Behandlungsoptionen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Claudia Vollbracht
Margit Wiltschek
Der einprägsame Satz des deutschen Pathologen Robert Rössle (*1876, †1956) „Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße“ hat nichts an Aktualität verloren, denn Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen auf Platz 1 der Volkskrankheiten in Deutschland. Dieser Beitrag informiert über naturheilkundliche Therapiekonzepte – insbesondere mit Vitaminen, Antioxidantien und L-Arginin – sowie die entsprechende Studienlage.
Dass Ernährung und Lebensstil eine ungemein wichtige Rolle bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen, ist den meisten bekannt. Aber Hand aufs Herz – wer isst fünfmal am Tag Obst und Gemüse? Dies ist die bislang gültige Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e.V. (DGE) zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Von der Regelmäßigkeit der Einnahme abgesehen gibt es noch weitere Herausforderungen in Bezug auf Obst und Gemüse: Viele glauben, sich mit Fruchtsaft oder gezuckertem Dosenobst eine gesunde Portion zuzuführen, übersehen aber, dass aufgrund der Zubereitung ein Großteil der Vitamine bereits verloren gegangen ist und sie zudem ein Übermaß an Zucker aufnehmen. Der Zuckeraspekt spielt auch in der DGE-Empfehlung von täglich 650 g Obst und Gemüse in der idealen Form von drei Portionen bzw. 400 g Gemüse und zwei Portionen bzw. 250–300 g Obst eine Rolle: Da einige Obstsorten, etwa Weintrauben oder Bananen, sehr viel Zucker enthalten, sollte der Schwerpunkt der Aufnahme eher auf fruchtzuckerarmem Gemüse liegen.
An dem „5-am-Tag“-Dogma der DGE wird aktuell durch eine britische Studie heftig gerüttelt [1]: Denn je höher der Verzehr von Obst und Gemüse, desto geringer war das Sterberisiko in einer groß angelegten Beobachtungsstudie mit mehr als 65.000 Teilnehmern. Die daraus abgeleitete Empfehlung der Forscher lautete:
Mindestens sieben Portionen Obst und Gemüse pro Tag!
Weiteres Ergebnis der Studie: Produkte mit einem hohen Zuckeranteil wie Dosenfrüchte und gezuckerte Fruchtsäfte verbesserten die Tagesbilanz an Gesundem nicht, sondern wirkten eher kontraproduktiv.
Dass die Empfehlungen bisher nicht ausreichend befolgt werden, zeigen auch die ernüchternden Ergebnisse groß angelegter Studien zur Untersuchung wichtiger Antioxidantienspiegel im Blut. So sind beispielsweise subklinische Vitamin-C-Mangelzustände keine Seltenheit [2]. In einer kanadischen Studie werden sogar unter jungen Nichtrauchern massive Mangelzustände beobachtet: Jeder Dritte zeigte einen subklinischen Vitamin-C-Mangel (< 0,5 mg/dl) und jeder Siebte sogar defizitäre Werte unterhalb der Skorbutgrenze (< 0,2 mg/dl). Dabei korrelierte der Mangel mit Übergewicht, Bluthochdruck und Entzündungsparametern [3]. Die Gründe für diese Unterversorgung sind vielfältig – entscheidend sind allerdings eine vitaminarme Ernährung („Fast Food“) und die Zunahme chronisch-metabolischer und entzündlicher Erkrankungen.
Oxidativer Stress und entzündliche Prozesse beeinträchtigen direkt die kardiovaskuläre Gesundheit. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass kardiovaskuläre Erkrankungen bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie beispielsweise Arthritis wesentlich häufiger vorkommen [4, 5].
Der zugrunde liegende pathophysiologische Mechanismus ist die endotheliale Dysfunktion.
Diese Funktionsstörung der Gefäßinnenwand ist ein wesentlicher Auslöser der Arteriosklerose, und Letztere ist Hauptursache der meisten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die endotheliale Dysfunktion ist sicherlich ein multifaktorielles Geschehen – ein ganz zentraler Punkt ist allerdings der Mangel des Botenstoffes Stickstoffmonoxid (NO), der von den Endothelzellen gebildet wird. NO entspannt unsere Gefäße und schützt vor Arteriosklerose und Thrombose. Die gefäßerweiternde Wirkung von NO ist von „Nitrosprays“ bekannt, die beispielsweise akut bei Angina pectoris angewendet werden. NO veranlasst die glatte Gefäßmuskulatur dazu, sich zu entspannen ...
Verfasser
Claudia Vollbracht
Diplom Humanbiologin, Fachreferentin Medizinische WissenschaftMargit Wiltschek
HeilpraktikerinKontaktadresse
Margit Wiltschek
Heilpraktikerin
Waldensberger Straße 9
63607 Wächtersbach
www.praxis-wiltschek.de
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Naturheilpraxis 10/2014