SPEZIAL

Circaseptane Rhythmen

Circaseptanperiodik als Gesundungsrhythmus

Reinhard Schüttlöffel

Wie die Forschungen der Chronobiologie zeigen, sind die physiologischen Funktionen unseres Körpers zeitlich rhythmisch organisiert1: Wachstums-, Regenerations- und Stoffwechselvorgänge, Phasen der Ausscheidung, des Schlafes, des Nahrungsverlangens, der Müdigkeit und Wachheit verlaufen in Rhythmen mit unterschiedlicher Periodenlänge. Doch nicht nur physiologische Funktionen zeigen Rhythmen, sondern auch das Gesundungs- und Krankheitsgeschehen. Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen die circaseptanen Rhythmen mit einer Periodik von etwa sieben Tagen, die wir uns im Heilungsverlauf zunutze machen können.


Aus den verschiedenen Bereichen unseres Körpers kennen wir folgende Rhythmusstrukturen:

Dabei kann die rhythmische Strukturierung der Körperfunktionen als ein Zeichen von Gesundheit angesehen werden.

Wie die Instrumente in einem großen Orchester sind die Einzelfunktionen in unserem Körper zeitlich und rhythmisch aufeinander abgestimmt und dienen einer übergeordneten Funktion wie z.B. der Regeneration, der Reproduktion, dem Wachstum oder der Energiebereitstellung. Erst das harmonische Zusammenspiel aller Teilrhythmen ergibt das Ganze, in dem sich Wohlgefühl und Gesundheit entwickeln können. Funktionierende Körperrhythmen – wie erholsame Schlafperioden, regelmäßige Ausscheidung und ein unproblematischer Menstruationszyklus – sind Zeiger für Gesundheit, erhalten diese aber auch.

Viele unserer Körperrhythmen sind an äußere, natürliche Taktgeber gebunden und auf diese angewiesen. Bekannte natürliche Taktgeber sind im Tages-, Monats- und Jahreslauf vor allem Licht- und Temperaturreize, auf die unsere „inneren Uhren“ reagieren. Auch Einflüsse durch den Mond, die Sonne und vielleicht sogar die Sterne sind nicht auszuschließen. Bekannt sind hier z.B. der Zusammenhang des weiblichen Zyklus mit dem monatlichen lunaren Mondrhythmus und die sich dem veränderten Sonnenstand im Tageslauf anpassenden hormonellen Rhythmen.

Fehlende oder gegenläufig arbeitende Taktgeber führen zu Störungen. So kann z.B. eine Nachtbeleuchtung unser Schlafbedürfnis, welches wesentlich auf den Dunkelreiz reagiert, „aus dem Takt bringen“.

Physiologische Körperfunktionen, die von Tages- bzw. Nachtreizen abhängig sind bzw. von ihnen synchronisiert werden, nennt man circadiane Rhythmen. Ein Beispiel dafür ist die mit dem täglichen Dunkelreiz zunehmende Ausschüttung von Melatonin, mit ihrem Maximum in den späten Nachtstunden.

Ein weiterer, weit weniger bekannter Rhythmus ist der 7-Tage-Rhythmus (Circaseptanperiodik3). Er ist besonders an der Anpassung an veränderte Bedingungen sowie bei Krankheitsbewältigung und Gesundung beteiligt.

Rhythmus und Gesundheit

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Die Initiierung reaktiver Perioden

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Die Circaseptanperiodik

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Circaseptanperiodik in der Praxis

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Rhythmusmuster der seriellen Reiztherapie

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Ausblick und Zusammenfassung

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Anmerkungen/Literatur
1 Ein Gesamtüberblick über das Spektrum physiologisch rhythmischer Körperfunktionen findet sich in: Hildebrandt, Moser, Lehofer: Chronobiologie und Chronomedizin, Stuttgart 1998; s. auch: R. Schüttlöffel: Biologische Rhythmen, Naturheilpraxis 9/2004
2 Chronobiologische Arbeitsgestaltung. http://wiki.iao.fraunhofer.de/index.php/Chronobiologische_Arbeitsgestaltung (abgerufen am 7.11.14)
3 Circaseptanperiodik meint hier ein sich regelmäßig alle circa (!) 7 Tage wiederholendes Ereignis oder die sich innerhalb einer 7-Tage-Periode wiederholende Abfolge von Ereignissen/Messwerten, Symptomen, Verhalten etc.
4 Der BRAC Rhythmus (basic rest activity cycle) steuert unsere Wachheit und Konzentrationsfähigkeit mit einer Periodenlänge von circa 1,5 Stunden.
5 Der ergotrop-trophotrope Phasenwechsel ist ein sukzessiver Wechsel von sympatikoton gesteuerten Verbrauchs- und Abwehrvorgängen zu trophotropen Erholungs- und Reparationsphasen; vgl. F. Hoff: Fieber, unspezifische Abwehrvorgänge, unspezifische Therapie, Stuttgart 1957; bzgl. der Wirkung von Medikamenten auf die vegetativen Umschaltvorgänge auch H. H. Reckeweg: Homotoxikologie, Baden-Baden 1976
6 Zum Thema Reaktive Perioden siehe G. Hildebrandt, in: Handbuch der Balneologie und medizinischen Klimatologie, Heidelberg 1998, S. 29ff.
7 Vgl. Hildebrandt, G.; Bandt-Reges, I.: Chronobiologie in der Naturheilkunde, Heidelberg 1992
8 Ausführliche Beschreibungen finden sich z.B. bei Hippokrates (Corpus Hippokraticum), Galen (Opera omnia), Avicenna (Über die Seele, 1529) u.a. Außer in antiken Medizintexten und Schriften des Mittelalters gibt es (Fall-)Beschreibungen zu septanperiodischen Verläufen mit den Krisentagen von der Neuzeit bis heute. Einige historische Autoren seien exemplarisch erwähnt: L. Traube: Krisen und kritische Tage, Berlin 1852; Heusinger 1829; Quincke 1882; Finkelstein 1936
9 Vgl. Gutenbrunner, Chr.; Hildebrandt, G.: Handbuch der Balneologie und medizinischen Klimatologie, S. 85ff.
10 Vgl. z.B. die autobiografischen Schilderungen von Pfarrer Kneipp
11 Vgl. Grafik 35 Herzinfarkthäufigkeit im Wochenverlauf bei Männern und Frauen, aus: Chronobiologie und Chronomedizin, Heidelberg 1992 S. 67
12 Vgl. Kienle, G. S.; Kiene, H.: Die Coleysche Fiebertherapie bei Krebs, in: Der Merkurstab, Heft 6 2003
13 Nach Weckenmann (1999) schlägt G. Hildebrandt für Mistelinjektionen als wöchentliches serielles Behandlungsmuster vor: Tag 1-2-3 / danach 4 Tage Pause. Siehe dazu auch die eigenen Untersuchungen von M. Weckenmann: Die Stimulation reaktiver Periodik als Methode zur Auslösung von Temperaturreaktionen durch Viscum-album-Injektionen ... in: Der Merkurstab, Heft 1 1999
14 J. B. Johnson et al.: The effect on health of alternate day calorie restriction: eating less and more than needed on alternate days prolongs life, in: Med Hypotheses 67, 2006 sowie A. Howell et al.: Energy restriction for breast cancer prevention, in: Cancer Prevention H.J. Senn et al., Springer 2009





Anschrift des Verfassers
Reinhard Schüttlöffel
Heilpraktiker
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Naturheilpraxis 4/2015