FACHFORUM

Infekte

Wann, warum, wie und wie viel Vitamin C?

Claudia Vollbracht, Rainer Suda

Diese W-Fragen stellen sich viele Therapeuten. Wobei die ersten beiden Fragen schnell zu beantworten sind: Vitamin C wirkt am besten, wenn es gleich zu Beginn eines Infektes eingesetzt wird – denn binnen Stunden sinkt die Vitamin-C-Konzentration in den Leukozyten um 50%. Die Wirkung des Vitamins auf das Immunsystem ist vielschichtig: Es verbessert Phagozytose, Chemotaxis, Proliferation von T-Lymphozyten, die Aktivität von natürlichen Killer-Zellen und vieles mehr. Die anderen beiden W-Fragen sind schon diffiziler – der Beitrag stellt die Studienlage und Fallberichte vor.


Bei der Supplementierung von Vitamin C stehen grundsätzlich zwei Formen zur Verfügung: die orale und die parenterale Gabe.

Infekte sind das Haupteinsatzgebiet der Vitamin-C-Hochdosis-Infusionstherapie. Zu diesem Ergebnis kommt eine große retrospektive Datenerhebung bei 580 Heilpraktikern und 495 Ärzten, die die Behandlung von 196.304 Patienten dokumentierte [1]. 90% der Befragten setzten Vitamin-C-Infusionen bei Patienten mit Infekten bzw. zur Stärkung des Immunsystems ein (Abb. 1). Mehr als jeder zweite Patient (57%) bekam Vitamin-C-Infusionen aufgrund eines grippalen Infektes oder zur Stärkung des Immunsystems bei rezidivierenden oder chronischen Infektionserkrankungen – und dies erfolgreich, denn 1026 der befragten Therapeuten sprachen sich für eine eindeutige Weiterempfehlung an Kollegen aus.

Diese Erfahrungen verwundern nicht, denn Vitamin C ist für eine optimale Immunfunktion erforderlich und Vitamin-C-Mangelzustände sind keine Seltenheit, insbesondere bei Patienten mit chronischen bzw. rezidivierenden Infekten oder chronisch entzündlichen Erkrankungen [2-6]. Die Wirkung des Vitamins auf das Immunsystem ist vielschichtig: Es verbessert Phagozytose, Chemotaxis, Proliferation von T-Lymphozyten, die Aktivität von natürlichen Killer-Zellen (NK-Zellen) sowie die Interferon-, Immunglobulin- und Komplementsynthese [7].

Erkältungen – Auf die Dosis kommt es an

In der Fach- und Publikumspresse wird der Einsatz von Vitamin C bei Erkältungskrankheiten häufig kontrovers diskutiert. Grund hierfür sind vor allem die Berichte der Cochrane Collaboration, die in der evidenzbasierten Medizin tonangebend sind. Bei der Cochrane Collaboration handelt es sich um ein international agierendes Netzwerk von Ärzten und Wissenschaftlern, die zur Bewertung medizinischer Therapien systematische Übersichtsarbeiten erstellen und in regelmäßigen Abständen aktualisieren. Im Fall von Vitamin C attestierte sie im Jahr 2007 weder eine prophylaktische noch eine therapeutische Wirkung bei grippalen Infekten [8], denn die durchgeführten Metaanalysen über Placebo-kontrollierte Studien zeigten keine signifikanten Unterschiede. Eine Ausnahme machten die Autoren allerdings bei Menschen, die be- ...

Literatur
Das umfangreiche Literaturverzeichnis finden Sie auf webarchiv.naturheilpraxis.de unter Webcode 140822.

Verfasser Kontaktadresse
Claudia Vollbracht
Diplom Humanbiologin, Fachreferentin Medizinische Wissenschaft     
Rainer Suda, Diplom Biologe, Heilpraktiker
Rainer Suda
Lagerstraße 48
26125 Oldenburg

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Naturheilpraxis 8/2014