Augendiagnose

Hildegardmedizin und Augendiagnose

Ein Versuch der Annäherung

Petra Kropf

Hildegard von Bingen und ihre Medizin erfreuen sich großer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr wurde die Benediktinerin sogar offiziell heiliggesprochen. Bekannt ist die Hildegardmedizin für ihre Pflanzenheilkunde, Ernährungsregeln, Ausleitungsverfahren und Edelsteintherapie. Doch wie sieht es mit der Augendiagnose aus? Lassen sich Bezüge zwischen Hildegardmedizin und Augendiagnose herstellen? Was die Heilpraktikerin und Ordensschwester Petra Kropf dazu herausgefunden hat, zeigt dieser Beitrag.


Hildegard von Bingen lebte und wirkte im Mittelalter, einer finsteren Zeit, in der die Menschen an das baldige Ende der Welt glaubten. In ihren Schriften hat sie erstaunliche Erkenntnisse festgehalten. Zu einem Teil gründete ihr Wissen in ihren Visionen, die sie ihrem Schreiber diktierte. Darüber hinaus hatte sie im Rahmen ihrer klösterlichen Ausbildung Zugang zur Klosterbibliothek und musste die alten Schriften studieren, u.a. wohl auch die gängige medizinische Literatur.

Das Wissen der damaligen Zeit spiegelt sich wider in der Säftelehre, die das Zusammenspiel der vier Kardinalsäfte im Menschen im Kontext von Gesundheit und Krankheit sieht. Dennoch darf man die Hildegardmedizin nicht nur als Fortführung der Säftelehre sehen. Ihr liegt ein Menschenbild zugrunde, das den Menschen als Abbild des gesamten Kosmos sieht, sozusagen als Mikrokosmos im Makrokosmos. Daher haben auch die Gestirne und Elemente großen Einfluss auf Konstitution und körperliche Vorgänge. Außerdem betont Hildegard stark die Zusammenhänge zwischen seelischen und körperlichen Phänomenen. Man könnte diese Sichtweise als Grundlage der psychosomatischen Lehre sehen. In ihrem Buch „Liber vitae meritorum“ beschreibt sie das Wechselspiel der 35 Tugenden bzw. spirituellen Kräfte mit den 35 das Leben zerstörenden Gegenkräften, den Lastern, und die Auswirkungen auf das körperliche Befinden.

Doch was hat Hildegardmedizin mit der Augendiagnose zu tun? Mir ist beim Lesen ihrer Schriften aufgefallen, dass Hildegard von Bingen viel über die Augen schreibt. Sie schildert die unterschiedlichen Iriden im Zusammenhang mit Augenkrankheiten und auch mit bestimmten Gemütszuständen. Dabei finden sich einige Beschreibungen, die möglicherweise zu Phänomenen passen, die uns von der Augendiagnose her geläufig sind.

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Literatur
Hauser, Willy; Karl, Josef; Stolz, Rudolf: Informationen aus Struktur und Farbe, Felke Institut, Heimsheim
Hertzka, Gottfried; Strehlow, Wighard: Handbuch der Hildegardmedizin, Bauer Verlag, Freiburg, 7. Aufl.
Lindemann, Günther: Augendiagnostik Lehrbuch. Befunderhebung aus dem Auge. Pflaum Verlag, München, 4. Auf. 1997
Pawlik, Manfred (Hrsg.): Hl. Hildegard, Heilwissen, Pattloch Verlag, Augsburg, 2. Aufl.
von Bingen, Hildegard: Das Buch der Lebensverdienste: Liber Vitae Meritorum. Erhältlich vom Beuroner Kunstvlg, Hildegard von Bingen, Werke Bd. VII, Hrsg. Eibingen Abtei St. Hildegard, 2014

Anschrift der Verfasserin
Sr. Petra Kropf
Augustinerstraße 1
83536 Gars

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Naturheilpraxis 11/2014