Psyche

Der Baldrian

Ernst-Albert Meyer

Seit der Antike wird der Baldrian arzneilich genutzt, wenn auch mit ganz anderen Anwendungen als heute. Hinzu kommt seine große Bedeutung als Pestmittel und zur Vertreibung von Hexen und Dämonen. Denn der Baldrian war gleichzeitig auch eine berühmte Zauberpflanze.


Fast alle Menschen – auch Könige, Fürsten, Gelehrte und Priester – waren in Mittelalter und früher Neuzeit von der leibhaftigen Existenz des Teufels und seiner Mitarbeiterinnen, den Hexen, überzeugt. Jeder suchte damals nach Mitteln, um sich vor der Macht des Bösen und seinem Schadenszauber zu schützen. Hier spielen Zauberpflanzen, zu denen der Baldrian gehört, eine große Rolle. Doch wie kam damals eine Pflanze in den Ruf, ein Apotropäum, eine Unheil abwehrendes Zaubermittel zu sein?

Der mittelalterliche Mensch war davon überzeugt, dass er mit Hilfe der „Krafft und Tugenden der Kräuter und allerhandt Erdtgewächse so unter und ober der Erden seyn“ (1) Wunderliches und Unglaubliches erleben kann. Den „gemeinen Mann“ haben immer besonders Pflanzen interessiert, die aus dem üblichen botanischen Rahmen fallen: Kräuter, die zu ungewöhnlicher Zeit blühen, wie die Christrose; Pflanzen, die auffällige Blütenformen aufweisen oder deren Wurzeln eigenartig gestaltet sind, wie die menschenähnliche Wurzel der Alraune (Mandragora officinarum); auch die Mistel, die auf Bäumen wächst, oder die Farne, die sich ohne Blüten und Samen vermehren, waren den Menschen nicht geheuer.

Und vom Ungewöhnlichen zum Unheimlichen und Magischen ist es oft nur ein kleiner Schritt!

Jahrhunderte lang vom Dunstkreis des Aberglaubens umgeben waren vor allem Pflanzen, die einen starken Geruch aufweisen, wie z.B. Knoblauch, Dill, Wilder Dost (Origanum vulgare) – und Baldrian. Und auch das „Anwendungsgebiet“ dieser intensiv riechenden Pflanzen blieb über Generationen unverändert: „Baldrian, Dost und Dill, kann die Hex’ nicht, wie sie will“ (2), sagt von alters her der Volksmund. Damit war alles klar: Hexen, böse Geister, Dämonen und sogar der Teufel, aber auch alle übel wollenden „bösen Weiber“ können den starken Duft dieser Pflanzen nicht ertragen und werden von ihm vertrieben. Die Menschen waren damals glücklich, mit diesen aromatischen Kräutern eine starke Waffe zu besitzen, um sich vor diesen Bösewichtern und ihrem Schadenszauber zu schützen.

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Was die alten Ärzte berichten

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Das Wundermittel gegen die Pest

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Wie man das Böse vertrieb

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Macht hart und unwiderstehlich

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Literatur
(1) Engel, F.-M.: Zauberpflanzen – Pflanzenzauber, Landbuch Verlag, Hannover 1978
(2) Marzell, H.: Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1967
(3) Hausrezepte aus der Naturapotheke, Lechner Verlag, Genf 1991
(4) Schmölzer, H.: Die Pest in Wien, Verlag der Nation, Berlin 1988
(5) Fabich, F.: Bauernmedizin, Rosenheimer Verlagshaus, Rosenheim 1991
(6) Marzell, H.: Unsere Heilpflanzen, J.F. Lehmanns Verlag 1928

Anschrift desVerfassers
Ernst-Albert Meyer
Fachapotheker für Offizin-Pharmazie und Medizin-Journalist
Oldendorfer Str. 44
31840 Hessisch Oldendorf

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Naturheilpraxis 11/2014