FACHFORUM

Optimierung des Herz-Kreislauf-Systems mittels sinnvollen Ausdauertrainings

Matthias Engel

In diesem Beitrag wird den Fragen nachgegangen, welche Effekte körperliche Aktivität, im Sinne von Ausdauertraining, auf gesundheitsrelevante Parameter des Herz-Kreislauf-Systems besitzt und welche Aspekte Berücksichtigung finden sollten, um die Effekte optimal zu nutzen und in die gewünschte Richtung zu lenken. Neben einem allgemeinen Überblick der bisherigen Studienergebnisse wird darauf basierend die Methodik eines sinnvollen Trainingsprogramms erläutert.


Naturheilkundlich arbeitende Therapeuten empfehlen ihren Patienten zumeist eine natürliche Lebensweise. Ein Aspekt der natürlichen Lebensweise ist die Bewegung, gerne auch als eine Säule des Lebens, Lebenselixier oder „Medikament des Jahrhunderts“ bezeichnet. Bereits 1965 verwies Hollmann darauf, dass unsere Gesellschaft immer neuere Methoden entwickelt, den Leib vor körperlicher Anstrengung zu schützen und ihn zu „passivisieren“. Der Sportmediziner stellt der zwangsläufig auftretenden Bewegungsarmut als natürlichen Ausgleich ein Mindestmaß an Bewegung entgegen (vgl. Hollmann 1965). Dem Herzen als „wichtigstem Muskel unseres Organismus“ kommt dabei unter dem Aspekt der Bewegung im Sinne der Systolen und Diastolen eine essentielle Relevanz zu.

Konträr zur Bedeutung des Herzens und des gesamten Kreislaufsystems für die Gesundheit und das Leben des Menschen liest sich die Statistik der Todesursachen. Hier stehen bereits seit vielen Jahren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie chronisch ischämische Herzkrankheit, akuter Myokardinfarkt oder Herzinsuffizienz, an erster Stelle (gesamt für alle Altersgruppen und für die höheren Altersgruppen speziell). Eine Möglichkeit, einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System zu nehmen, ist körperliche Aktivität. Dabei kann diese in vielfältiger Weise ausgeübt werden. Der Fokus in diesem Beitrag liegt auf dem Sport und hier speziell dem Ausdauertraining, da vor allem auf diesem Gebiet zahlreiche Forschungsarbeiten vorliegen. Doch was genau ist unter Ausdauer respektive Ausdauerfähigkeit zu verstehen?

Die Ausdauerfähigkeit zählt im sportwissenschaftlichen Sinne zu den fünf sportmotorischen Grundfähigkeiten und wird als psycho-physische Ermüdungswiderstandsfähigkeit und Erholungsfähigkeit definiert. Wissenschaftlicher ausgedrückt ist Ausdauer nach Hottenrott & Neumann (2010, S. 22) „eine konditionelle Fähigkeit, die eine belastungsadäquate Energieversorgung des Organismus sichert, ermüdungsbedingte Leistungs- oder Geschwindigkeitsabnahmen bei sportlichen Belastungen verzögert und Einfluss auf die Erholungsfähigkeit nimmt“. Strukturiert werden kann die Ausdauerfähigkeit:

  1. nach der Arbeitsweise der Skelettmuskulatur in statische und dynamische Ausdauer
  2. nach der vorrangigen Energiebereitstellung in aerobe und anaerobe Ausdauer
  3. nach dem Anteil der beanspruchten Muskulatur in allgemeine und lokale Ausdauer
  4. nach der Zeitdauer der Belastung in Kurz-, Mittel- und Langzeitausdauer
  5. nach den Wechselbezügen zu den konditionellen Fähigkeiten in Kraftausdauer, Schnellkraftausdauer, Schnelligkeitsausdauer und Sprintausdauer
  6. nach der Bedeutung für die sportartspezifische Leistungsfähigkeit in allgemeine und spezielle Ausdauer
  7. nach der Einteilung der Belastungsbereiche in Grundlagen- und Wettkampfausdauer (vgl. Hottenrott & Neumann 2010, S. 23).

Wie bereits erwähnt, besitzt das Ausdauertraining einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislauf-System. Welche Adaptationen es konkret auslöst, sollen nun im Folgenden aufgezeigt werden. Das Ausdauertraining bietet eine Vielzahl von positiven gesundheitlichen Effekten für den Menschen. Hierbei kann zwischen präventiven bzw. gesundheitsfördernden und therapeutischen Effekten unterschieden werden. Neben den vielfältigen gesundheitsfördernden Effekten auf andere Organsysteme des Menschen soll an dieser Stelle allerdings der Fokus auf das Herz-Kreislauf-System gelegt werden. Regelmäßiges Ausdauertraining führt zu morphologischen und funktionellen Adaptationen des Herzens. Dabei ist das Ausmaß der Anpassungen von verschiedenen Faktoren, wie Lebensalter, Geschlecht etc., abhängig. Durch periphere und kardiale Adaptationen kommt es zu einer Ökonomisierung der Herzfunktion und einer geringeren Herzbelastung. Weiterhin sind folgende Anpassungserscheinungen eines richtig dosierten Ausdauertrainings wissenschaftlich bestätigt:

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Literatur:
Buskies, W., Boeckh-Behrens, W.-U. (2009): Fitness-Gesundheits-Training. Rowohlt, Reinbek
Hollmann, W. (1965): Körperliches Training als Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten. Hippokrates, Stuttgart
Hollmann, W. (ohne Angabe): Bewegung und Körperaktivität als Lebenselixier. Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin, Deutsche Sporthochschule Köln
Hottenrott, K., Neumann, G. (2010): Methodik des Ausdauertrainings. 2. überarbeitete Auflage, Hofmann, Schorndorf
Neumann, G./Pfützner, A., Berbalk,A. (2011): Optimiertes Ausdauertraining. 6. überarbeitete Auflage, Meyer und Meyer, Aachen



Anschrift des Verfassers
Matthias Engel, M.A.
Heilpraktiker und Sportwissenschaftler
98574 Schmalkalden

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Naturheilpraxis 9/2014