens täglich etwa 2,5 Liter kalorienfreie Flüssigkeit, zum Beispiel Wasser oder Kräutertees, aufgenommen werden müssen. Neben den Nieren, die durch ausreichende Flüssigkeitsaufnahme stimuliert werden, werden über Saunabesuche, Bäder, Bewegung an frischer Luft, Leberwickel, tägliches Reinigen der Zähne und Zunge und Darmentleerungen die exkretorischen Systeme Haut, Lunge, Leber und Darm angeregt (2).

Darmhygiene während des Fastens besonders wichtig

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Synergistische Effekte nutzen

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Neuroendokrine Aktivierung für Vitalität und Stimmung

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Metabolisches Syndrom durch Fasten beeinflussbar

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Hypothalamus als übergeordnetes System

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Heilfasten, wenn nötig, Fasten für Gesunde, wenn möglich

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Literatur
(1) Wilhelmi de Toled, F., et al.: Leitlinien zur Fastentherapie. Forsch. Komplementärmed Klass Naturheilkd 2002; 9, 189-98
(2) Wilhelmi de Toled, F., et al.: Fasting therapy – an expert panel update of the 2002 consensus guidelines. Forsch. Komplementmed 2013; 20, 434-43
(3) Boschmann, M.; Michalsen, A.: Fasting therapy – old and new perspectives. Forsch. Komplementmed 2013; 20, 410-1
(4) Michalsen A.; Li, C.: Fasting therapy for treating and preventing disease – current state of evidence. Forsch. Komplementmed 2013; 20 (6), 444-53
(5) Raffaghello, L., et al.: Starvation-dependent differential stress resistance protects normal but not cancer cells against high-dose chemotherapy. Proc Natl Acad Sci. USA 2008; 105 (24); 8215-20
(6) Michalsen, A.: Prolonged fasting as a method of mood enhancement in chronic pain syndromes. A review of clinical evidence and mechanisms. Curr. Pain Headache Rep. 2010; 14 (2); 80-7
(7) Fond, G., et al.: Fasting in mood disorders: neurobiology and effectiveness. A review of the literature. Psychiatry Res. 2013, 209 (3); 253-8
(8) Michalsen, A.: The role of complementary and alternative medicine (CAM) in rheumatology – It’s time for Integrative medicine. J. Rheumatol 2013; 40 (5); 547-9
(9) Schmidt, S., et al.: Unkontrollierte klinische Studie zur Wirksamkeit ambulanten Heilfastens bei Patienten mit Arthrose. Forsch. Komplementmed 2010; 17, 87-94
(10) Li, C., et al.: Metabolic and psychological response to 7-day fasting in obese patients with and without metabolic syndrome; Forsch. Komplementmed 2013; 20, 413-20
(11) Teeuwisse, W.M., et al.: Short-term caloric restriction normalizes hypothalamic neuronal responsiveness to glucose ingestion in patients with type 2 diabetes. Diabetes 2012 Dec; 61 (12); 3255-9





Anschrift der Verfasserin:
Dr. Dagmar Kemmling
Medizinjournalistin
Darwinstraße 26
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Naturheilpraxis 5/2015