Akupunktur/TCM

Kokainabhängigkeit aus Sicht der Chinesischen Medizin

Attilio D’Alberto

Kokainmissbrauch ist auch in Europa ein ernstzunehmendes Problem. In diesem Beitrag zeigt der Autor, wie Kokainabhängigkeit in der Chinesischen Medizin verstanden wird. Dabei geht es insbesondere um die Frage, wie die Chinesische Medizin einen Beitrag zur kostengünstigen und wirkungsvollen Behandlung von Drogenmissbrauch leisten kann.


Einleitung

Der Missbrauch von Kokain stellt ein ernsthaftes Problem in Europa dar. Im Vereinigten Königreich besteht seit einigen Jahren die größte Prävalenz von Kokainmissbrauch. Sie ist dort ähnlich weit verbreitet wie in den USA1. Ohrakupunktur als wirkungsvolle Behandlungsmethode gegen Drogenmissbrauch wird seit den frühen 1970er Jahren angewendet, als Wen und Cheung2-4 herausfanden, dass sie gegen Heroinsucht wirkt. In den 1980er Jahren entwickelten Michael Smith und sein Partner Walter Bosque am Lincoln Hospital in der South Bronx in New York ein Protokoll für Ohrakupunktur, das später zu einem Ohrakupunktursystem weiterentwickelt wurde, dem Protokoll der National Acupuncture Detoxification Association (NADA). Das NADA-Protokoll soll eine „Anleitung“ zur Suchtbehandlung sein. Es werden fünf Punkte behandelt; Shenmen, Vegetativum, Niere, Leber und Lunge (Abb. 1).

Randomisierte kontrollierte Studien über die Anwendung des NADA-Protokolls bei Kokainsüchtigen führten jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen6-11. Eine kürzlich erfolgte systematische kritische Betrachtung dieser Studien konnte die Wirksamkeit des NADA-Protokolls bei Kokainsüchtigen zwar nicht definitiv bestätigen, deckte allerdings auch einige Fehler im Studiendesign auf.12

Es ist wichtig, dass Forscher und Praktizierende verstehen, wie der Mechanismus der Kokainabhängigkeit aus Sicht der Chinesischen Medizin funktioniert. In den vier gebräuchlichsten klassischen Werken der Chinesischen Medizin, Nei Jing (klassische Abhandlung über innere Medizin), Shang Han Lun (Abhandlung über kältebedingte Krankheiten), Wen Bing Xue (Lehre von Wärmekrankheiten) und Jin Gui Yao Lüe (Verordnungen aus dem Goldenen Schrein) gibt es kaum Aussagen zur Suchtthematik13-16. Im Shang Han Lun wird die Krankheit eines Trinkers erwähnt, jedoch ist nicht eindeutig, ob diese Stelle von Alkoholismus handelt15. Der seinerzeit berühmte Arzt Li Dong Yuan erstellte eine Rezeptur, um die Nebenwirkungen übermäßigen Alkoholkonsums zu behandeln, und nannte sie Ge Hua Jie Cheng Tang (eine Kombination aus Pueraria-Blüten). Nicht allzu weit liegt die Zeit zurück, in der viele Chinesen der Opiumsucht verfallen waren. Es existieren einige Berichte über Opiumsucht während der Herrschaft der Qing-Dynastie. Moderne Behandlungsmethoden gegen Sucht gründen auf der damaligen Behandlung von opiumsüchtigen Soldaten. Unter den Verwundeten empfanden diejenigen einen geringeres Suchtverlangen, die zur Schmerzlinderung mit Akupunktur behandelt wurden. Vor diesem Hintergrund begannen Wen und Cheung2-4 ihre Forschungen zu Ohrakupunktur und Sucht. In der heutigen Zeit gibt es keine chinesische medizinische Literatur zur Kokainabhängigkeit, auch weil die Droge erst seit relativ kurzer Zeit aus Südamerika importiert wird. Illegale Substanzen sind in China zwar erhältlich, jedoch sind keine genauen Zahlen über deren Verbreitung vorhanden.17 Ziel dieses Artikels ist es nicht, die sozialpolitischen Gründe anzusprechen, die Menschen zum Kokainmissbrauch führen. Stattdessen soll hier die Erörterung des Mechanismus der Kokainabhängigkeit aus Sicht der Chinesischen Medizin dabei helfen, kostengünstige und wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeiten gegen Drogenmissbrauch zu finden.

Erörterung

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Behandlungsstrategien

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Schlussfolgerung

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Literatur
Das umfangreiche Literaturverzeichnis finden Sie auf webarchiv.naturheilpraxis.de unter Webcode 150104.

Übersetzung
Heidi Täubler

Verfasser
Dr. (TCM) Attilio D’Alberto
www.attiliodalberto.com

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Naturheilpraxis 1/2015