Klassische Homöopathie

Ein Fall von Trennungsangst

Dagmar Zistler

Diese Fallbeschreibung aus der Praxis zeigt die homöopathische Behandlung von Trennungsangst bei einer jungen Patientin. Um zu verstehen, welch heftige Dynamik bei einer Angststörung mitspielt, vorab eine kurze Beschreibung der Angststörung im Allgemeinen.


Angst: Definition/Epidemiologie

„Angst ist eine lebensnotwendige Reaktion und Erfahrung; sie wird erlebt als ein unangenehmes Gefühl der Bedrohung. Sie ergreift grundsätzlich den gesamten Menschen, erstreckt sich auf alle Wahrnehmungs-, Vorstellungs- und Verhaltensbereiche.
Nicht jede Form der Angst benötigt therapeutische Intervention!
Angst kann durchaus auch motivierenden, leistungssteigernden Charakter haben oder ein wesentliches Element der Problemlösung darstellen. Krankhafte Angst unterscheidet sich von ‚normaler‘ Angst durch

Intensität, Dauer und ‚Unangemessenheit‘ zum situativen Kontext.

Klinisch bedeutsame Ängste sind:

Zu den klinisch bedeutsamen Angststörungen gehört u.a. die Trennungsangst, die für diesen Artikel relevant ist.

„Klassifikation Trennungsangst nach ICD 10:

  1. unrealistische und anhaltende Besorgnis über ein mögliches Unheil, das der Hauptbezugsperson (im folgenden HBP genannt) zustoßen könnte, oder den möglichen Verlust solcher Personen (Furcht, dass sie weggehen und nicht wiederkommen könnten oder dass das Kind sie nie mehr wiedersehen wird) oder anhaltende Sorge um den Tod von Bezugspersonen,

  2. unrealistische und anhaltende Besorgnis, dass ein unglückliches Ereignis das Kind von einer HBP trennen werde (z.B. dass das Kind verloren gehen, gekidnappt, ins Krankenhaus gebracht oder getötet werden könnte),

  3. andauernde Abneigung oder Verweigerung die Schule zu besuchen aus Angst vor Trennung von einer HBP oder um zu Hause zu bleiben,
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  4. Trennungsschwierigkeiten am Abend, erkennbar an einem der folgenden Merkmale:

       a. anhaltende Abneigung oder Weigerung Schlafen zu gehen, ohne dass eine HBP dabei oder in der Nähe ist,
       b. häufiges Aufstehen nachts, um die Anwesenheit der HBP zu überprüfen oder bei ihr zu schlafen,
       c. anhaltende Abneigung oder Weigerung auswärts zu schlafen,

  5. anhaltende, unangemessene Angst davor alleine, auch tagsüber, ohne eine HBP zu Hause zu sein,

  6. wiederholte Alpträume zu Trennungsthemen,

  7. wiederholtes Auftreten somatischer Symptome (Übelkeit, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Erbrechen …) bei Gelegenheiten, die mit einer Trennung von einer HBP verbunden sind, wie beim Verlassen des Hauses um zur Schule zu gehen oder bei anderen Gelegenheiten die mit der Trennung verbunden sind (Urlaub, Klassenfahrt, Ferienlager …),

  8. extremes und wiederholtes Leiden in Erwartung während oder unmittelbar nach der Trennung von einer HBP (zeigt sich in Angst, schreien, Wutausbrüchen; in der anhaltenden Weigerung von zu Hause wegzugehen; in dem intensiven Bedürfnis mit den Eltern zu reden oder in dem Wunsch nach Hause zurückzukehren, in Unglücklich sein, Apathie oder sozialem Rückzug)“ [2]

Ein Schulmädchen mit Trennungsangst

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Literatur
[1] Ulrike M.E. Schulze: Angststörungen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie – Ein Überblick, 57. Jahrestagung der Süddeutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, (2008)
[2] Frank W. Paulus: Angststörungen, Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum des Saarlands (2008)
[3] Frans Kusse: Kindertypen, 2. Deutsche Ausgabe, Narayana Verlag (2008)

Anschrift der Verfasserin
Dagmar Zistler
Heilpraktikerin, Klassische Homöopathie
Eichendorffring 24
65795 Hattersheim
Tel. (06190) 933345
E-Mail: Kontakt@dzkh.de


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Naturheilpraxis 3/2015