FACHFORUM

Goldrute (Solidago virgaurea)

Von der Signatur zur therapeutischen Anwendung

Margret Rupprecht

Es ist eine spannende Frage, warum manche Organe paarig angelegt sind, andere wiederum nicht. Man sollte doch meinen, dass Herz und Leber ebenso bedeutsam für die Aufrechterhaltung biologischer Funktionen sind wie die Nieren. Auf den ersten Blick scheint es wenig logisch zu sein, dass wir nur ein Herz und zwei Nieren haben und nicht umgekehrt. Auf den zweiten jedoch nicht.


Die Nieren sind ein paarig angelegtes Organ, das zutiefst mit der Polarität des Lebens zu tun hat. Zunächst mit der Polarität des Stoffwechselhaushalts und seinem beständigen Schwanken zwischen sauren und basischen Verhältnissen. Nieren stellen das Gleichgewicht zwischen den sauren (männlichen) und basischen (weiblichen) Kräften wieder her, wenn das Milieu in die eine oder andere Richtung zu entgleiten droht. Ihre Aufgabe ist es, die Mitte zwischen beiden zu halten. Nieren halten auf der stofflichen Ebene den Gegensatz von Yang (sauer) und Yin (basisch) in einem harmonischen Gleichgewicht.

Wenn ein Mensch sagt, dass ihm etwas „an die Nieren“ geht, ist die Ursache dafür meist nicht das schlechte Wetter oder ein Verkehrsstau. „An die Nieren“ gehen vor allem menschliche Enttäuschungen. Wenn es in der Beziehung zu Mitmenschen, die man liebt und für die man sich engagiert, zu Verletzungen und Frustrationen, Lieblosigkeit, mangelnder Anerkennung oder psychischer Ausbeutung kommt, nimmt das „Beziehungsorgan Niere“ Schaden und reagiert mit Krankheitssymptomen. Nierenkrankheiten sind so gesehen ein Indikator für tiefgehende Dissonanzen in menschlichen Beziehungen. Der Dichter Erich Fried formuliert es so:

Weil es
menschliche Beziehungen
gab
musste es
Menschen geben.

Nun gibt es
zwischenmenschliche
Beziehungen
Die lassen
auf das Dasein von Zwischenmenschen schließen

Es muss aber auch
Zwischenunmenschen geben
die dafür sorgen
dass die zwischenmenschlichen Beziehungen
so unmenschlich sind.

In diesem Sinne können wir Nierenerkrankungen als einen Indikator verstehen für die „Zwischenunmenschlichkeiten“ in Beziehungen, die doch eigentlich „menschlich“ sein sollten.
Nieren sind ein paarig angelegtes Organ, weil sie zutiefst mit dem Thema Dualität, Polarität, Ausgleich und Balance zu tun haben – in der Körperbiochemie und in der Psyche. So wie eine Beziehung mindestens zwei Menschen braucht, um vollständig zu sein, ist das Organ, das im Bereich des Stoffwechsels den Yin-Yang-Ausgleich herstellt, ebenfalls zweifach angelegt. Wie sollte es auch anders sein angesichts einer solchen Aufgabe?
Es gibt eine Heilpflanze, die auf der stofflichen Ebene die Nierenfunktion stärkt und auf der emotionalen heilsame Wirkungen ausübt, wenn zwischenmenschliche Beziehungen in die Dysbalance abgeglitten sind: Solidago virgaurea, die Gemeine Goldrute.

Ergänzung und Ausgleich

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Geschichtliches

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Pharmakologie und Indikationen

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(Abbildungen: Ingrid Rockstroh)



Literatur
Ursel Bühring: Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzenkunde. Sonntag Verlag, Stuttgart 2005
Rüdiger Dahlke: Krankheit als Symbol. Bertelsmann Verlag, München 2002
Theodor Dingermann, Dieter Loew: Phytopharmakologie – Experimentelle und klinische Pharmakologie pflanzlicher Arzneimittel. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003
Erich Fried: Gedichte. München, dtv 2002
Friedemann Garvelmann: Pflanzenheilkunde in der Humoralpathologie. Pflaum Verlag, München 2000
Johannes Hoffmeister: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Meiner, Hamburg 1955
Roger Kalbermatten: Wesen und Signatur der Heilpflanzen. Die Gestalt als Schlüssel zur Heilkraft der Pflanzen. AT Verlag, Aarau 2002
Laotse: Tao te King. In der Übertragung von Stephen Mitchell, übersetzt von Peter Kobbe. Goldmann Verlag, München 2003
Gerhard Madaus: Lehrbuch der biologischen Heilmittel. Band 10. Mediamed Verlag, Ravensburg 1990
Hildebert Wagner, Markus Wiesenauer: Phytotherapie. Phytopharmaka und pflanzliche Homöopathika. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2003
Max Wichtl: Teedrogen und Phytopharmaka. Ein Handbuch für die Praxis auf wissenschaftlicher Grundlage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002


Anschrift der Verfasserin
Margret Rupprecht
Heilpraktikerin und Medizinjournalistin
Hohensalzaer Straße 6a
81929 München

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Naturheilpraxis 2/2015