Kyra Schweickhardt
Viele Patientinnen in der homöopathischen Praxis befinden sich im mittleren Lebensabschnitt und sind daher naturgemäß mit den „Wechseljahren“ konfrontiert. Dieses kann den Fokus des Behandlungsauftrags darstellen oder auch nur den Hintergrund für ein spezielles gesundheitliches Problem bilden. In diesem Artikel werfe ich zunächst einen allgemeinen Blick auf wichtige Aspekte dieser Lebensphase und werde danach zwei konkrete Fälle vorstellen. Der Artikel basiert auf einem Vortrag, den ich im Juni 2013 beim Therapeutentreffen der DGKH in Moos gehalten habe.
Der Begriff des Klimakteriums kommt aus dem Griechischen, wo das Wort „klimakter“ für „Stufenleiter“ oder „kritischer Zeitpunkt im Leben“ steht. Medizinisch gesehen handelt es sich dabei um die hormonelle Umstellung vor und nach der Menopause der Frau. Eine andere Sichtweise sieht hierin den Übergang von der reproduktiven zur postmenopausalen Lebensphase einer Frau, somit einen physiologischen Wechsel zwischen der fruchtbaren und der (zweiten) unfruchtbaren Zeit. Zeitlich spielt sich das Klimakterium zwischen dem 40. und dem 58. Lebensjahr (45.–55. Lebensjahr) ab. Die Menopause fällt im Mittel in das 52. Lebensjahr. Oft wird mit den Wechseljahren allerdings weniger der natürliche Vorgang als die dabei möglicherweise auftretenden Störungen bezeichnet. Diese finden sich in der Klassifikation nach ICD-10 in Kapitel XIV unter N95 („klimakterische Störungen“). Auf diese werde ich weiter unten näher eingehen.
Zeitlich lässt sich das Klimakterium in mehrere Phasen unterteilen. Eine Möglichkeit ist die folgende:
Praemenopause: ab dem 40. Lebensjahr, es kommt zu unregelmäßigen Zyklen und gelegentlich ausbleibenden Blutungen
Menopause: Zeitpunkt der letzten ovariell gesteuerten Menstruation
Primenopause: Zeitraum zwischen Praemenopause und Postmenopause
Postmenopause: Zeitraum ab zwölf Monaten nach der letzten spontanen Menstruation
Unter einem Climacterium praecox versteht man ein vorzeitig, d. h. vor dem 40. Lebensjahr einsetzendes Klimakterium.
Die Zeit zwischen Einsetzen der Wechseljahre und der Menopause bzw. Primenopause lässt sich noch detaillierter in vier aufeinanderfolgende Phasen einteilen. Dabei ist aber zu bedenken, dass es eine große Bandbreite sehr individueller Verläufe gibt.
1. Phase
Die Ovarien verändern ihren Rhythmus. Es kommt nicht mehr monatlich zu befruchtungsfähigen Eizellen. Der Eisprung tritt unter Umständen verzögert auf oder setzt manchmal ganz aus. Die Produktion von Östrogenen und Progesteron beginnt leichte Unregelmäßigkeiten zu zeigen. Es kann auch zu einer Verschiebung des Zyklus um ein bis zwei Tage, leichten Veränderungen der Blutungsstärke sowie vermehrtem Brustspannen kommen. Dies alles sind Zeichen für eine relative Überproduktion von Östrogen über die Zyklusmitte hinaus.
2. Phase
Jetzt zeigen sich die Veränderungen deutlicher. Die Blutung wird durch die relative Überproduktion der Östrogene un-regelmäßiger, diese nehmen insgesamt bei gleichzeitiger Unterproduktion der Progesterone ab. Es kommt zu vermehrten Blutungen alle zwei bis drei Wochen, teilweise stärker und verlängert. Später treten die Blutungen nur alle fünf bis sieben Wochen auf oder in noch längeren Abständen. Dazwischen können Phasen normaler Blutungen auftreten. Die Hirnanhangdrüse schüttet mehr FSH (follikelstimulierendes Hormon) aus, um die Ovarien zu aktivieren, dies hält den Prozess jedoch nicht auf. Stattdessen kommt es zu vegetativen Störungen wie gelegentlichen Hitzewallungen und Schweißausbrüchen, Herzrhythmusstörungen und Schlafstörungen.
3. Phase
Es finden nur noch sehr selten Eisprünge statt. Progesteron und Östrogen fallen deutlich ab. Die Bildung von Polypen ist möglich und es kann zu Sturzblutungen (plötzliche, sehr starke und teilweise lang anhaltende Blutungen) kommen. Diese können in wochenlang anhaltende leichte Blutungen übergehen.Wegen der ...
Quellen
Ehret, Barbara; Roepke-Bunsak, Mirjam: Frauen, Körper, Gesundheit, Leben. München, Diana 2008
Feministisches Frauengesundheitszentrum e.V. Berlin: Wechseljahre – Praktische Begleitung für diese Lebensphase.
Kent, J. T.: Repertorium der homöopathischen Arzneimittel, 12. Auflage, Heidelberg, Haug 1991
Guernsey, H. N.: Homöopathie in Gynäkologie und Geburtshilfe, Ruppichteroth, Similium 1995
Anschrift der Verfasserin
Kyra Schweickhardt
Heilpraktikerin
Praxis für klassische Homöopathie, Supervision und Entspannungstherapie
Am Rebgarten 66
69221 Dossenheim
Tel. (06221) 8934940
E-Mail: mail@praxis-schweickhardt.de
www.praxis-schweickhardt.de
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Naturheilpraxis 10/2014