Augendiagnose

Augenumfeld

Phänomenologie nach Josef Angerer

Josef Karl

Auch wenn die Iris meist im Zentrum der Augendiagnose steht, sollten das Augenweiß und die Umgebung des Auges nicht außer Acht gelassen werden. Im Hinblick auf das Seminar, das Markus Löffler am 12. Oktober 2014 im „Arbeitskreis für Augendiagnose und Phänomenologie e.V.“ über Psychophysiognomie halten wird, gibt Josef Karl hier einen Vorgeschmack darauf, wie viel das Augenumfeld uns über unsere Patienten verraten kann.


Bildung und Funktion der Lymphe

Physiognomie ist keine „exakte Naturwissenschaft“, sie ist empirisches Erfahrungsgut. Was die Augendiagnose angeht, so wird sie wesentlich von zwei Praktikern und Forschern, die nach dem Zweiten Weltkrieg dominierten, bestimmt: Der erste von ihnen ist Josef Angerer (Abb. 1). Nachdem er die Augendiagnose schon einige Zeit unterrichtet hatte, brachte er 1953 den 1. Teil seines „Handbuchs der Augendiagnostik“ zur „Lehre der optisch gesteuerten Reflexsetzung“ heraus. Darin setzt er zwar die Iris in den Mittelpunkt, bezieht aber das Umfeld und die Konjunktival- und Episkleralgefäße mit ein. Im anstehenden Seminar von Markus Löffler tangieren sich mit der Iridologie und der Physiognomie zwei Gebiete, die in der Praxis zusammengehören und immer ein Anliegen Josef Angerers waren. Er war der Erste, der das Auge und seine Umgebung – Wimpern, Unter- und Oberlid etc. – in seine Diagnostik mit einbezog, um die Phänomenologie weiter zu fassen.

Als zweite dominierende Persönlichkeit auf diesem Gebiet möchte ich Josef Deck nennen (Abb. 2), der in Ettlingen bei Karlsruhe wirkte.

Physiognomisch könnte der Unterschied zwischen beiden nicht deutlicher gesehen werden, und ohne deuten zu wollen, können wir uns gut vorstellen, dass Deck einen anderen Weg als Angerer ging.

Der Titel seines 1954 erschienenen Buches „Klinische Prüfung der Organ- und Krankheitszeichen in der Iris“ deutet bereits darauf hin. Mit zahlreichen Fotos – hierin war Deck wohl Pionier! – sollte der klinische Befund jeweils dem der Irisdiagnose gegenübergestellt werden. Das gelang – und gelingt bis heute – nur ansatzweise. Augenumfeld und Konjunktivalgefäße spielten gar keine bzw. nur eine sehr geringe Rolle.

Als Angerer-Schüler bemühte ich mich später sehr, beide zusammenzubringen; ich war wohl noch zu jung, als dass mir dies hätte gelingen können.

Deck hielt Angerer in seinen Veröffentlichungen und Vorträgen für zu intuitiv, und umgekehrt war Deck für Angerer in seinen klinischen Bemühungen zu sehr gefangen.

Nun, es kann nicht schaden, wenn die jüngeren Menschen Geschichte und Hintergründe kennenlernen.

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Abbildungen siehe Naturheilpraxis 09/2014

Literatur
Altmann, G.: Einführung in die Krankenphysiognomik. Helioda Verlag, 1974
Angerer, J.; Bach, H.-D.: Ophthalmotrope Phänomenologie. Bd. 6. Die ophthalmotrope Umwelt. Verlag T. Marczell, 1986
Angerer, J.: Handbuch der Augendiagnostik. Teil 1, Lehre der optisch gesteuerten Reflexsetzung, 1953
Vida F.; Deck, J.; Volhard, E. (Vorwort): Klinische Prüfung der Organ- und Krankheitszeichen in der Iris, mit einem Vorwort des damaligen Oberarztes der Urologischen Klinik in Karlsruhe Prof. Dr. med. E. Volhard, Haug 1954

Anschrift des Verfassers
Josef Karl
Heilpraktiker
Alpenstraße 25
82377 Penzberg

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Naturheilpraxis 9/2014