Der ältere Patient

Älter werden mit Heilpflanzen

Ursel Bühring

Alt werden ist immer noch die einzige Möglichkeit, lange zu leben. Das möchte jeder, lange leben – aber alt werden wollen wir nicht. Dabei kommt es darauf an, wie wir alt werden, nicht, wie alt wir werden. Alter ist ein uns zugehöriger Lebensabschnitt, in dem die geistig-seelischen Vorgänge Vorrang vor den körperlichen bekommen.


Die Vorstellungen über das Alter gehen von persönlicher, oft auch finanzieller Freiheit der „jungen Alten“ über die Weisheit des Alters bis zum Nachlassen der Lebens- und Selbstheilungskräfte, der Sinnesorgane, der gefürchteten Desorientiertheit kranker Alter bis hin zum unausweichlichen Sterben, welches auch zum Leben gehört.
Heute ist jeder fünfte Bundesbürger über 65 Jahre alt, 2020 wird jeder dritte zu dieser Altersgruppe gehören. Mehr Menschen als je zuvor erreichen ein nahezu „biblisches Alter“. Die WHO klassifiziert Menschen ab 60 Jahren als älter, ab 75 als alt, ab 90 als hochbetagt und über 100 als langlebig: das „biblische Alter“.
Immer wieder wird Alter nur mit Krankheit und Pflegebedürftigkeit gleichgesetzt. Aber auch wenn mit steigendem Alter die Anzahl der Kranken und Pflegebedürftigen steigt – alt zu werden und sich dabei gesund zu fühlen ist kein unerreichbares Ziel. Es hängt zu einem großen Teil auch von uns selbst ab, ob und wie wir das erreichen. Noch einmal:

Wesentlich ist, wie wir alt werden, nicht, wie alt wir werden!

Zu den „jungen Alten“ gehört es, eigene Vorstellungen des persönlichen Lebenszieles (endlich …; jetzt noch einmal …) verwirklichen zu können: Der Berufsalltag klingt aus, man kann etwas leisertreten, hat mehr Zeit und mehr Freiheiten – und die nimmt man sich auch. Die Freiheit des Loslassens ist genauso heilsam für die Seele wie die Geborgenheit in gewachsenen Strukturen. Die Kinder sind aus dem Haus, und vielleicht ist der finanzielle Spielraum etwas größer geworden. Mit dem Potenzial an Wissen und Erfahrung, an Weit- und Einsicht, Güte, Toleranz, innerer Ruhe und Beratungskompetenz ist diese Zeit wie geschaffen für einen Neubeginn.

Voraussetzung dafür ist nicht das Geld, sondern ein gesunder Körper und ein frischer Geist, gute Freunde und eine nie endende Neugier dem Leben gegenüber. „Mit den Jahren runzelt die Haut, mit dem Verzicht auf Begeisterung aber runzelt die Seele“, sagte Albert Schweitzer. Und der von mir hochverehrte Josef Karl: „Jugend ist nicht ein Lebensabschnitt, sie ist ein Geisteszustand. Niemand ist alt, weil er eine Anzahl Jahre hinter sich gebracht hat. Man wird alt, wenn man seinen Idealen Lebewohl sagt.“

Für die Gesellschaft ist es an der Zeit, die gereifte Kompetenz und Selbstbestimmtheit der späteren Jahre und die in anderen Kulturen viel höher geachtete „Weisheit des Alters“ wertzuschätzen. Ältere Menschen haben etwas zu sagen, und sie haben eine Macht, sei es in der Politik, in der Wirtschaft, in unseren Kindern und Jugendlichen oder der Gesellschaft.

Altern lässt sich nicht hinauszögern, es ist ein natürlicher biologischer Wandlungsprozess, genetisch festgelegt, der den Menschen von seiner Geburt an begleitet. Altern gehört zu jedem gesunden Leben. Ein Prozess, der durch die eigene (körperliche, seelische, berufliche usw.) Lebensweise erheblich beeinflusst werden kann. „Wer rastet, der rostet“ ist im Sinne von „immer in Bewegung bleiben“ gemeint, im Hinblick auf körperliche und geistige Beweglichkeit. Dazu gehört die Vermeidung länger andauernder Überlastungen genauso wie das Einhalten von Ruhephasen. Man sollte sich nicht nur passiv „versorgen lassen“. Passiv sein, nur re-agieren, macht eher pessimistisch. Aktiv und selbstständig mitgestalten, agieren und seine Angelegenheiten in die Hand nehmen (solange das eben irgendwie noch geht) nährt auch die Resilienz, die Widerstandskraft des Körpers und der Seele.

Eines braucht es nicht: Anti-Aging = „gegen“ das Altern. Der Begriff, entstanden aus negativem Mangelgefühl und Defizitempfinden, bedeutet: „die Gesamtheit an (medizinischen) Maßnahmen zum Hinauszögern des Altersprozesses“. Zu „negativem Mangelgefühl und Defizitempfinden“ gehören auch so hässliche Begriffe wie Altenlast, Überalterung, Vergreisung oder Pflegefall, mit denen man das „Problem Alter“ heute oft in Verbindung bringt. Hier ist ein Mensch – und der wagt es, alt zu werden, schwach und auf Hilfe angewiesen zu sein. Wie viel Mühe und Umstände machen solche Alten ihren Angehörigen; was kostet das die Gesellschaft, den Staat?

Nein! Alter ist kein Makel, keine Krankheit an sich. Alt werden ist eine Lebensphase wie Schwangerschaft oder Wechseljahre, nur ist hier das Ende sichtbarer. Alt werden – und das als Gewinn verbuchen.

Den Fokus auf das Positive richten – auf die geistige Reife, den breiten Erfahrungsschatz, auf eine natürliche Schönheit von innen – anstatt auf das, was nicht mehr geht.

Das sind gute Strategien, zufrieden älter zu werden.

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Verfasserin
Ursel Bühring
Heilpraktikerin
www.ursel-buehring.de

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Naturheilpraxis 2/2015