Akupunktur/TCM

Guter Punkt – Wunder Punkt

Le 14 – MP 9

Reinhard Bayerlein

Guter Punkt: Le 14 Qimen (Tor des Zyklus/Tor der Hoffnung)

Was ist gut an dem Punkt?

Bei entsprechender Indikation hält Qimen wirklich, was seine Indikationen versprechen: den positiven Einfluss auf die Organfunktionen des Oberbauches. Hier natürlich in erster Linie auf die Stoffwechselvorgänge der Leber, wodurch dann die positiven Effekte auf die Gallenblase, den Magen und den Darm erklärbar werden.

Was erwartest du von dem Punkt?

Generell erwarte ich von jedem Punkt, dass er reproduzierbare Ergebnisse bringt. Dies gilt in erster Linie natürlich für die energetische Situation, aber auch für physiologische Parameter. In diesem Fall sollten sich beispielsweise langfristig auch mögliche pathologische Laborparameter wieder normalisieren.

Wie würdest du ihn verwenden?

Ich muss an dieser Stelle erwähnen, dass ich nach den Prinzipien der „Radloff-Schule“ arbeite. Hier steht allein die energetische Funktion des Punktes im Mittelpunkt von Diagnose und Therapie. Schulmedizinische Indiktionen, aber auch Syndrom-Muster stehen also nicht an erster Stelle. Generell wird hier in übergeordnete Fülle- oder Leere-Störungen unterschieden. Fülle und Leere sind hier im Sinne der energetischen Qualität zu verstehen, wobei Fülle für ein Zuviel und Leere für ein Zuwenig an Qi in Organ oder Leitbahn steht.
Aufgrund dieses Ansatzes verwende ich Qimen als Mu-Punkt (Alarm-Punkt) besonders bei einer Leere im Funktionskreis der Leber (Puls/Ohrbefund). Über diesen Punkt lässt sich dem Leberfunktionskreis gezielt Qi zuführen, wodurch sich die Stoffwechselsituation des Organs selbst verbessert. Auf der physiologischen Ebene lassen sich die positiven Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt über die Erhöhung der Produktion von Verdauungssäften erklären, während auf der energetischen Ebene zusätzlich der Kontrollzyklus (Wandlungsphasen-Modell) greift und hierdurch die Auswirkungen auf das Erd- und in der Folge auf das Metall-Element verständlich werden.
Befindet sich der Funktionskreislauf Leber hingegen in Fülle, ist es sinnvoll, die Energie beispielsweise von dort in Lu 1 (Zhongfu / Zentrale Residenz) überzuleiten (Organuhr Mutter-Kind). Alternativ kann dies über Pe 1 (Tianchi / Himmlischer Weiher) in den Kreislauf-Meridian geschehen, besonders dann, wenn man Jue Yin normalisieren möchte. Aber diese Vorgehensweise hängt beim „Radloff-Konzept“ letztlich stark von der gesamtpathologischen energetischen Situation ab.

Würdest du ihn mit irgendwas kombinieren?

Das hängt stark von der aktuellen, aber auch von der konstitutionellen energetischen Situation ab. Würde sich der Magen in Fülle befinden, könnte man hier zusätzlich sedierend arbeiten. In diesem Fall würde sich Le 3 (Taichong / Großes Branden) geradezu anbieten.

Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben von einer Anwendung dieses Punktes?

Nach meiner Erfahrung lassen sich akute Füllestörungen im Magenfunktionsbereich gut damit behandeln. Voraussetzung muss aber sein, dass sich der Funktionskreis Leber in einem Energiedefizit befindet. Das bedeutet auch, dass die Leber energetisch letztlich an diesen pathologischen Vorgängen beteiligt sein muss. Ich persönlich bin hier sehr vorsichtig, um nicht immer nur die Symptome zu behandeln.
Aktuell behandle ich eine Patientin, bei der der Leberfunktionskreislauf gleichzeitig der Himmelsstamm1 ist. Hier wurden durch die Behandlung nicht nur die Laborwerte verbessert, sondern der Punkt ermöglichte anscheinend auch den Kontakt zum Shen (Geist) der Patientin. Das „Tor der Hoffnung“ half dabei, die bestehenden Verhaltensmuster der Patientin positiv zu verändern. Das sind schon sehr beeindruckende Vorgänge, die einen selbst immer wieder in eine fast demütige Verwunderung über dieses System bringen.

...

Anmerkung
1
System „Stämme und Zweige“ nach Frank Westenburger

(Idee des BacC)

Anschrift des Verfassers
Reinhard Bayerlein
Heilpraktiker
Lindenweg 3
74586 Frankenhardt

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Naturheilpraxis 9/2014