Klassische Homöopathie

Hebamme aus Leidenschaft

Oder: Hebamme – ein besonderer Beruf?

Karin Kästle

In den letzten Monaten wurde in den Medien viel über Hebammen berichtet. Dabei ging es um nichts Geringeres als um die Existenz des Hebammenberufs überhaupt. Natürlich kommen weiterhin Kinder zur Welt, bei deren Geburt die Hilfe der Hebammen notwendig ist. Was ist also der Hintergrund der Berichterstattung?


Anfang des Jahres wurde mitgeteilt, dass sich auch die letzten Versicherungen, bei denen Hebammen noch eine Berufshaftpflicht abschließen konnten, Mitte 2015 aus diesem Versicherungsbereich zurückziehen werden. Ohne diese Versicherungen dürfen Hebammen jedoch ihren Beruf nicht ausüben. Dies hat zur Folge, dass Schwangere, insbesondere Frauen, die sich eine Hausgeburt wünschen, bald keine Hebamme mehr finden werden, die sie auf ihrem Weg zur und nach der Entbindung begleiten kann. Viele mögen der Meinung sein, dass eine Hausgeburt sowieso zu viele Risiken birgt und die Geburt generell in einer Klinik stattfinden sollte, wo im Notfall schnell alle erforderlichen Maßnahmen getroffen werden können. Das Für und Wider einer Hausgeburt soll hier aber nicht diskutiert werden, fest steht, dass laut DHV (Deutscher Hebammenverband) allein von 2008 bis 2010 rund ein Viertel der freiberuflichen Hebammen die Geburtshilfe aufgegeben haben.

Inzwischen ist auf Druck der Politik für den DHV ein neuer Versicherungsvertrag angeboten worden, der jedoch bis 2016 befristet ist. Die Prämien liegen ab 1. Juli 2014 bei 5019 Euro und sollen ab Mitte 2015 nochmals um 20 Prozent teurer werden. Dies zeigt, dass das Problem noch lange nicht befriedigend gelöst ist und die Selbstbestimmung jeder schwangeren Frau, wo und wie sie gebären möchte, nicht mehr gewährleistet ist.

Gerade die Zeit der Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit ist ein wichtiger und sensibler Lebensabschnitt, in dem die fachliche Betreuung sehr wichtig ist. Viele junge Familien kommen in dieser Lebensphase durch die Hebamme erstmals mit der Homöopathie in Berührung und erfahren ihre rasche und effektive Wirksamkeit.

Helga Häusler schreibt in ihrem Buch Homöopathie in der Hebammenarbeit (2008) in einer Standortbestimmung: „… Hebammen betreuen die physiologischen Abläufe während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett und leisten Hilfe, falls Beschwerden auftreten. Sobald sich Zeichen eines pathologischen Verlaufs zeigen, werden Frauen oder Neugeborene in ärztliche Obhut überwiesen. Genau in diesem Bereich, zwischen beschwerdefreiem physiologischem Verlauf und dem Auftreten einer Pathologie, liegt eine der Herausforderungen des Hebammenberufs. Oft treten im Rahmen von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett Beschwerden auf (z.B. Schwangerschaftsübelkeit, Trimenonkoliken), denen keine pathologische Bedeutung zugesprochen wird, da sie aus schulmedizinischer Sicht keine Bedrohung für die Gesundheit von Mutter und Kind darstellen. Selbst wenn der Leidensdruck hoch ist, werden die Beschwerden trotzdem häufig nicht behandelt, entweder weil keine effektive Therapie bekannt ist oder weil sich die sonst üblichen Behandlungsmaßnahmen wegen der nicht abschätzbaren Nebenwirkungen in der Schwangerschaft und Stillzeit verbieten. In dieser Situation werden häufig Hebammen um Rat gefragt und der Wunsch, mithilfe geeigneter Methoden möglichst schnell und dauerhaft Linderung zu verschaffen, ist dann sowohl vonseiten der Frau als auch vonseiten der Hebamme groß. Um den Anforderungen im Rahmen ihrer Behandlungskompetenz auf professionelle Weise gerecht zu werden, greifen Hebammen zunehmend auf komplementärmedizinische Erkenntnisse und Methoden zurück. Die Homöopathie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu Recht einen festen Platz im Fundus des Hebammenwissens erobert, da sie – bei korrekter Anwendung – effektiv hilft, ohne unerwünschte Nebenwirkungen zu verursachen ...“

Schon Hahnemann wies auf die Wichtigkeit der homöopathischen Behandlung schwangerer Frauen hin. In der 6. Auflage seines Organon der Heilkunst ist in der Anmerkung zu § 284 zu lesen: „… Bewundernswürdig hülfreich ist die Kraft der Arzneien auf den Säugling, durch die Milch, welche die Mutter oder die Amme ihm reicht. Jede Krankheit des Kindes weicht der, für das selbe richtig gewählten, homöopathischen, von der Amme, in sehr mäßigen Gaben eingenommenen Arznei und wird auf diese Art weit leichter und sichrer bei diesen neuen Erdenbürgern ausgetilgt, als je in späterer Zeit, geschehen könnte. Da den meisten Säuglingen die Psora durch die Milch der Amme mitgetheilt zu werden pflegt, ...

Literatur
Boger, C. M.: Synoptic Key, Charakteristik und Hauptwirkungen homöopathischer Arzneimittel. Ruppichteroth: Similimum-Verlag 2002
Häusler, H.: Homöopathie in der Hebammenarbeit. 1. Aufl., München, Elsevier 2008
Hahnemann, S.: Organon der Heilkunst. Textkritische Ausgabe der 6. Aufl. Heidelberg, Haug 1992
Mezger, J.: Gesichtete homöopathische Arzneimittellehre. 11. Aufl. Heidelberg, Haug 1995
Phatak, S. R.: Homöopathische Arzneimittellehre. Göttingen, Ulrich Burgdorf Verlag 1999
Simbürger F.: PC-Repertorisationsprogramm ComRep 9.0, Eching 1991-2004
Vonarburg, B.: Homöotanik, Band 2: Blütenreicher Sommer. Heidelberg, Haug 1999

Anschrift der Verfasserin
Karin Kästle
Heilpraktikerin
Haldenweg 8
88367 Hohentengen
E-Mail: info@naturheilpraxis-kaestle.de

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Naturheilpraxis 8/2014